Ärger um StiftungExponate der Luftfahrtgeschichte wandern von Köln nach Berlin

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Butzerilerhof 1300317

Auch die Fokker DR- I aus dem Ersten Weltkrieg steht wieder in Berlin. 

Köln – Die Stiftung Butzweilerhof hat ihre gesamte Sammlung mit Exponaten und Dokumenten zur Luftfahrtgeschichte dem Deutschen Technikmuseum in Berlin übergeben. Am Mittwoch vor Karneval transportierte das Museum die Gegenstände, darunter viele Bücher, Bilder und Skulpturen, aber auch zwei historische Flugzeuge, aus dem historischen Flughafengebäude Butzweilerhof in Ossendorf ab. „Da sind zwei Lastwagen weggegangen“, so die Stiftungs-Vorsitzende Christel Nickel-Mayer.

Bedauern über den Schritt

In Historikerkreisen wird der Schritt bedauert. Viele Gegenstände hätten einen großen Bezug zu Köln, sagt Werner Müller, Gründer des Luftfahrt-Archivs Köln. Unter anderem befinde sich ein Nachlass der berühmten Kunstfliegerin Liesel Bach in der Sammlung, die in den 1920er Jahren die erste Kölner Pilotin war und oft am Butzweilerhof anzutreffen war.

Viele Kölner hätten der Stiftung Nachlässe ihrer Familienmitglieder anvertraut, so Müller: „Solche Sachen sollten schon in Köln bleiben, das ist Kölner Stadtgeschichte.“

Ärger zwischen den Beteiligten

Christel Nickel-Mayers Entscheidung ist offenbar mit großem Ärger über die „Butzweilerhof Nicolaus Otto Park GmbH & Co. KG“ und die Stadtverwaltung verbunden. Die Gesellschaft hatte das historische Gebäude-Ensemble vor wenigen Jahren von der Stadt gekauft und verwandelt es nun in einen Erlebnispark für Oldtimer-Enthusiasten namens „Motorworld Köln Rheinland“ .

Die Stiftung habe in den Jahren zuvor 1,7 Millionen Euro in die Restaurierung des Flughafens investiert, so Nickel-Mayer. Dennoch werde diese Leistung nicht gewürdigt. Einnahmen aus der Vermietung von Räumen seien mit dem Verkauf der Gebäude weggefallen.

Und die Motorworld-Verantwortlichen hätten der Stiftung lediglich angeboten, „drei oder vier“ Vitrinen mit Exponaten zur Geschichte des Flughafens zu bestücken.

Unklar, wer von der Entscheidung wusste

„Ich fühle mich verschaukelt“, so Nickel-Mayer, deren vor Kurzem verstorbener Mann Edgar Mayer die Stiftung gegründet hatte und auch für die Sammlung verantwortlich zeichnete: „Das Ganze hier hat keinen Zweck.“

Insider bewerten ihre Entscheidung als „Trotzreaktion“ und Alleingang, was Nickel-Mayer abstreitet: Vorstand und Kuratorium seien in ihre Pläne eingeweiht gewesen. Christian Genzow, Mitgesellschafter der „Butzweilerhof Nicolaus Otto Park GmbH“, wusste jedoch nichts vom Abtransport der Sammlung nach Berlin: „Wir waren völlig erstaunt.“

Räume nicht mehr vermarktbar

Die Stiftung könne Räume des Flughafens nun tatsächlich nicht mehr vermarkten, sagt Genzow zu den Vorwürfen der Vorsitzenden: Aber die Gesellschaft habe sich „von vornherein“ verpflichtet, ausreichend Platz für die Sammlung zur Verfügung zu stellen.

Zudem sei geplant gewesen, auf einer Etage in einem Hangar eine Ausstellung zu organisieren. „Wir wollten auch die Flugzeuge aufhängen, damit sie für jeden sichtbar sind“, so Genzow. Von nur drei oder vier Vitrinen sei „definitiv“ keine Rede gewesen.

Die beiden Flugzeuge – eine Fokker Dr. I aus dem Ersten Weltkrieg und eine so genannte „Himmelslaus“ aus den 20er Jahren – waren Leihgaben des Berliner Museums. Man habe die Flugzeuge und die übrige Sammlung wegen der anstehenden Umbauten des Butzweilerhof-Empfangsgebäudes nach Berlin geholt, sagt Heiko Triesch, Leiter der Luft- und Raumfahrtabteilung im Deutschen Technikmuseum: „Wenn in einem Gebäude Bauarbeiten stattfinden, ist das für Museumsgüter ungünstig.“

Bestand der Stiftung nicht gefährdet

Die Sammlung werde jedoch nur zwischengelagert, die Stiftung behalte die Verfügungsgewalt, so Triesch: „Der Bestand der Stiftung ist nicht gefährdet.“

Auch Christel Nickel-Mayer erkennt die Bedeutung der Sammlung für Köln: „Ich hätte am allerliebsten gehabt, sie wäre in Köln geblieben, denn eigentlich gehört sie auch hierhin.“ Aber das Kölnische Stadtmuseum habe bereits vor zwei Jahren abgewunken. Für die Sammlung gebe es keinen Platz, habe es geheißen.

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