Wiederaufbau in NeuehrenfeldLansstraße feiert sich selbst

Lesezeit 3 Minuten
Die Lansstraße.

Die Lansstraße.

Neuehrenfeld – Einen schöneren Rahmen hatte das Fest in der Lansstraße in seiner mehr als 20-jährigen Geschichte wohl noch nie. Frisch verputzte Fassaden und neue Ziegeldächer ließen die kleine Privatstraße, die zwischen zwei Torbögen im Häuserblock von Iltis-/Taku- und Dechenstraße liegt, beinahe wie eine Filmkulisse wirken. Anwohner und Gäste ließen es sich bei Kaffee und Kuchen, Kölsch und Grillspezialitäten gut gehen. Kleine Besucher durften derweil in den Bäumen klettern – gut gesichert mit Seilen und fachkundig angeleitet.

Das 100-jährige Bestehen der im Jahr 1914 fertiggestellten Straße war nur ein Anlass für die Feier. Der zweite und vielleicht noch bedeutendere war der Abschluss des Wiederaufbaus von sieben Häusern. Sie waren vor fast genau zwei Jahren bei einem verheerenden Dachstuhlbrand stark beschädigt worden. Dadurch wurden die Bewohner von 13 Wohnungen zunächst obdachlos.

Die Wohnungsgenossenschaft Die Ehrenfelder ließ die Häuser wiederaufbauen. Auch jene Häuser, in denen es nicht gebrannt hatte, erhielten neue Dächer und Fassadenanstriche. Wegen der Bauarbeiten musste das traditionelle Nachbarschaftsfest im vergangenen Jahr ausfallen.

Versteckt liegende Straße

„Die Genossenschaft hat wirklich viel für uns getan“, sagt Frank Zeyen. Er organisiert mit einem kleinen Kreis Aktiver jährlich das Straßenfest. Er gehörte zu den Betroffenen, die vorübergehend in eine andere Wohnung ziehen mussten. Für ihn stand jedoch von Anfang an fest, dass er wieder in die Lansstraße zurückkehren würde. „Man will doch nicht weg von hier. Die Straße bietet ein einzigartiges Lebensgefühl.“ Ein bisschen erinnert die versteckt liegende Straße mit ihren zweistöckigen Häuschen an die Hofjes in niederländischen Städten wie Amsterdam oder Groningen. Man wohnt eng beieinander. Ein gut nachbarschaftliches Verhältnis dabei ist von großer Bedeutung. Bis vor 30 Jahren gab es noch Autoverkehr in der Straße – 1984 wurde sie umgestaltet. Seitdem dürfen Autos nur bis zu den Garagen in Nähe der Toreinfahrten an der Iltis- und der Takustraße fahren. Im übrigen Teil der Lansstraße haben Fußgänger das Vorrecht.

Die Toreinfahrten wurden im Zuge der Wiederaufbauarbeiten ebenfalls erneuert. Sie liegen nun einige Zentimeter tiefer als vorher, damit auch Leiterwagen der Feuerwehr hindurch passen. Das war nämlich bei der Brandkatastrophe vom 21. September 2012 nicht ohne weiteres möglich.

Damals mussten Leitern zunächst ab- und wieder aufmontiert werden, damit die Fahrzeuge ins Innere des Häuserblocks gelangen konnten. Wertvolle Zeit ging dadurch verloren. Jeder in der Lansstraße hofft natürlich, dass niemals mehr ein Feuerwehrauto die Tordurchfahrt passieren muss, selbst wenn das nun besser möglich ist als vorher.

Die Straßenamen des Neuehrenfelder „Chinesenviertels“ haben die deutsche Beteiligung an der Niederschlagung des „Boxeraufstandes“ in China, Juni 1900, als Hintergrund. Korvettenkapitän Wilhelm von Lans war als Kommandant des Kanonenbootes „Iltis“ beim Beschuss des „Taku-Forts“ am Chinesischen Meer im Einsatz.

KStA abonnieren