Köln als Vorreiter?Das sind die Pläne des ersten Fußverkehrsbeauftragten der Stadt

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Kölns erster Fußverkehrsbeauftragter: Nico Rathmann.

Köln – Die Arbeit von Nico Rathmann wird in den kommenden Monaten darin bestehen, durch Köln zu spazieren. Aufmerksam. Es ist die erste Amtshandlung des neuen – wenn man so will – Chef-Fußgängers von Köln. Alle Stadtbezirke will er gemeinsam mit dem „Fuss e.V.“ einmal abspazieren, um zu analysieren, wo es Fußgängerinnen und Fußgänger bequem haben, wo die Straßen zu eng, zu kaputt, zu umständlich oder zu chaotisch sind, wo Wege fehlen und wo sie besser genutzt werden können.

Es ist das erste Mal überhaupt, dass eine deutsche Millionenstadt einen „Fußverkehrsbeauftragten“ installiert. Nico Rathmann arbeitete zuletzt für die Heidelberger Verwaltung und kümmerte sich dort um die Verkehrssicherheit für Kinder. Seit dem 1. März arbeitet er in der Kölner Verwaltung. „Ich will, dass es Strukturen gibt, in denen Ideen, die für den Fußverkehr sinnvoll sind, auch umgesetzt werden“, sagt er. „Ich will, dass man in fünf Jahren sagen kann: Da ist ein Ansprechpartner, der etwas bewegen kann.“ Und dass in fünf Jahren mehr Kölnerinnen und Kölner zu Fuß gehen.

Fußverkehr in Köln: Neuer Fokus auf Sicherheit und Aufenthaltsqualität

Sicherheit und Aufenthaltsqualität - das seien die beiden zentralen Aspekte, wenn es um die Verbesserung von Fußwegen geht. Er selbst sei ein leidenschaftlicher Fußgänger, sagt er, kann sich kaum zwischen Joggen und Gehen als Lieblingsdisziplin entscheiden („beides“) und legt nie weniger als 10.000 Schritte pro Tag zurück. In den kommenden Monaten werden es wohl ohnehin deutlich mehr sein. Ein Auto hat er nicht.

Den Rheinboulevard, an dem sich Rathmann am Mittwoch vorstellte, bezeichnete er als „Leuchtturmprojekt“. Eine Fläche wie diese sei zwar sehr aufwendig zu gestalten. Dennoch habe sie einen Vorbildcharakter: „Die Zu-Fuß-Gehenden haben ihre eigene Fläche, die Radfahrenden haben ihre eigene Fläche, beide haben ausreichend Platz, man kann sich niederlassen. Damit ist sehr viel gewonnen.“ Diese Aspekte müssten künftig auch bei kleineren Projekten berücksichtigt werden.

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Sein Ziel sei es, dass auch die Bedürfnisse von Menschen mit Einschränkungen in ihrer Mobilität besser berücksichtigt werden. „Ich sagte nicht, dass das vorher nicht passiert ist“, sagte Rathmann – aus seiner Sicht ist das Thema aber noch nicht weit genug im Fokus der Verwaltung. Verkehrsdezernent Ascan Egerer betonte am Rande der Vorstellung, wie zentral das Thema auch für die Verkehrswende sei. „Es ist die Grundlage jeder Mobilität. Zu Fuß gehen wir alle“, sagte Egerer. Und verspricht: „Wir sind hier Vorreiter.“ Ob das wirklich so ist, wird wohl erst die geplante Fußverkehrsstrategie der Stadt und ihre Umsetzung zeigen können.

Kölner Fußverkehrsbeauftragte: Schulwege ein zentraler Aspekt

Zwar sei Heidelberg nicht zu vergleichen mit einer Millionenstadt, räumt Rathmann ein. Aus seiner Erfahrung sagt der 37-Jährige dennoch: „Sicherheit ist absolut entscheidend. Wenn die Sicherheit nicht gegeben ist, weigern sich Eltern, ihre Kinder zur Schule gehen zu lassen und bringen sie häufig mit dem Auto.“ Die intensive Befassung mit Schulwegen sei ein zentraler Aspekt.

„Wo sich Kinder im Straßenraum bewegen können, da können sich alle bewegen.“ Das müsse der Anspruch sein. In der Planung werde dies oft nicht wahrgenommen. Wie es ihm gelingen kann, die Stadtplanung in den kommenden Jahren zugunsten der Fußgängerinnen und Fußgänger zu beeinflussen, darüber wird er sich Gedanken machen. Am liebsten beim Spazieren.

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