Bomben aus dem Zweiten WeltkriegWie gefährlich sind die Blindgänger im Kölner Boden

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Die entschärfte 20-Zentner-Bombe

Die entschärfte 20-Zentner-Bombe

  • 675.000 Tonnen Bomben sind im Zweiten Weltkrieg über NRW abgeworfen worden.
  • Allein Köln ist 262 Mal angegriffen worden.
  • Regelmäßig muss der Kampfmittelräumdienst in Köln Blindgänger entschärfen.

Köln – Immer wieder werden in Köln und der Umgebung Blindgänger aus dem Zweiten Weltkrieg gefunden. Doch welche Arten von Bomben liegen eigentlich noch im Boden und wie gefährlich ist das explosive Erbe?

Welche Arten von Blindgängern gibt es?

Grundsätzlich gibt es zwei Arten von Blindgängern: britische und amerikanische. Die Bomben unterscheiden sich in der Größe und der Art des Zünders. Die Blindgänger haben ein Gewicht von 50 Kilogramm bis zu mehr als fünf Tonnen. Mehr als 90 Prozent sind nach Angaben der Düsseldorfer Bezirksregierung, die für die Kampfmittelbeseitigung im Rheinland zuständig ist, mit einem Aufschlagzünder ausgestattet. Eine Handvoll der gefundenen Bomben sei jedoch auch mit eine sogenannten chemisch-mechanischem Langzeitzünder ausgestattet. Diese sind besonders gefährlich und können nicht gefahrlos entschärft werden.

Welche Wucht kann eine Fliegerbombe bei der Detonation entfalten?

Um das zu beantworten müssen mehrere Faktoren berücksichtigt werden. Wie groß ist die Bombe? Wie tief liegt sie im Boden? Wie ist das Erdreich beschaffen? Sogar die Ausrichtung der Bombe spielt eine Rolle. Wie schwierig das ist, zeigt sich bei einem Blick auf vergangene Entschärfungen in Köln: Bei der Entschärfung einer zweieinhalb Zentner Bombe (125 kg) im Stadtteil Holweide wurde ein Radius von etwa 200 Metern evakuiert. Bei der Entschärfung eines 70 bis 80 Kilogramm schweren Sprengsatzes in Bayenthal betrug der Evakuierungsradius etwa 100 Meter. Für die Entschärfung einer 20-Zentner-Bombe (1000 kg) in Köln-Poll hatte der Bereich sogar einen Durchmesser von zwei Kilometern. Nach der Detonation einer Luftmine in Euskirchen waren zahlreiche Häuser im weiteren Umkreis einsturzgefährdet. Der Knall der Bombe war bis nach Bonn zu hören. Selbst die Erdbebenstation in Bensberg registrierte die Explosion.

Wie viele Bomben liegen noch im Boden?

Dazu gibt es kaum genaue Zahlen. Nach Angaben der Bezirksregierung Düsseldorf lässt sich aber sagen, dass im Zweiten Weltkrieg Bomben mit einem Gewicht von etwa 2,7 Millionen Tonnen abgeworfen wurden. Ungefähr ein Viertel davon, also etwa 675.000 Tonnen, fielen auf Nordrhein-Wesfalen. Wo allerdings wie viele Bomben abgeworfen wurden und wie viele nicht beim Aufprall detonierten, lässt sich kaum sagen.

Allein Köln ist im Zweiten Weltkrieg 262-mal von den Alliierten aus der Luft angegriffen worden - so heftig wie kaum eine andere Stadt. Die Kampfmittelexperten der Düsseldorfer Bezirksregierung haben pro Jahr etwa 20 Einsätze in Köln.

Können Blindgänger auch plötzlich von alleine explodieren?

Damit ist eher nicht zu rechnen. Wenn die Blindgänger in der Erde bleiben und nicht bewegt werden, sei mit spontanen Explosionen nicht zu rechnen, so die Bezirksregierung Düsseldorf. Anders ist das bei Bomben mit Langzeitzündern. Bei diesen soll eine Ampulle mit einem Lösungsmittel eine oder mehrere Kunststoffscheiben auflösen, sodass der vorgespannte Schlagbolzen ausgelöst wird. Bei dieser Bauart kommt es zwar immer noch selten, aber immer wieder zu Selbstdetonationen, zum Beispiel im Juni 2011 in Unterföhring bei München, im November 2011 im Österreichischen Theinstetten und im August 2012 in Wien.

Wie oft kommt es zu Unfällen mit Bomben?

Der letzte Unfall beim Entschärfen einer Fliegerbombe in NRW hat sich im Jahr 1965 ereignet. Aber jede Entschärfung birgt ein Risiko. Deshalb werden bei Bombenfunden die Gefahrenbereiche immer weiträumig evakuiert und wenn möglich Fernentschärfungsverfahren eingesetzt. Zuletzt war im Januar 2014 ein Baggerfahrer in Euskirchen ums Leben gekommen, der auf einen Blindgänger gestoßen war.

Wann muss ein Blindgänger gesprengt werden?

Bei Langzeitzündern entscheiden sich die Experten fast immer für eine Sprengung, da sie von außen kaum erkennen können, in welchem Zustand sich der Zünder befindet. Zudem sind Langzeitzünder oft mit Ausbausperren versehen, welche die Bombe bei einem Entschärfungsversuch sofort explodieren lassen.

Bei Aufschlagzündern müssen die Entschärfer entscheiden, ob der Zustand der Bombe und der Zünder eine Entschärfung zulässt. So können die Zünder durch den Aufschlag deformiert oder defekt sein.

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