DSDS-Siegerin Elli Erl„Ich würde nie im Leben von Köln nach Düsseldorf ziehen“

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Elli Erl mit ihrem Hund im Volksgarten, wo sie gerne spazierengeht.

Elli Erl mit ihrem Hund im Volksgarten, wo sie gerne spazierengeht.

Köln – Frau Erl, Sie kommen ursprünglich aus Bayern: Was hat Sie dazu bewogen, ihren Lebensmittelpunkt nach Köln zu verlagern?

Das war zum einen der Sieg bei der Casting-Show „Deutschland sucht den Superstar“ (DSDS) und der geschicktere Standort, zum Beispiel durch das Management. Und die Liebe. Das waren die zwei Faktoren, warum ich dann im Mai 2004 nach Köln gezogen bin.

Sie sind der Stadt seitdem treu geblieben. Was reizt Sie so an Köln?

Die Stadt ist total übersichtlich. Sie ist nicht riesengroß, man ist schnell von A nach B unterwegs, ob mit dem Fahrrad oder mit der Bahn. Ich mag den Schlag Mensch hier total gerne. Man ist super schnell angekommen hier, Köln macht es einem wirklich leicht. Das ist in Bayern etwas anders. Die Kölner sind echt ein lustiges, entspanntes Völkchen.

Sie wohnen in der Kölner Südstadt, in der Nähe des Volksgartens: Was macht dieses Veedel für Sie aus?

Ich habe von Anfang an in der Südstadt gewohnt und so schnell Anschluss gefunden. Das hat ja schon fast was Dörfliches. Du kennst die Dame an der Wursttheke, du hast deinen Optiker, dein Büdchen, deinen Bäcker – ich mag das.

Haben Sie innerhalb des Veedels einen bestimmten Bereich, in dem Sie sich bewegen?

Ich bin oft in der Ecke Alteburger Straße und die Merowinger Straße unterwegs. Das ist meine Einkaufsstraße. Wenn ich abends weggehen oder essen gehen möchte, dann gehe ich wahnsinnig gerne in die Speisekammer. Der gehört der Ruth und die kommt auch aus Bayern und dann kann ich mal bayrisch reden. Jetzt vor allem im Sommer, wenn man dann draußen sitzen kann, ist die Südstadt traumhaft schön. Ich habe mit dem „Bom Dia“ das coolste Büdchen bei mir gegenüber. Da läuft immer Musik und da sitzt immer jemand, den du kennst.

Für Ihren Job als Lehrerin pendeln Sie täglich nach Düsseldorf, warum ziehen Sie nicht nach Düsseldorf?

Ich würde nie im Leben nach Düsseldorf ziehen. Ich habe meinen Lebensmittelpunkt in Köln. Wenn ich Köln jemals verlassen sollte, dann würde ich nach Bayern gehen. Aber um Gottes Willen nicht nach Düsseldorf.

Was spricht dagegen?

Ich bin seit mehr als 13 Jahren in Köln, habe hier meine Läden. Ich mag das hier einfach. Ich finde schon, dass Düsseldorf eine sehr schöne Stadt ist, aber eben auch ein Kaff. Dann triffst du permanent Schüler und Eltern. So komme ich aus der Schule nach Köln und kann tun und lassen, was ich möchte und muss nicht das Gefühl haben, dass ich hier gleich einem Schüler über den Weg laufe. Nicht, dass ich hier besoffen in der Ecke rumhängen würde. Aber Kollegen, die in Düsseldorf wohnen, sagen, dass es manchmal ein bisschen ätzend ist, wenn du an der Wursttheke die Eltern triffst. Die fragen dann: Wie macht sich denn jetzt mein Kind gerade so? Und das nervt dann manchmal.

Die Südstadt ist in Köln Studenten-, Kneipen und Partybezirk. Sind Sie also immer noch die Rampensau, wie man sie von DSDS kennt?

