Vorbereitung auf LegalisierungHier gründen sich erste Cannabis-Social-Clubs in Köln

Lesezeit 5 Minuten
In Köln gründen sich die ersten Cannabis-Social-Clubs, wie hier in Ehrenfeld.

In Köln gründen sich die ersten Cannabis-Social-Clubs, wie hier in Ehrenfeld.

Wird Köln zur Kifferstadt? Wir haben uns angesehen, wie die Stadt sich auf die Legalisierung vorbereitet – mit Cannabis-Clubs und möglichen Shops.

Die von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) vorangetriebene Legalisierung von Cannabis schreitet voran. Und Köln bereitet sich vor. In der Stadt tut sich einiges, damit nach der Legalisierung unmittelbar straffrei Cannabis angebaut, verkauft und konsumiert werden kann. Zum einen gründen sich die ersten Cannabis-Social-Clubs, zum anderen bereiten Händler sich auf die Abgabe in Geschäften vor. Im Mai beschloss der Stadtrat, dass Köln dafür Modellstadt werden soll. Wird Köln zur Kifferstadt? Ein Überblick.

Cannabis-Legalisierung erfolgt in zwei Schritten

Nach der Sommerpause des Bundestags will Karl Lauterbach seinen Gesetzentwurf zur Cannabis-Legalisierung präsentieren. Die ersten Eckpunkte stellte er im April vor. Die Legalisierung ist dabei in zwei Schritten geplant, mit dem CaRe-Modell. Die Abkürzung steht für Club-Anbau und Regionalmodell. Der Club-Anbau sieht die Gründung sogenannter Cannabis-Social-Clubs vor. Laut Bundesgesundheitsministerium soll es sich um „nicht-gewinnorientierte Vereinigungen“ handeln, die unter den gesetzlichen Rahmenbedingungen gemeinschaftlich „Cannabis zu Genusszwecken anbauen und an Mitglieder für den Eigenkonsum abgeben“ dürfen.

Die ersten dieser Cannabis-Social-Clubs befinden sich in Köln gerade in der Gründung. Aufgrund der noch unklaren Gesetzeslage ist es aber schwierig, mit Mitgliedern zu sprechen. „Momentan befinden wir uns noch mitten im Prozess und können daher leider keine genauen Informationen geben“, antwortet beispielsweise der „Cannabisclub Cologne“, der immerhin schon mit einer professionell aufgebauten Internetseite präsent ist.

Kölner Cannabis-Clubs gründen sich - sind aber noch zurückhaltend

Das Münchner CBD-Unternehmen „Hanf im Glück“ meldet sich auf Anfrage des „Kölner Stadt-Anzeiger“ erst gar nicht zurück. CBD steht für Cannabidiol, das aus Hanf gewonnen wird, aber kein THC enthält und damit keine berauschende Wirkung hat. Es ist frei verkäuflich. Auf der eigenen Webseite wirbt „Hanf im Glück“ schon groß mit der Gründung von gleich 17 Cannabis-Social-Clubs – unter anderem in Köln.

Der Club solle sich „dem Anbau von qualitativ erstklassigem Cannabis für den persönlichen Gebrauch“ widmen. „In geschlossenen Räumlichkeiten kümmern sich versierte Gärtner um den Anbau“, heißt es. Gemeinschaftlicher Anbau in Vereins-Atmosphäre klingt anders. Wo der Club entstehen soll, ist unklar. Voranmelden kann man sich aber bereits.

Ehrenfelder CDB-Shop sucht nach Mitgliedern

Auch das Kölner CBD-Unternehmen „The Herbalist“ bereitet sich auf die Gründung eines Cannabis-Social-Clubs vor. In Köln hat „The Herbalist“ drei Filialen. Im Fenster des Ehrenfelder Ladenlokals hängt bereits ein Plakat: „Wir gründen einen Cannabis Social Club!“steht darauf. Über einen QR-Code gelangen Interessierte direkt zu einem Formular.

„The Herbalist“ ist ein CBD-Shop in Köln-Ehrenfeld.

„The Herbalist“ ist ein CBD-Shop in Köln-Ehrenfeld.

500 Mitglieder sucht „The Herbalist“ für die Gründung eines eigenen Clubs. Auf die Interessentenliste werde man zurückkommen, „sobald wir die Genehmigung dafür erhalten haben. Wenn ihr also Lust habt, von uns gewohnte Qualität auch in der THC-haltigen Variante zu erhalten, dann tragt euch ein“, so „The Herbalist“. Über den Club dürften die Mitglieder dort monatlich maximal 50 Gramm THC-Blüten erwerben, um ihren persönlichen Bedarf zu decken.

