Glasmalerei in KölnBrauhäuser vertrauen auf Klaus Gellers Können

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Innenstadt – „Im Gaffel am Dom gibt es eine riesige Glasdecke von ungefähr 65 Quadratmetern, die habe ich gemacht“, sagt Klaus Geller voller Stolz. Er ist einer der letzten Glasmalermeister in Köln. Mit 17 machte er seine Gesellenprüfung, mit 23 wurde er Meister und mit 26 Jahren eröffnete er sein eigenes Atelier.

Glasmaler sterben aus

Jetzt ist er 72 Jahre alt – und Ende Dezember ist Schluss. „Der Beruf des Glasmalers stirbt aus. Es ist ein spezieller Beruf, aber auch ein sehr interessanter und sehr vielseitiger. Ich male Heiligenfiguren, Jugendstilmotive, aber auch ganz modern. Um zu überleben, muss man für alle Kunstrichtungen offen sein.“

Seit 46 Jahren hat Geller seine Werkstatt in der Waisenhausgasse. Laufkundschaft verirrt sich in diese Ecke der Stadt nur selten, aber darunter hat er nie gelitten, denn die meisten Aufträge kamen ohnehin durch Weiterempfehlungen zustande.

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„Mein erster großer Auftrag kam allerdings nicht aus Köln, sondern von der Wicküler-Brauerei aus Dortmund. Die haben Mitte der 60er Jahre Küppers Kölsch auf den Markt gebracht und bestellten bei mir Fenster mit ihrem Wappen für das Brauhaus an der Alteburger Straße. Seitdem konnte ich mich vor Anfragen aus den Kölner Brauhäusern nicht retten.“

Brauhäuser vertrauen auf Gellers Können

Ob im Päffgen, im Sion, der Malzmühle oder im Früh am Dom, die meisten bleiverglasten Fenster der Kölner Brauhäuser kommen aus der Werkstatt von Klaus Geller. „Ich habe gerne für die Brauereien gearbeitet, die Motive sind so vielfältig, von Ähre, Hopfen und Malz über das Kölner Wappen bis hin zum heiligen Petrus aus Mailand, dem Patron der Brauer. Ich habe sie alle gerne gemalt.“

Zu seinen Kunden zählen aber nicht nur die Brauer, auch das Festkomitee Kölner Karneval engagierte den Glasmaler Geller für die Gestaltung der Fenster des Karnevalsmuseums. Gemeinsam mit dem Künstler Walter Haehn, der die Zeichnungen anfertigte, hat er die Geschichte des Kölner Karnevals von der Antike bis heute auf 20 Bleiglasfenstern festgehalten.

Kein Computer, nur Handarbeit

Ganze vier Jahre habe dieser Auftrag in Anspruch genommen, denn Geller arbeitet ohne Computer, vom ersten bis zum letzten Schritt ist alles 100 Prozent Handarbeit. Arbeitsgrundlage ist immer das Motiv, das dann in Originalgröße des künftigen Fensters auf Karton gezeichnet wird.

Mit einer speziellen Schere werden erst einmal Pappschablonen ausgeschnitten. Das Glas wird geätzt und nach dem Muster der Schablonen zugeschnitten. Als nächstes werden die Konturen mit Schwarzlot aufgetragen und bei 600 Grad Celsius eingebrannt.

„Der letzte Arbeitsschritt ist besonders spannend: Die einzelnen Glasscheiben müssen mit Bleisprossen verbleit, verlötet und verkittet werden. Jeder kleine Fehler, den man zuvor gemacht hat, wird sofort sichtbar, denn die Stücke müssen aneinander passen. Es ist ein großes Puzzlespiel.“

„Es ist ein großes Puzzlespiel“, sagt Klaus Geller über seine Arbeit.

„Es ist ein großes Puzzlespiel“, sagt Klaus Geller über seine Arbeit.