Nein, gar nicht. Mein Wecker klingelt unter der Woche um halb 6 Uhr morgens. Ich gehe echt gerne abends irgendwo was essen oder was trinken. Ich bin nicht so die Kneipengängerin. Wenn jetzt das Wetter schön ist, kann es auch mal was länger werden, dass man sich irgendwo in den Park setzt und den Grill anschmeisst.

Erkennen Sie die Leute noch?

Manchmal passiert das, ja. Häufig passiert es, dass die Leute sagen: „Sie kenne ich irgendwo her.“ Die kommen dann nicht direkt drauf und fragen dann: „Sind Sie vielleicht eine Bekannte meines Sohnes?“ Die überlegen dann und vielleicht fällt es denen dann später, wenn sie schon wieder Zuhause sind, wieder ein.

Wissen Ihre Schüler denn, dass Sie mal die damals größte Castingshow Deutschlands gewonnen haben?

Das hat sich rumgesprochen. Das ging super schnell. Mittlerweile sind es nicht mehr die Schüler, sondern die Eltern der Schüler, die dann in meinem Alter sind. Die haben das dann damals mitverfolgt. Die bekommen das mit und erzählen das ihren Kindern.

Wollten Sie denn schon immer Lehrerin werden, wenn es nicht mit der Musik klappt?

Dass ich Lehrerin werden will, war grundsätzlich immer mein Plan A. Mein Vater ist Lehrer und meine beiden Brüder sind Lehrer. Dann kam halt die Musik dazu, mit 15 war ich in meiner ersten Band. Dann kam DSDS und ich dachte: Jetzt hast du mal die Chance, das zu machen. Die damalige Plattenfirma und ich haben uns dann relativ schnell getrennt und dann habe ich erstmal sechs Jahre Musik gemacht. Damit ich das aber entspannt machen kann, habe ich 2005 mein erstes Staatsexamen gemacht. Mit 30, das war 2009, habe ich so ein bisschen den Spaß an der Musik verloren, weil es nicht so funktionierte, wie ich mir das vorgestellt habe. Und dann wäre mein erstes Staatsexamen irgendwann verfallen und ich wäre ja schön blöd gewesen, wenn ich nicht weitergemacht hätte. Ich hatte zu dem Zeitpunkt das Gefühl, dass ich alles versucht und nichts verpasst habe. Das war mich wichtig.

Wie war die Umstellung für Sie?

Ich bin an eine wunderschöne Schule in Düsseldorf gekommen. Ich musste mich zwar erstmal daran gewöhnen, dass ich Frau Erl war und nicht mehr Elli und musste plötzlich Hosen anziehen, die nicht mehr so große Löcher hatten. Aber ich bin an einer Schule mit musischem Schwerpunkt, sprich mit Musik als Hauptfach. Ich kann mich da total ausleben.

Hat die Casting-Vergangenheit Einfluss auf Ihren Musik-Unterricht?

Natürlich ist das Thema Casting-Show ab und zu Thema bei den Kids. Ich sage den Kindern aber immer: Solltet ihr jemals vorhaben, an einer Casting-Show teilzunehmen, dann fragt mich bitte vorher. Ich möchte ja nicht, dass die sich da blamieren und dass denen klar ist, was man da so unterschreibt und auf was man sich da so einlässt. Grundsätzlich liegt die Entscheidung natürlich bei jedem selbst beziehungsweise dann beim Einverständnis der Eltern.

Viele Musiker versuchen, die Deutschland-sucht-den-Superstar-Casting-Show als Bühne für eine große Musikkarriere zu nutzen. Sie wollten sich dagegen schnell abnabeln. Warum?

Ich hätte DSDS auch gerne als Bühne genutzt, aber das ging nicht. Da gibt es Radiosender, die dich nicht spielen, Konzertveranstalter, die dich nicht auftreten lassen, weil es immer heißt: DSDS machen wir nicht. Auch Jahre danach noch. Ich finde das schade, dass das eben nicht so ist. Ich war aber halt auch nicht im Schlager-Bereich unterwegs, sondern eher in dieser Pop-Rock-Ecke. Für diese Schiene ist DSDS nicht gemacht. Ich hatte meine Art Musik zu machen und eine relativ klare Vorstellung – und das passte dann mit DSDS nicht zusammen. Leider.

