„Als wäre die Krise nie dagewesen“So viele Touristen in Köln wie vor der Pandemie

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Blick auf den Kölner Dom, einer der Touristen-Hotspots der Stadt.

Blick auf den Kölner Dom, einer der Touristen-Hotspots der Stadt.

Die Bilanz von Köln-Tourismus für 2023 fällt ausgesprochen positiv aus. Und Köln überholt die meisten anderen deutschen Städte.

Die Bilanz ist ausgesprochen erfreulich: „Es sieht aus, als wäre die Krise nie dagewesen“, sagte Jürgen Amann, Geschäftsführer von Köln-Tourismus, bei Vorstellung der Ergebnisse von 2023. Köln hatte mehr als 3,8 Millionen Gäste und rund 6,6 Millionen Übernachtungen. Das ist im Vergleich zu 2022 ein Plus von 20,4 bzw. 17 Prozent. Damit ist das Level des Vor-Pandemie-Jahres 2019 wieder erreicht.

„Wenn das jemand prognostiziert hätte, hätte ich es nicht geglaubt“, so Amann. Die Bruttoumsätze lagen mit 5,24 Milliarden Euro fast auf dem Niveau von 2019 – trotz Ukrainekrieg und gestiegener Lebenshaltungskosten. Köln hat sich von allen vergleichbaren Städten am schnellsten erholt, schneller sogar als der Branchenprimus München. 

Diese Besuchergruppen kamen nach Köln

Die Struktur der Besucher hat sich verändert. Fernreisende spielen kaum eine Rolle. Die Gäste kamen zu 90 Prozent aus Deutschland und benachbarten Ländern. Wichtigste Besuchergruppe waren die Deutschen mit 66,6 Prozent, gefolgt von den Niederländern (235.000 Besucher, die Zahl der Übernachtungen stieg sogar um 20 Prozent) und den Briten. Ein wenig überraschend liegen die Amerikaner mit 206.000 Besucher auf Platz 4, wobei es hier eine kuriose Mischung gibt: Es sind sowohl Mitarbeiter von Fedex und anderen US-Unternehmen, die am Flughafen vertreten sind, als auch Flusskreuzfahrttouristen.

Auch die Geschäftsreisenden sind wieder da, wobei es allerdings die klassischen kurzen Treffen im kleinen Kreis kaum noch gibt. Dies wird nun überwiegend digital erledigt. Jedoch waren große Messen und Tagungen besonders gut besucht. Sie hatten fast fünf Millionen Teilnehmer. „Das ist ein Rekord“, sagt Amann.

Die Lage der Hotels

Mit mehr als 37.600 Betten lag das Angebot um 4,3 Prozent über dem von 2022. Im Vergleich zu 2019 sind es sogar zehn Prozent mehr Betten, während der Pandemie sind einige neue Häuser (Moxy, Motel One an der Messe, Ruby Ella am Ring) dazugekommen. Die Bettenauslastung lag bei 50 Prozent. Das entspricht laut Amann einer Zimmerauslastung von 65 Prozent. „Damit können Hotels sehr gut leben.“

Die Tourismusstrategie

Jürgen Amann, der sein Amt unmittelbar vor der Krise antrat, will die Besucherstruktur ändern und Köln vor allem als Kulturziel zu bewerben. Und damit das Image der Stadt als Feier- und Trinkmeile zurückdrängen. „Köln wurde als Kulturdestination bisher unterschätzt.“  Angesprochen werden sollen vor allem zwei Zielgruppen: ein jüngere, digital-affine und neugierige Gruppe und eine ältere, etwa besser verdienende, die sich vor allem für Kultur interessiert. „Diese Fokussierung zeigt erste Erfolge.“

Der Anteil von Gästen, die wegen einer Kulturveranstaltung („Das kann ein Musical oder ein Philharmonie-Konzert sein“) in die Stadt kommen, liegt höher als in jeder anderen deutschen Großstadt, nämlich bei 28 Prozent. „Wir kommen an die richtigen Leute heran.“ Anhaltspunkt könnte hier auch sein, dass auch die Ausgaben im Gastgewerbe auf Vorkrisen-Niveau sind, weil die Freizeitgäste wieder mehr ausgeben.

Die Werbemaßnahmen

Geworben wird verstärkt in den sozialen Medien, über Instagram und Tiktok. Es gibt eine Urban-Art-App, die zu den wichtigsten Wandmalereien im Belgischen Viertel führt, Rundgänge zu den Themen Kunst, Frauen und LGBTQ-Gemeinde werden folgen. Umfragen hätten ergeben, dass Köln als lebendige, offene Stadt wahrgenommen werde. „‘Köln ist ein Gefühl‘ ist eine tragfähige Markenbotschaft.“

Ausblick auf 2024

Zur Fußball-Europameisterschaft, bei der fünf Spiele in Köln ausgetragen werden, wird es Stadtführungen in der jeweiligen Landessprache der Gastländer geben und eine spezielle Fan-Card, die auch für den ÖPNV genutzt werden kann.

Ende Mai wird das Team von Köln-Tourismus in das sanierte Stammhaus am Kardinal-Höffner-Platz zurückkehren. „Dann wird sich das Interieur nicht mehr den Charme eines Postamts der 80er Jahre haben“, so Amann. Außerdem seien nicht nur Touristen, sondern auch alle Kölner dann auf die wiedereröffnete Empore eingeladen. „Hier hat man den schönsten Blick auf den Dom.“

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