Klaus Geller ist einer der wenigen, die dieses alte Handwerk noch beherrschen und so arbeiten wie die Glasmaler im Mittelalter. „Man braucht viel Geduld, und muss präzise arbeiten. Hast und Eile schaden dem Endprodukt“, sagt der 72-Jährige, der als Jugendlicher durch einen Berufsberater an der Schule seinen Traumberuf gefunden hat.

Bunte Glasfenster gehörten zum guten Ton

Um als Glasmaler überleben zu können, hat er sich im Laufe seines Berufslebens breit aufgestellt. Geller restaurierte nicht nur historische Glasfenster in Kirchen und Brauhäusern, sondern fertigte auch zahlreiche Jugendstilverglasungen in alten Bürgerhäusern.

„In der Eichendorffstraße in Neuehrenfeld habe ich für viele Privatkunden gearbeitet. Die meisten Häuser stehen hier unter Denkmalschutz, und da es früher zum guten Ton gehörte, ein handgemaltes farbiges Fenster im Treppenhaus zu haben oder die Eingangstüren mit Bleiverglasung zu schmücken, ist hier die Auftragslage ganz gut.“

Besonders stolz ist der Kölner Glasmaler auf seine eigenen künstlerischen Entwürfe. „Ich experimentiere gerne mit modernen geometrischen Motiven, kombiniere Abstraktes mit Gegenständlichem.“ 1985 bekam er für ein modernes Glasbild den NRW-Staatspreis für das Kunsthandwerk verliehen. Das sei der wichtigste Preis, den er bisher gewonnen habe.

Riesiges Fenster für Deutz-Kalker-Bad geplant

Aber die Krönung seiner Laufbahn, das wäre der Preis für Glasveredler, der alle zwei Jahre auf der Glastec, der größten Glasmesse der Welt, verliehen wird. „Da habe ich immer teilgenommen, Arbeiten eingereicht, aber leider den Preis noch nie bekommen.“

Auf die Frage, ob nicht eine Bleiverglasung im Kölner Dom für ihn der absolute Höhepunkt seiner Karriere wäre, folgt nur ein leises Lachen: „Dazu ist es jetzt zu spät.“

Aktuell arbeitet der 72-Jährige gemeinsam mit der Kölner Glaserei Rose an einem riesigen Fenster für das ehemalige Deutz-Kalker-Bad. Das Fenster mit großen Fischmotiven ist 2,60 mal 1,70 Meter groß. Das Gebäude aus dem Jahre 1913 wurde von der Stadt mit strengen Denkmalschutzauflagen an die Familie Reissdorf verkauft. „Das Fenster mit den Fischmotiven wird an der Außenwand in einem beleuchteten Rahmen aufgehängt.

Nachfolger will an guten Ruf anknüpfen

Der Liefertermin ist auf Mitte Februar festgelegt“, sagt Geller voller Tatendrang und klopft seinem Nachfolger auf die Schulter. „Wenn ein Auftrag fertig wird, dann freue ich mich, und wenn der Kunde zufrieden ist, dann bin ich stolz.“ Pedro Schröder, der ab Januar die Werkstatt von Geller übernehmen wird, kann sich ein Schmunzeln nicht verkneifen und sagt: „Klaus Geller kann das Fenster natürlich gerne beenden. Außerdem ist er natürlich jederzeit in seinem alten Atelier willkommen.“

Auch Pedro Schröder ist Glasmalermeister, hat alle Fenster in St. Pantaleon restauriert und die Glaskuppel in der Stuttgarter Staatsoper gestaltet. „Ich weiß, dass die Aufträge im sakralen Bereich immer weniger werden, aber ich möchte hier in der Waisenhausgasse natürlich an den guten Ruf meines Vorgängers anknüpfen. Zugleich möchte ich aber auch neue Wege gehen. Ich habe ganz viele Ideen im Kopf.

Die meisten Leute wissen gar nicht, was man alles aus Glas machen kann.“ Schröder hat reichlich Ideen: So will er Glasobjekte schaffen, beleuchtete Lichtspiele, kleine Glaskunstwerke, die man auch in der Handtasche transportieren kann.

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