Ehemaliger Güterbahnhof in EhrenfeldBürger können Vorschläge zur Bebauung einreichen

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Die ehemalige Güterhalle soll stehenbleiben und kulturellen Zwecken dienen.

Die ehemalige Güterhalle soll stehenbleiben und kulturellen Zwecken dienen.

Ehrenfeld – Überwältigend war das Interesse an der Informationsveranstaltung zu den Planungen für das Gelände des ehemaligen Güterbahnhofs Ehrenfeld. Nicht nur die konstant große Nachfrage nach Wohnungen ist dafür ein Grund. Große Projekte, die offenkundig Auswirkungen auf den Stadtteil haben, erzeugen in Ehrenfeld stets großen Gesprächsbedarf. 

Daher bekam Petra Bossinger, SPD-Fraktionsvorsitzende in der Bezirksvertretung, viel Beifall von den mehr als 150 Zuhörerinnen und Zuhörern, als sie sagte: „Wir fanden es schade, dass die Stadtverwaltung auf eine Infoveranstaltung verzichtete und die Offenlage der Pläne und die Beteiligung der Bürger nur im Stadthaus und via Internet stattfinden.“ Daher lud die SPD zur offenen Mitgliederversammlung zum Thema Güterbahnhof ins Bürgerzentrum.

450 Wohnungen sind geplant

Der einstige Warenumschlagplatz war lange Zeit nur als mögliches Gewerbegebiet im Gespräch, aufgrund des Lärms eines Schrottverwertungsbetriebs unmittelbar an der Bahnstrecke. Das Unternehmen Aurelis Real Estate, dem das Gelände gehört, will mit einer zwölf Meter hohen und 500 Meter langen Wand das Gelände vor dem Lärm abschirmen und somit den Bau von Wohnungen ermöglichen.

450 Wohnungen – in unterschiedlichen Größen und Preislagen – sollen auf dem Areal zwischen Bahnstrecke, Maarweg und Vogelsanger Straße einmal gebaut werden. Wann die ersten Mieter einziehen können, weiß aber noch niemand, denn zurzeit ist gerade mal der Bebauungsplan für das 72 000 Quadratmeter große Gelände des früheren Güterbahnhofs Ehrenfeld in der Diskussion. Es ist aber nicht sicher, ob diese im Laufe des Jahres 2017 abgeschlossen werden kann. Erst wenn dieser Planentwurf vom Rat beschlossen ist, besteht Planungsrecht.

Auf welchem Preisniveau liegen die geplanten Wohnungen?

Noch ist nicht ganz klar, wie viele der Wohnungen im unteren Preisniveau liegen und wie viele eher teuer sein werden. Nur ein Fünftel der Wohnungen werde öffentlich gefördert sein, erklärte Aurelis-Projektleiter Holger Coers. Das Unternehmen müsse sich nämlich nicht an das vom Rat beschlossene „Kooperative Baulandmodell“ und der Verpflichtung zu 30 Prozent gefördertem Wohnungsbau halten.

Wegen der hohen Investition in den Lärmschutz könne man die Nichtangemessenheit dieser Forderung geltend machen. „Wir setzen diese 20 Prozent freiwillig fest“, sagte Coers. Die öffentlich geförderten Wohnungen sollen auch nicht in einem Teil des Gebiets konzentriert werden, sondern auf die vier geplanten Wohnkarrees verteilt werden.

Viele Besucher reagieren skeptisch

Viele Besucher im Bürgerzentrum reagierten vor allem darauf sehr skeptisch. Einige, die sich zu Wort meldeten, riefen dazu auf, nicht zuletzt deswegen von der Möglichkeit der Bürgerbeteiligung Gebrauch zu machen. Die Frist dazu läuft noch bis zum 16. Januar. Auf der städtischen Internetseite können Bürger online Eingaben an das Stadtplanungsamt schicken.

Das neue Quartier mit vier Wohnkarrees sowie Bauten für Gewerbe, Kultur und möglicherweise auch einem zwölfstöckigen Hotel ist bereits in groben Zügen von renommierten Stadtplanern konzipiert. Der Verein „Jack in the Box“, eine Beschäftigungsinitiative war acht Jahre lang Zwischennutzer einiger Gebäude, die jedoch weichen müssen.

Zwölfstöckiges Hotel geplant

Der Verein hat in Bayenthal eine neue Bleibe. „Wir wollen wieder nach Ehrenfeld zurückkommen und die alte Güterhalle im östlichen Teil des Areals nutzen“, sagt Geschäftsführer Martin Schmittseifer. Dafür und für weitere neue Gebäude um die Halle herum, habe man schon ein Netzwerk mit interessierten Investoren und Architekten.

Das Konzept mit einer neu genutzten Güterhalle sowie Neubauten für Ateliers, Werkstätten und innovativen Produktionsbetrieben fand viel Beifall. Geplant ist dabei auch ein zwölfstöckiges Hotel. „Auf der Dachterrasse stellen wir uns ein Restaurant vor mit einem atemberaubenden Blick über Ehrenfeld“, sagte Schmittseifer, der für seinen Vortrag ungleich mehr Beifall bekam als Holger Coers.

Ob das jemals Wirklichkeit wird, ist aber offen. Eine weitere Initiative will die zuletzt von Gewerbebetrieben genutzte Güterhalle als gemeinnütziges Werkstatt- und Atelierzentrum betreiben.

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