Der DSDS-Sieger hat ja mittlerweile auch einen Ruf, dass er nach einer halben Woche in der Versenkung verschwindet… Voll! Das war aber auch damals schon so, obwohl das die zweite Staffel war. Bei mir war es so, dass man mich in eine Schiene pressen wollte. Das habe ich gar nicht verstanden, weil die Leute mich wegen etwas anderem gewählt haben. Ich hatte damals den Stempel „Rockröhre“, was natürlich auch irgendwie passte, weil das so meine favorisierte Musikrichtung war: Das rockige, aber trotzdem irgendwie poppig und gefällig. Dann habe ich nicht verstanden, warum wir nicht genau diese Richtung machen. Das war auch für die Zuschauer sehr verwirrend am Anfang. Meine erste Platte war weder Fisch noch Fleisch.

Spielen Sie denn heute noch?

Bis 2015 habe ich mich dann ziemlich auf die Schule konzentriert. Ich habe bis ins vergangene Jahr kaum mehr Musik gemacht, auch für mich die Gitarre kaum mehr in der Hand gehabt. Ich hatte irgendwie den Spaß verloren. Dann habe ich mir gesagt, dass sich das wieder ändern muss und habe mich dann auch auf einer Plattform angemeldet, bei der man sich ein Profil erstellen kann. Ich bin mir dann auch nicht zu schade, vielleicht mal auf einer Hochzeit zu spielen. Ich möchte einfach wieder anfangen Musik zu machen, und das gar nicht vordergründig wegen des Geldes. Wenn ich ein paar Euro verdiene, ist es schön und wenn nicht, ist es auch egal. Ich kann mir jetzt quasi aussuchen, was ich mache.

Was für Musik machen Sie?

Also ich mache auch Covermusik, fange aber wieder an eigene Sachen mit meiner Freundin aktuell zusammen zu schreiben. Wir sind witzigerweise auch so ein bisschen in die kölsche Ecke reingerutscht, haben bei „Loss mer singe“ mitgemacht und einen Förderpreis gewonnen. Das ist jetzt gerade so ein Selbstläufer. In der Südstadt war vor kurzem die Südstadt-Safari, da haben wir abends in der Speisekammer gespielt, das war sauschön. Jetzt im Sommer läuft das ganz gut, das reicht aber auch. Die Sommerferien halte ich mir komplett frei, da spiele ich gar nicht. Da möchte ich in den Urlaub fahren. Im Herbst oder Winter kommt vielleicht der eine oder andere Weihnachtsmarkt, da spielen wir öfter mal zum Beispiel am Dom. Das ist ganz entspannt. Vielleicht wird es auch irgendwann mal wieder die CD.

Eine genaue Planung gibt es aber nicht?

Nein. Ich habe das Gefühl, dass es einfach besser läuft, wenn ich alles auf mich zukommen lasse und mir gar nicht so einen großen Kopf mache. Ich habe eine volle Stelle als Lehrerin. Ich finde, das ist ein extrem anstrengender Beruf, der mich sehr einnimmt und ich muss erstmal die Zeit überhaupt haben, mich auf eigene Sachen zu konzentrieren. Ich habe ein Sabbatjahr 2021, da spare ich jetzt quasi an. Spätestens 2021 möchte ich die Songs für ein eigenes Album aber zusammen haben. Das ist jetzt mal die ganz grobe Planung.

Das Gespräch führte Niels Altenmüller 

Zur Person

Elisabeth Maria Erl, 1979 in Straubing geboren,  gewann 2004 die  zweite Staffel der RTL-Castingshow „Deutschland sucht den Superstar“. Erl studierte bis Ende  2005 an der Universität Regensburg Musik und Sport für das Realschullehramt. Hauptberuflich arbeitet sie heute als Lehrerin für Musik, Englisch und Sport an einer Düsseldorfer Realschule. Sie lebt in der Südstadt. (ksta)

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