Marienberger Hof in LindweilerAnwohner klagen über Betrunkene vor Kiosk

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Der Kiosk liegt direkt am Fußweg, der zum Ladenzentrum Marienberger Hof führt.

Der Kiosk liegt direkt am Fußweg, der zum Ladenzentrum Marienberger Hof führt.

Lindweiler – „Aus gesetzlichen Gründen ist der Verzehr von Alkohol im und direkt vor dem Laden nicht erlaubt“ ist auf einem Schild an der Kiosk-Tür zu lesen. Es ist kalt an diesem Morgen, trotzdem herrscht schon Betrieb auf dem Weg zum Ladenzentrum Marienberger Hof.

Drei Männer schlendern auf und ab, halten Ausschau, scheinen auf irgendwas zu warten, einer wärmt sich an einem Pappbecher die Hände. Alkohol konsumiert keiner. Im Laufe des Tages wird sich das mit einiger Wahrscheinlichkeit ändern, wie Anwohner berichten: Hauptsächlich seien es Männer, sie bevölkerten die Gasse zum Marienberger Hof, und je weiter der Tag voranschreite, umso mehr steige der Alkoholkonsum.

Mieter vom „Haus Baden“ ärgern sich

Die ständige Gegenwart von Betrunkenen vor der Haustür ist besonders für die Mieter von „Haus Baden“ ein Ärgernis. Der Hauseingang der Wohnanlage, in der hauptsächlich ältere Menschen leben, befindet sich in unmittelbarer Nachbarschaft zum Kiosk.

Kürzlich wurde im Veedelsbeirat über das Thema diskutiert. Das Gremium begleitet die Umsetzung des Integrierten Handlungskonzepts (IHK) – das ist ein Maßnahmenkatalog, der dazu beitragen soll, die Lebensqualität in Lindweiler zu verbessern. Finanziert wird das IHK zu 80 Prozent aus Landesmitteln, das Gesamtvolumen beträgt 4,7 Millionen Euro.

Zentraler Bestandteil ist die Sanierung des Ladenzentrums Marienberger Hof: Für rund 300000 Euro wird der Platz aufgewertet, es sollen etwa Pflanzenkübel und neue Sitzmöbel aufgestellt werden. Die Sanierung ist im Jahr 2018 geplant.

Noch ist das Geschäftszentrum allerdings in einem beklagenswerten Zustand, die Pächter der Ladenlokale wechseln oft, nur der Supermarkt ist eine feste Konstante. Dass Alkoholabhängige regelmäßig am Marienberger Weg herumstehen und den Zugang zum Platz blockieren, sorgt noch zusätzlich für Unmut unter den Anwohnern.

Kiosk als Trinkhalle ausgewiesen

Jedoch: Der Kiosk sei als Trinkhalle ausgewiesen, erklärt Uwe Kaven vom Ordnungsamt, daher sei der Verkauf von Alkohol „über die Straße“ erlaubt, verboten sei nur, eine Flasche im Laden oder direkt davor zu leeren. Auf der Straße beginne nach wenigen Metern der öffentliche Raum, dort ende der Verantwortungsbereich des Ladenbesitzers.

Mit der Presse möchte dieser offenbar nicht sprechen, trotz zahlreicher Bemühungen gelingt es dem „Kölner Stadt-Anzeiger“ nicht, zu ihm Kontakt aufzunehmen. Ein Mann, der angibt, im Kiosk als Aushilfe zu arbeiten, sagt am Telefon: „Wir achten darauf, dass das Alkoholverbot eingehalten wird, wenn sich die Leute aber etwas weiter weg hinstellen, können wir nichts machen.“

Alkohol-Verbotsschild ohne Wirkung

Das Amt für Stadtentwicklung hat bei der Umsetzung des IHK die Federführung. Vanessa Weller, IHK-Geschäftsführerin, sagte bei der Sitzung des Veedelbeirats, es habe eine Begehung gegeben, Ordnungsdienst und Polizei würden „im Rahmen ihrer Möglichkeiten“ kontrollieren.

Der Zustand sei weiter untragbar, das Alkohol-Verbotsschild habe keine Wirkung, schimpfte Brigitte Pfotenhauer. Sie engagiert sich ehrenamtlich für die Senioren in Haus Baden und meldete sich als einfache Bürgerin zu Wort. „Ich habe selbst Frust, wenn ich an den Betrunkenen vorbei muss“, erklärte sie. „Im Kasten vor dem Kiosk deponieren sie ihren Alkohol, oft schon um 9 Uhr morgens sind einige nicht mehr ansprechbar, auch viele Kinder müssen auf dem Weg zur Schule oder Kita da durch.“

Die Kiste, eigentlich das Depot für Presseerzeugnisse, werde von den Kunden oft umfunktioniert, hat auch Beiratsmitglied Dirk Bachhausen beobachtet: „Die sitzen da drauf oder benutzen sie als Thekenersatz.“ Der Veedelsbeirat fordert nun von der Stadt, den Bereich regelmäßig zu kontrollieren und alkoholisierten Personen einen Platzverweis zu erteilen. Zudem wünscht er einen Bericht in der Sitzung Ende April.

„Wir werden ständig verjagt“

Auf die Nachricht, dass sie im Quartier als Störenfriede gelten, reagieren die drei Männer, die sich an jenem Morgen draußen aufhalten, eher belustigt. „Uns hier wegzukriegen, das klappt im Leben nicht!“, ruft ein 34-Jähriger aus. Seinen Namen möchte er nicht nennen. „Wir werden ständig verjagt, den Hausdurchgang am Marienberger Weg haben sie wegen uns extra zugemauert, irgendwo müssen wir doch hin.“

Ein 55-Jähriger beteuert: „Wir sind harmlos.“ Er sei arbeitslos, lebe allein, zu Hause falle ihm die Decke auf den Kopf. „Ich wünsche mir in Lindweiler eine Arbeitslosenkneipe“, sagt er mit treuherzigem Blick.

Anwohner nehmen häufig anderen Eingang

Edeltraud Kühn (Name geändert) bestätigt dagegen die Schilderung von Pfotenhauer: „Alle haben Angst“, sagt die 61-Jährige. „Ich nehme oft den anderen Hofeingang, um nicht Spalier laufen zu müssen.“ Im Sommer sei es besonders krass. „Leute binden ihre Hunde am Zaun fest, sitzen und trinken. Nachts pinkeln sie unter meinem Fenster ans Haus.“

Das Wohnungsunternehmen Haus Baden teilte mit, es hätten sich Mieter bei der Hausverwaltung beklagt. Im vergangenen Jahr habe man einen Brief an den Eigentümer der Immobilie geschrieben, in der der Kiosk untergebracht ist. Der habe zugesagt, mit dem Ladenpächter zu reden. Anja Zimmermann von Haus Baden betont: „Unsere Mieter sollen sich wohl fühlen, in einem angenehmen Umfeld ohne Probleme leben können.“

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