StadtentwicklungEin Schwimmbad mit Regenwasser für den Deutzer Hafen

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Die Fassaden der Gebäude am Hafenbecken sollen die Farben der Ellmühle aufnehmen.

Die Fassaden der Gebäude am Hafenbecken sollen die Farben der Ellmühle aufnehmen.

Deutz – Die Teilnehmer der Bürgerbeteiligung feierten sie, als wären sie Popstars. Als Oberbürgermeisterin Henriette Reker am Samstag in der Essigfabrik verkündete, dass die Stadtplaner des Kopenhagener Büros Cobe den Ideenwettbewerb für die Neugestaltung des Deutzer Hafens gewonnen haben, applaudierten die Besucher ihnen minutenlang. Die Dänen unter Leitung von Dan Stubbergaard setzten sich mit ihrem Entwurf gegen vier Mitbewerber durch.

„Wir haben fünf großartige Arbeiten gesehen, aber Cobe hat sich abgehoben, weil ein paar Themen sehr richtig angeschlagen wurden“, sagte der Hamburger Oberbaudirektor Jörn Walter als Mitglied des Begleitgremiums.

Besonders gelungen seien die Struktur der Gebäude, die Anlage der Freiräume sowie die Erschließung des Verkehrs. Das alles geschehe so, dass ein Stück der Hafengeschichte in das neue Quartier mitgenommen werden könne.

Einteilung in fünf Quartiere

Im Mittelpunkt steht die Überlegung, das Areal in fünf Quartiere zu unterteilen, die nacheinander oder – wenn nötig – auch parallel zu einander entwickelt werden können. Vier der fünf Baufelder werden entweder eine Aussicht auf den Hafen oder den Rhein bieten und mit mindestens einer Seite an einen besonderen Freiraum grenzen.

Baudezernent Franz-Josef Höing (rechts) mit den Stadtplanern des Kopenhagener Büros Cobe.

Baudezernent Franz-Josef Höing (rechts) mit den Stadtplanern des Kopenhagener Büros Cobe.

So sollen grüne Gassen, Quartiersplätze, grüne Parks und ein Marktplatz eingerichtet werden. Die größten Freiräume werden die Hafenpromenade und die Poller Wiesen sein. Die nördliche Spitze soll Platz für einen Stadtteilgarten mit Sportfeldern und einer Skateanlage bieten.

Die Gebäude sollen in einer Blockstruktur entstehen und architektonisch eine Mischung aus der typischen Deutzer Blockrandbebauung und der Ellmühle sein, die vor kurzem von der Stadt gekauft wurde. Die höheren Gebäude eines Blocks sollen in einem hellen Ton ähnlich dem neueren Teil der Ellmühle, und die niedrigeren Gebäude im Dunkelrot des älteren Teils der Ellmühle errichtet werden. Auf dem Areal sollen 4.500 Wohnungen – darunter 1.500 Sozialwohnungen – sowie 5.000 Arbeitsplätze entstehen.

Ein Parkplatz und vier Tiefgaragen

Der höchste Punkt der Neubauten soll am Kopfende des Hafens Teil eines Sonderbaus sein. Ein hellgoldener Ton soll die gelbe Farbe der Ellmühlen-Silos aufnehmen. In Richtung des Bahndamms sollen acht bis elf Geschosse die Höhe der Ellmühle spiegeln.

Um den Bedarf von 5.400 Stellplätzen zu decken, wollen die Stadtplaner einen oberirdischen Parkplatz sowie vier Tiefgaragen bauen, die im Fall eines Hochwassers geflutet werden können. Die Drehbrücke wird für den Autoverkehr geschlossen, so dass sie nur noch von Radfahrern und Fußgängern genutzt werden kann.

Blick in den Deutzer Hafen

Blick in den Deutzer Hafen

An der Ellmühle soll eine neue schmale Autobrücke gebaut werden, die als Einbahnstraße konzipiert wird. Einige wenige Parkplätze am Straßenrand sollen für Carsharing-Anbieter und Elektrofahrzeuge reserviert bleiben.

Konzept zur Nutzung des Regenwassers

Standorte für eine denkbare S-Bahn-Haltestelle und eine Station für einen künftigen Wasserbus werden vorbereitet. Drei Fahrrad-Schnellwege sollen den Deutzer Hafen mit den umliegenden Stadtteilen und diese miteinander verbinden. Dazu soll innerhalb des Hafens eine zweite neue Brücke entstehen sowie eine weitere Verbindung über den Rhein zum Ubierring.

Die Cobe-Stadtplaner haben zudem in Zusammenarbeit mit dem Studio Dreiseitl ein Konzept zur Nutzung und Reinigung des Regenwassers entwickelt. Es soll über meist überirdische Rinnen und Mulden gesammelt und in den neu aktivierten, tiefer gelegenen Altarm des Rheins geleitet werden. Am Kopfende des Hafens soll eine Art Schwimmbad zum Baden entstehen, in den das Regenwasser eingeleitet wird. Von dort aus soll es weiter in das Hafenbecken geleitet werden, um dessen Wasserqualität zu verbessern.

Baudezernent Franz-Josef Höing bedankte sich für das Engagement der Bürger, die sich an dem Ideenwettbewerb beteiligt hatten. „Das ist eine lange Strecke, die wir noch gehen werden, aber es zeigt, dass Stadtplanung Lust machen kann“, sagte er. Das erste Gebäude soll 2020 bezugsfertig sein.

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