25 Jahre nach dem ErdbebenKirche St. Theodor in Vingst – abgerissen und auferstanden

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Im November 1996 wurde die alte Pfarrkirche abgebrochen, nur der Turm blieb.

Im November 1996 wurde die alte Pfarrkirche abgebrochen, nur der Turm blieb.

Vingst – Ein Erdbeben sorgte für die bislang letzte Planung und den Neubau einer Kirche im Kölner Erzbistum: der Pfarrkirche St. Theodor in Vingst. An diesem Donnerstag vor 25 Jahren bebte rund um das holländische Roermond die Erde. Die Auswirkungen waren weit ins Rheinland hinein und teilweise sogar bis nach Berlin zu spüren. Mit einer Stärke von 5,9 auf der Richterskala war es am 13. April 1992 (3.20 Uhr nachts) das stärkste Beben in der Region seit 1756.

Enormer Schaden

Der Schaden wurde damals auf knapp 200 Millionen Euro beziffert. „Alleine in Nordrhein-Westfalen wurden 30 Menschen verletzt, zumeist durch herabfallende Dachziegel“, erinnert sich Pfarrer Meurer. „Auch an vielen Gebäuden kam es zu erheblichen Sachschäden. So am Kölner Dom wie auch am Kaiserdom in Aachen und eben auch an unserer Vingster Kirche St. Theodor.“

Nach Abbruch und Neubau wurde aus der Kirche St. Theodor mit den von Pastor Franz Meurer geforderten Sozialräumen im Untergeschoss ein echter Hingucker.

Nach Abbruch und Neubau wurde aus der Kirche St. Theodor mit den von Pastor Franz Meurer geforderten Sozialräumen im Untergeschoss ein echter Hingucker.

Der Vorgängerbau zwischen Burgstraße und Lustheider Straße – 1937 gebaut und 1938 geweiht – war im Zweiten Weltkrieg durch mehrere Bombenangriffe zwischen Juni 1943 und November 1944 zerstört worden. In der Nachkriegszeit war dann nach Beseitigung der Kriegsschäden aus eher schlechtem Baumaterial die Kirche wieder aufgebaut worden, die letztendlich dem Beben nicht gewachsen war.

Kirche in Köln-Vingst sollte umfassend saniert werden

Schon bald konnte man starke Risse in den Mauern beobachten. Da einige Monate zuvor ein Schwelbrand den Putz an den Wänden im Inneren erheblich verschmutzt hatte, beschlossen Kirchenvorstand und Pfarrgemeinderat, die Kirche umfassend und gründlich zu sanieren. Doch umsetzen ließ sich dieser Beschluss, dessen Planungen und Prüfungen sich mehr als drei Jahre hinzogen, dann doch nicht. Der beauftragte Statiker stellte fest, dass „unter bestimmten Konstellationen Teile der Kirche einstürzen könnten“.

Zuerst war es ein schlichter Nachkriegsbau

Zuerst war es ein schlichter Nachkriegsbau

Daraufhin handelte die Gemeinde, und die Kirche wurde am 25. März 1996, noch kurz vor Ostern, komplett geschlossen. Mit Vertretern von Erzbistum und Generalvikariat sowie Ingenieuren und Bauexperten trafen sich die Vingster zur Krisensitzung. Der damalige Generalvikar und spätere Dompropst Norbert Feldhoff traf die Entscheidung: Abbruch und Neubau an derselben Stelle. Die Sanierung der Kirche sei finanziell nicht sinnvoll, hieß es, da die Kosten nicht abzuschätzen waren.

Kirche verschwand

Mitte November 1996 rückten die Bagger an und machten die alte Kirche dem Erdboden gleich. Nur der erst 1955 angebaute Glockenturm konnte stehen bleiben, da er ein eigenes, sehr stabiles Fundament hatte. Der Kirchturm – in der Zwischenzeit immer mal wieder für Kunstaktionen genutzt – wurde in den Neubau integriert und steht noch heute.

Gebaut wurde nach den Plänen des renommierten Architekten Paul Böhm. Um den runden Zentralbau mit einem Durchmesser von 23 Metern und Sitzplätzen für rund 400 Gottesdienstbesucher führt eine eine Rampe bis auf das Niveau des Kirchendaches.

Auf der Rampe, die am alten Turm endet, sind die Stationen des Kreuzweges verteilt. Von Beginn der Planungen an hatte Pfarrer Meurer ein Sockelgeschoss durchgesetzt, dass für soziale Zwecke genutzt werden sollte: Kleiderkammer , Küche und Räume für diverse Beratungsangebote. „Ohne diesen Keller hätte ich das Projekt so nie mitgemacht“, hat Meurer immer wieder betont. „Mit diesem Keller dokumentiert sich doch der karitative Schwerpunkt unserer Pfarrgemeinde.“

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