GeschäftsaufgabeBuchhandlung Kösel am Kölner Dom schließt

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Die Buchhandlung Kösel schließt ihre Pforten.

Die Buchhandlung Kösel schließt ihre Pforten.

Innenstadt – Ganz so alt wie der Dom ist sie nicht. Für Buchliebhaber ist die Köselsche Buchhandlung im Schatten der Kathedrale dennoch eine Institution. Doch nach fast 100-jährigem Bestehen kommt für das Traditionshaus das Aus.

Wie der „Kölner Stadt-Anzeiger“ erfuhr, endet der Verkauf am 30. April. Für April kündigt Besitzerin Hildegard Barth einen Räumungsverkauf an. Ein Abschiedsbrief an die Kundschaft ist unterwegs. Ende Juni schließt überdies der angedockte Museumsshop.

Jahrelange Planungsunsicherheit

Barth begründet das „schmerzliche Ende“ in erster Linie mit jahrelanger Planungsunsicherheit. Nachdem der Eigentümer ihres Ladenlokals, das Kölner Domkapitel, 2009 den Abriss des „Kuriengebäudes“ an der Südostecke des Roncalliplatzes beschlossen hatte, habe es nur noch befristete Mietverträge mit ein- bis zweijähriger Laufzeit gegeben. Das habe „von heute auf morgen eine nachhaltige Planung ausgeschlossen“.

Diese Feststellung will Barth nicht als Kritik am Domkapitel verstanden wissen. Nur wer genau hinhört, kann ihren Worten anmerken, dass der Kampf um den Erhalt ihres Geschäfts sie auch ein Stück zermürbt hat. Nicht immer war die Arbeit für eine – im wörtlichen wie im übertragenen Sinn – kirchennahe Buchhandlung einfach. Ein vermeintlich zu kritisches Buch zu prominent präsentiert, das konnte schnell zu verschnupften Reaktionen des Generalvikariats führen.

Schwerer wog indes der Strukturwandel in der Buchbranche mit Verlagerung des Geschäfts in den Versandhandel. „Ich habe den Eindruck, dass viele gar kein Interesse mehr an einer leibhaftigen Buchhandlung haben, sondern ihre Zeit lieber »am Amazonas« verbringen“, sagt Barth in Anspielung auf den Online-Riesen Amazon.

Ein Stück Familiengeschichte

Die Köselsche, 1919 gegründet, zog 1963 in die bis heute genutzten Räume. 2005 trennte sich der Verlag Kösel von der Buchhandlung, die für Barth auch ein Stück Familiengeschichte ist. „Meine Mutter hat ihre ersten Inselbändchen bei Kösel gekauft“, erinnert sie sich. Nach einigen Jahren als Kindergärtnerin kam die heute 65-Jährige als Aushilfe selbst zu Kösel, absolvierte eine Buchhändlerinnen-Lehre und wurde 2005 ihre eigene Chefin.

Heute beschäftigt sie neun Mitarbeiter in der Buchhandlung, zwei im Museumsshop. Für die meisten ist die Zukunft noch ungewiss. Zwei Mitarbeiter werden ab Mai im „Altenberger Dom-Laden“ für die Bestandskunden der Köselschen übergangsweise den Versand von subskribierten Büchern, Fortsetzungen und Zeitschriftenabos organisieren.

Die Kooperation mit den Kollegen im Bergischen verdanke sich auch deren Spezialisierung auf ein „handverlesenes“ Sortiment im Bereich Religion und Theologie – jenem Sektor, auf dem die Köselsche in Köln eine erste Adresse und – so ein Kunde wehmütig – „eine Oase“ war.

Köselsche Buchhandlung, Roncalliplatz 2, 50667 Köln (bis 30.  April), Öffnungszeiten: Mo bis Fr 10 bis 19 Uhr, Sa 10 bis 18 Uhr.www.koesel-koeln.de

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