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Food Assembly im Kölner SüdenAus dem Netz auf den Markt

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Landwirt Theo Frings erzählt Wissenswertes zu seinen Treibhausgewächsen. Kunden können seine Erzeugnisse auf einer Webseite bestellen.

Landwirt Theo Frings erzählt Wissenswertes zu seinen Treibhausgewächsen. Kunden können seine Erzeugnisse auf einer Webseite bestellen.

Innenstadt – Die Zebratomaten müssen grün und weich sein, damit sie ihr Aroma am besten entfalten können. „Dann schmecken sie super zu Schafskäse“, sagt Theo Frings, Landwirt aus der Eifel. Er steht hinter seinen exotisch wirkenden Tomaten, Paprika und Chili-Schoten und erzählt den Besuchern der „Food Assembly“ im Kölner Süden, was die Früchte seines Treibhauses so besonders macht. Die Idee hinter dem neuen Marktformat „Food Assembly“ verbindet die Flexibilität des Internet mit dem persönlichen Kontakt zwischen Händlern und Käufern eines Wochenmarktes. Gehandelt werden nachhaltig produzierte Lebensmittel. Seit kurzem können Kunden in der Südstadt und deren Umgebung über die Webseite der „Essensversammlung“ (so die wörtliche Übersetzung) Brot, Gemüse, Obst, Säfte und alle zwei Wochen Weine bestellen – frisch, bio und so regional wie möglich hergestellt. Donnerstags zwischen 17.30 und 19.30 Uhr holen sie dann die Waren auf dem Gelände der Schreinerei Stadtwaldholz an der Koblenzer Straße ab. Die Landwirte, Bäcker, Winzer, Milch- und Obstbauern liefern nur die bestellten Waren. Damit soll verhindert werden, dass überschüssige Lebensmittel im Müll landen. Außerdem geht der größte Teil der Erlöse direkt an die Erzeuger. Im Ehrenfelder Colabor gibt es eine weitere Food Assembly.

Das Konzept stammt aus Frankreich. 400 Zusammenschlüsse wurden dort seit Herbst 2011 gegründet. Der Kölner Filmemacher Valentin Thurn hat das Konzept während der Recherchen zu seinem Film „Taste the Waste“ kennengelernt. Er glaubt, dass regionaler Handel mit saisonalen Lebensmitteln der „letzte Rettungsanker“ für kleine landwirtschaftliche Betriebe sei.

„Die Preise der »Food Assembly« liegen auf Bio-Markt-Niveau“, sagt Niklas Wagner. Er fungiert als Gastgeber in der Südstadt. „Bei uns sind die Erzeuger der Produkte auch diejenigen, die sie verkaufen. Auf einem Wochenmarkt weiß man das nicht“, sagt Wagner. Oft lägen dort auch Waren, die von Großhändlern zugekauft sind. Die Auswahl bei der Food Assembly sei kleiner. Dafür unterstützten die Kunden kleinere Betriebe und tragen laut Thurn zum Erhalt der Artenvielfalt bei. Landwirt Frings etwa hat erst vor kurzem von Blumen auf Gemüse umgestellt – aus Überzeugung. „Ich wollte weg von den Spritzmitteln“, sagt er. Blumen habe er wirtschaftlich nicht nach Bio-Kriterien produzieren können. Die Food Assembly sei für ihn ein Weg, ohne großes Risiko neue Kunden zu finden.

83 Prozent des Betrags, den die Kunden zahlen, fließt an den Erzeuger. Mit dem Rest wird die Webseite und die Arbeit von Wagner finanziert. „Ich liebe gutes Essen“, sagt Besucherin Claudia Di Gennaro: „Ich möchte gerne regionale Bauern unterstützen.“ Die Zeiten der Wochenmärkte sind für sie als Berufstätige ungünstig. Das Angebot der Food Assembly überzeugt sie. Besonders gut gefallen hat ihr das Brot mit gekeimten Sprossen von Andreas Scherbarth.

Der Bäcker aus Bergisch Gladbach liefert wöchentlich seine Brote an die Assembly. „Ich bin mir sicher, dass das funktioniert“, sagt er. Der größte Vorteil für ihn: „Ich weiß genau, was ich backen muss. Auf dem Markt muss ich schätzen“, sagt er.

Die Nachfrage sei groß. Er glaubt, dass er so auch neue Zielgruppen erschließen kann. „Die jungen Leute nutzen eher ihr Smartphone als auf den Wochenmarkt zu gehen. Die bestellen sowieso alles im Netz“, sagt er. Ab sofort finden sie dort auch seine Brote.

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