Der jecke Ratgeber für Imis11 Fehler, die Sie im Kölner Kneipen-Karneval nie machen sollten

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Jecke feiern kostümiert und dicht gedrängt in einer Kneipe.

Am 11.11. wird in zahlreichen Kölner Kneipen die Sessionseröffnung gefeiert. Kneipenkarneval

Wer nicht aus Köln kommt und meint, Karneval sei nur feiern und verkleiden, der begeht schon den ersten Fehler. 

Leev Fründe, seien wir tolerant. Schließlich wird nicht jeder Jeck mit der Pappnas geboren, viele Zugezogene mussten über Jahre hinweg lernen, wie in Köln am Rhein richtig Karneval gefeiert wird. Insofern wollen wir an dieser Stelle alle Imis oder Touristen, die sich am 11.11. erstmals ins Getümmel stürzen, vor so manchem Fehler warnen. 

1. Ohne Grundlage zur Sessionseröffung 

Es ist ein Irrtum zu glauben, ein Kaffee reiche schon, um morgens auf Betriebstemperatur zu kommen. Das mag an anderen Tagen stimmen, doch am 11.11. ist ein ausgiebiges Frühstück Pflicht, um auch die bevorstehenden Stunden noch genießen zu können. Jetzt heißt es erst mal: Grundlage schaffen. Und da darf es gerne fett und deftig sein. „Der Körper wird es Dir später danken“, wissen erfahrene Jecken. Es soll Karnevalisten geben, die mit einer Dose Ölsardinen das Fundament legen – und natürlich wird auch das restliche Öl noch getrunken. Der Profi weiß, wofür es gut ist. 

2. Falsche Begriffe benutzen

Traditionen und Gepflogenheiten unterscheiden sich je nach Region. Daher ist es wichtig, die richtigen Begriffe im Kölner Karneval zu nutzen. Denn: Toleranz hat beim Brauchtum Grenzen! Die Feiernden sind Jecke  und keine Narren. Die Fastnacht findet viel weiter südlich statt. Und wer „helau“ statt „alaaf“ ruft, hat Glück, wenn er danach noch höflich, aber mit Nachdruck aufgefordert wird, einen Kranz Kölsch auszugeben.

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3. Die Geduld verlieren

Vor dem Feiern ist vor der Kneipe. Echte Karnevalsfans wissen, dass das Anstehen manchmal mindestens so nett ist wie das Drinsein. Daher: Niemals die Geduld verlieren, auch wenn die Schlange noch so lang ist. Hier sollen sich schon Jecke fürs Leben gefunden haben. 

4. Die teure Winterjacke mitnehmen

Sie mag neu sein, wunderschön aussehen und überhaupt – aber die teure Winterjacke ist für den Kneipenkarneval nicht gemacht. In irgendeine Ecke, wo schon andere Kleidungsstücke auf einem Haufen liegen, wird auch sie notgedrungen landen. Gut, wenn sie wasserdicht ist – schließlich tropft das Kondenswasser in der rappelvollen Feierstätte von der Decke. Wenn aber ein Jeck mit Asbach-Cola in der Hand stolpert und durch den Jackenberg abgefedert sanft fällt, ist auch das egal.

5. Hinterfragen, was gesungen wird

Wir feiern in der schönsten Stadt Deutschlands. Und wenn Querbeat den Barbarossaplatz feiert, oder die Räuber von Colonia singen und dass es „woanders auch nit schöner sein kann“, dann wird das verdammt noch mal nicht hinterfragt! An Karneval wird in Köln erst recht nicht über den Tellerrand geschaut. Außerdem: Köln muss man vielmehr fühlen als sehen.

6. Nur ein Kölsch bestellen

Wer sich im Gewühl bis zur Theke durchgekämpft hat und dann nur ein Kölsch bestellt, zeigt allen anderen Jecken folgendes: Dass so jemand nicht aus Köln kommen kann und ein mickriger Geizhals ist. Op kölsch heißt das: Kniesbüggel.

7. „Drecksack“ falsch verstehen

„Bringsde mer e Drecksak met?“ Mit dieser Frage ist nicht gemeint, dass es darum geht, einen Fiesling in der Kneipe aufzutreiben. „Drecksack“ steht in Köln für Kölsch-Cola. Allerdings bedeutet das für den Köbes mehr Arbeit an der Theke, wenn er mischen muss. Daher ist auch ein Radler eher nicht gern gesehen. 

8. Beim Bützen übertreiben 

„Kumm loss mer fiere, nit lamentiere“: Schunkeln gehört dazu, auch mit Fremden. Wer also Körperkontakt nicht mag, sollte es mit dem Kneipenkarneval erst gar nicht versuchen. Zudem werden gerne Bützjer verteilt. Aber Obacht: Unter einem Bützje wird in der Regel ein Küsschen auf die Wange verstanden. So mancher Jeck droht dabei zu übertreiben – und fiese Föttchesföhler „wulle mer nit, bruche mer nit – fott domet.“

9. Telefonnummern auf Bierdeckeln austauschen

Sollte sich ein Karnevalsflirt angebahnt haben, der in den kommenden Tagen seine Fortsetzung finden soll, so sollte heutzutage digital gedacht werden. Schon so mancher Pirat und so manche Fee hatten in der Vergangenheit ihre Telefonnummern auf Bierdeckel geschrieben, die am nächsten Morgen auf der durchnässten und aufgeweichten Pappe nicht mehr zu lesen waren. Daher: Nummer direkt ins Handy tippen, oder sich das Handy geben lassen, sich selbst einspeichern und schnell noch sich selbst anwählen. Dann sollte nichts mehr schiefgehen.

10. Die Kneipe verlassen

Es ist eine meistens trügerische Annahme, man könnte noch ein Häuschen weiter ziehen, in dem noch mehr Sauerstoff und vor allem Platz vorhanden ist: Wer durchgeschwitzt die Kneipe verlässt, muss sich auf erneutes Anstehen einstellen – Erkältungsgefahr inklusive. Der Profi bleibt daher bis zum Schluss. Oder bis er sich entscheidet zu gehen, nachdem die Reinigungskräfte mit ihrer Arbeit angefangen haben.

11. Ohne letzte Mahlzeit ins Bett

Damit nach Kölsch und Schabau nicht schon am nächsten Morgen Aschermittwoch ist, sollte vor der Bettruhe noch ein kleiner Imbiss zu sich genommen werden. Und hier haben vor allem Imis aus Westfalen einen Brauch nach Köln exportiert, den sie von heimischen Schützenfesten kennen: Eieressen. Einer oder eine aus der jecken Runde wird bestimmt, der oder die zu später Stunde bei sich zu Hause Spiegeleier in die Pfanne haut. Dazu Butter, eine Scheibe Vollkornbrot – vielleicht ein letztes Kaltgetränk – und der nächste Tag ist gerettet. Alaaf! 

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