Übergriffe am Kölner HauptbahnhofHier bekommen die Opfer der Silvesternacht Hilfe

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Polizeikontrollen vor dem Kölner Hauptbahnhof.

Polizeikontrollen vor dem Kölner Hauptbahnhof.

Köln – Nach den sexuellen Übergriffen der Silvesternacht meldeten sich bislang 25 Opfer bei der Telefon-Hotline des Landschaftsverbands Rheinland (LVR). „Sie berichteten von sexualisierter Gewalt und Diebstählen“, so LVR-Sprecher Michael Sturmberg. Er rechne mit weiteren Anrufen.

Seit Mittwoch ist geschultes Personal unter einer extra eingerichteten Nummer erreichbar, um Frauen Hilfe zu vermitteln. Es werde ihnen auch geraten, Anzeige zu erstatten.

Nach dem Opferentschädigungs-Gesetz hätten Opfer von Gewalttaten Anspruch auf Entschädigung. Der Ausgleich könne in Form von Geld, aber auch als psychiatrische Betreuung erfolgen.

Beim Weißen Ring Köln sind noch keine Anrufe eingegangen. „Es haben sich aber Frauen im Oberbergischen Kreis gemeldet“, sagte Marianne Weich von der Opferschutz-Organisation.

Die langjährige ehrenamtliche Mitarbeiterin wundert es nicht, dass sich in Köln kaum Frauen melden. Die meisten Silvestergäste seien von außerhalb in die Kölner Innenstadt gekommen. Dennoch ermuntert sie missbrauchte Frauen, sich Hilfe zu holen. Im Hinblick auf den Weißen Ring könne das auch juristische Unterstützung sein.

Die Übergriffe vom Hauptbahnhof seien so eindeutig, die öffentliche Aufmerksamkeit so groß, dass viele missbrauchte Frauen nun von ihrem Umfeld gestützt würden, erklärt sich Irmgard Kopetzky vom „Notruf für vergewaltigte Frauen e.V.“ den geringen Beratungsbedarf. Denn auch hier suchte bislang kein Opfer der Vorfälle Rat.

„Die Frauen haben nun ganz viele, mit denen sie sprechen können“, weiß Kopetzky. Sonst bezweifelten Frauen in vielen Fällen, dass ihnen jemand aus ihrem Umfeld glaubt und suchten deshalb externen Rat. „In diesem Fall ist es zu 100 Prozent klar.“ Das Thema sei durch die Medien allen bekannt.

Gefahr durch K.-o.-Tropfen

Marianne Weich vom Weißen Ring denkt unterdessen an den bevorstehenden Karneval. „Junge Frauen sollen aufpassen, wenn sie nach Köln kommen und feiern“, sagt die 70-Jährige. Sogenannte K.-o.-Tropfen, mit denen Männer Frauen außer Gefecht setzen, um sie missbrauchen zu können, seien im Karneval ein großes Problem. „Frauen sollen keine Getränke von Leuten annehmen, die sie nicht kennen“, rät Weich.

Der Verein Zartbitter fordert einen besseren Schutz vor Übergriffen vor allem am Hauptbahnhof und in öffentlichen Verkehrsmitteln.

Die „Kontakt- und Informationsstelle gegen sexuellen Missbrauch an Mädchen und Jungen“ regt Verbots-Hinweise gegen sexuelle Belästigung in Bussen und Bahnen an. Entsprechende Aufkleber würden das öffentliche Bewusstsein für das Thema schärfen und die Widerstandskraft von Frauen und Mädchen stärken: „Sie könnten zum Beispiel auf einen solchen Aufkleber zeigen, wenn sie vor Schreck über eine sexuelle Grenzverletzung nicht mehr laut »Nein« brüllen könnten“, heißt es in einer Pressemitteilung.

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