Aachener Cannabis-Unternehmer spricht über Marihuana-Shops

Während Säule eins der Cannabis-Legalisierung und damit die Einführung von Social-Clubs schon nach der Sommerpause umgesetzt werden könnte, sieht Lars Möhring die Umsetzung von Säule zwei und damit eine Legalisierung von Verkaufsstellen in Modellstädten erst Mitte bis Ende kommenden Jahres auf Städte wie Köln zukommen. Der Unternehmer aus Aachen vertreibt als Chef der Firma Enua seit fünf Jahren Cannabis zu medizinischen Zwecken, das vor allem in der Schmerz- und Palliativmedizin eingesetzt wird. 24 Tonnen des Arzneistoffes importiert die gesamte Industrie dafür pro Jahr aus Ländern wie Portugal, Dänemark oder Kanada.

Lars Möhring ist Cannabis-Unternehmer aus Aachen.

Lars Möhring ist Cannabis-Unternehmer aus Aachen.

Sollte das Gesetz kommerzielle Abgabestellen in Modellregionen erlauben, könnten laut Möhring in Köln Fachgeschäfte entstehen, die an strenge Lizenzen und Rahmenbedingungen gebunden sein werden. „Da wird dann beispielsweise alles behördlich überwacht, vor allem die Transparenz der Lieferketten und die Qualitätsstandards“, sagt Möhring. Was das bedeutet, weiß Möhring aus eigener Erfahrung vom Vertrieb von Medizinprodukten. „Bevor wir beispielsweise neue Lieferanten aus Kanada beauftragen, fliegen wir zusammen mit der Landesbehörde dorthin und dann wird erst einmal alles überprüft und auditiert. Erst dann darf der Rohstoff an uns geliefert werden.“

Cannabis-Unternehmer über Preis für legales Marihuana

Ähnlich stellt sich Möhring das auch bei Cannabis zum Freizeitkonsum vor. Zu klären wäre noch, wo das in Städten wie Köln angebotene Produkt hergestellt werden müsste: Dürfen es Händler nur aus Deutschland beziehen, aus der EU oder auch aus Drittstaaten? „Kanada zum Beispiel käme als Lieferant in Frage. Dort herrscht eine solche Überproduktion, dass 400 Tonnen im Jahr sogar verbrannt werden.“ In etwa auf dieselbe Höhe schätzt Möhring den Bedarf an Freizeitcannabis in Deutschland pro Jahr.

Da die oberste Maxime des Legalisierungsvorhabens in der Austrocknung des Schwarzmarktes mit seinen oft minderwertigen und gesundheitsschädigenden Produkten liegt, wird laut Möhring die Preisgestaltung in den Abgabestellen ein entscheidender Faktor sein. „Auf dem Schwarzmarkt kostet ein Gramm Gras derzeit acht bis zehn Euro. Daran wird sich der Handel auch orientieren.“ Der Kunde erhalte so für das gleiche Geld ein staatlich geprüftes Produkt.

„Viele werden sich gegen eine legale Abgabe in Köln entscheiden“

Um dem Schwarzmarkt dauerhaft die Stirn bieten zu können, hält Möhring aber auch eine Zulassung des Online-Handels für nötig. Bislang ist das nicht angedacht. „Aber stellen Sie sich vor, Sie sitzen hier in Aachen und die nächste Modellstadt ist in Köln und damit über eine Stunde Zugfahrt entfernt, mein Schwarzmarktdealer von der holländischen Grenze ist dagegen in 15 Minuten bei mir vor Ort – da werden sich dann viele gegen die legale Abgabe in Köln entscheiden.“ Im medizinischen Bereich erfolgt die Lieferung von Cannabis-Produkten übrigens schon heute nach Übermittlung eines Rezepts problemlos per Kurier durch die Apotheke.

Um den Jugendschutz zu gewährleisten, wird die Prävention in Schulen eine große Rolle spielen, sagt Möhring. „Außerdem stelle ich mir beispielsweise eine Zweifachauthentifizierung in den Abgabestellen vor. Das heißt: Der Ausweis muss schon beim Eintreten in den Laden gezeigt werden und beim Bezahlen dann nochmal.“ Zudem plant die Bundesregierung, dass das Gesetz gewisse Vorschriften hinsichtlich der Lage der Shops machen werde. „Die Abgabestellen müssen dann Mindestabstände von Schulen oder Sportvereinen einhalten.“

KStA abonnieren