Bläck FöössTommy Engel kehrt auf die Kölner Millowitsch-Bühne zurück

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Vor den Theatervorstellungen wurde Klein-Tommy (10) von seinem Bühnenvater Willy Millowitsch geschminkt.

Vor den Theatervorstellungen wurde Klein-Tommy (10) von seinem Bühnenvater Willy Millowitsch geschminkt.

Köln – Im Spätsommer kehrt Tommy Engel auf die Bühne zurück, auf der er schon vor gut 55 Jahren als Zehn- und Elfjähriger erstmals gestanden hat. Im September gastiert der kölsche Sänger mit Band in der Volksbühne am Rudolfplatz, die bis zum Vorjahr noch Millowitsch-Theater hieß.

Dort spielte Klein-Tommy einst im Schwank „Drei Daach ahl Kölle“ und im „Nachtjackenviertel“ den Bühnensohn von Willy Millowitsch. Da dessen eigener Sohn, der spätere Theaterleiter und Schauspieler Peter Millowitsch, damals für die Kinderrolle schon zu groß war, wurde ein anderer kleiner Junge gesucht.

Onkel Willy war einverstanden

Tante Ully Engel-Hark, die zu der Zeit zum Ensemble zählte, brachte ihren Neffen zum Vorsprechen mit. „Onkel Willy, wie ich ihn damals nannte, war gleich einverstanden“, erinnert sich Engel, der vor den Aufführungen stets von seiner Tante oder vom Theater-Chef persönlich geschminkt und parat gemacht wurde.

!990 sang Tommy Engel mit Peter Müller (l.) und Willy Millowitsch.

!990 sang Tommy Engel mit Peter Müller (l.) und Willy Millowitsch.

An einen Satz bei einer Gerichtsszene erinnert er sich immer noch: „Papa, dä hät ald widder jesoffe“. Um 19 Uhr musste er damals im Theater an der Aachener Straße sein, gegen 23 Uhr machte er sich dann mit der Straßenbahn auf den Weg ins heimische Sülz.

Wieder auf der Millowitsch-Bühne

Fast den gleichen Weg legte er später mit dem Solex-Mofa oder dem Auto zurück. Denn als Sänger der Bläck Fööss stand Engel von 1979 bis 1993 alljährlich mit einem längeren Konzert-Gastspiel auf der Millowitsch-Bühne. Und das mit einer Reihe illustrer Gäste – von Jupp Schmitz, Hans Hachenberg und dem Colonia-Duett bis zu Wolfgang Niedecken und Klaus „Major“ Heuser von Bap oder auch Herbert Grönemeyer und Peter „De Aap“ Müller.

Der singende Boxer („Rädewumm, dä Jung, dä fällt nit um“) stand bei den Konzerten zum 20-jährigen Fööss-Bestehen mit auf der Bühne, genau wie Theaterprinzipal Millowitsch. Schließlich hatte der gemeinsam mit Niedecken und Jürgen Zeltinger auch das Intro des Jubiläums-Albums gesungen, das an die Seargent-Pepper-Scheibe der Beatles angelehnt war. 

Nach all den Jahren kehrt Engel nun eher unverhofft wieder ins Millowitsch zurück. Der Wunsch war schon länger da, aber terminlich hatte es nicht gepasst. Doch nun waren durch den Rückzug von Marc Metzger mit seinem Volkstheaterstück eine ganze Reihe von Terminen freigeworden – und das in der besten Theaterzeit. Und so spielen Engel, Pianist Jürgen Fritz mit Band dort an sechs Abenden im September.

Die Garderobenräume sehen noch genau so aus wie früher: der kölsche Sänger mit Pianist Jürgen Fritz und seinem neuen Gitarristen Till Kersting.

Die Garderobenräume sehen noch genau so aus wie früher: der kölsche Sänger mit Pianist Jürgen Fritz und seinem neuen Gitarristen Till Kersting.

Bis dahin ist auch der neue Gitarrist und Backgroundsänger Till Kersting (38) gut eingespielt. Der ersetzt seit dem Vormonat Pit Hupperten, der ja als Nachfolger von Peter Schütten zu den Fööss gewechselt ist. Eine gute Wahl, wie man beim ersten Kölner Gastspiel der umgebauten Formation in Chorweiler deutlich hören konnte. Kersting hatte auf Empfehlung von Gitarrist Helmut Krumminga – für den springt er ab und an bei Gerd Köster und Frank Hocker ein – bei Engel und Fritz vorspielen dürfen und war für gut befunden worden. Denn, so weiß er, „es gibt halt nicht viele, die Gitarre spielen und singen können.“

Tommy Engel ist ein Vorbild

Kersting ist seit 15 Jahren mit Peggy Sugarhill, der Sängerin von den Rockemarieche, liiert, ist in der Band von Schauspieler Tom Beck aktiv und leitet die Kapelle in der „Pussy Terror“-Show von Carolin Kebekus. Somit scheint er gut in der kölschen Szene angekommen. „Ich mag zwar die kölsche Feierkultur, aber zum Karneval zieht es mich eigentlich nicht hin. Ich muss nicht auf 300 Sitzungen rumspringen.“

Tommy Engel sieht er auch als Vorbild und Lehrmeister. „Der ist halt ein wahnsinniger Sänger, Entertainer und Geschichtenerzähler – ohne viel Kirmes zu machen.“

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Groß geworden ist der in Kassel geborene Kersting in einem Bauwagen eines Kulturzirkus, mit dem seine Mutter, eine frühere Lehrerin, umherzog, nachdem sie einen Schlagzeuger geheiratet und das Haus in Kassel aufgegeben hatte.

Als Zwölfjähriger entdeckte er für sich die Rolling Stones und tauschte seine Lego-Eisenbahn gegen eine Fender-Gitarre für Rechtshänder, die er als Linkshänder direkt umdrehte. „Ich guckte mir fast alles von anderen Musikern ab und wurde mit 14 in die Zirkusband gesteckt.“ Das war der Anfang einer Musik-Karriere.

Kersting zog es nach Köln

Als dem Zirkus zehn Jahre später die Luft ausging, zog es Kersting nach Köln. Er war musikalischer Leiter am Theater „Der Keller“, bekam als Mitglied des Vokalensembles Tuesdays! einen Plattenvertrag und nahm 2002 am Grand-Prix-Vorentscheid teil, absolvierte viele Fernsehshows, tourte mit Schlagerstars und nahm eigene Alben auf.

Seine besondere Vorliebe gilt den Rockabilly-Klängen. Davon gibt es bei Engel eher wenig. „Doch. Bei der neuen Version von »Ene Besoch em Zoo« darf ich mich austoben. Aber viele der Songs hier im Repertoire sind von den 50er und 60er Jahren beeinflusst. Das passt schon.“

Tommy Engel und Band spielen mit einem eigens für die Theaterbühne konzipierten Programm am 8., 9. und 10. sowie am 15., 16. und 17. September in der Volksbühne am Rudolfplatz – Freitag und Samstag jeweils um 19.30 Uhr, Sonntag um 17.30 Uhr. Eintrittskarten kosten 38,30 Euro (inklusive Gebühren).

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