Max von Einem im GesprächWarum Bukahara aus Köln die „größte unbekannte Band Deutschlands“ ist

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Max von Einem in Winterjacke und Schal lacht in die Kamera.

Max von Einem spielt bei Bukahara Posaune, Sousaphon und Schlagzeug.

Die Indie-Pop-Band Bukahara bringt am Freitag ihre neue Platte raus. Wir haben mit Musiker Max von Einem über das Konzeptalbum gesprochen.

Sie sind, so beschreiben sie sich selbst, die größte unbekannte Band Deutschlands: Bukahara macht zurückgelehnten Folk-Pop mit Elementen aus Swing, Afro-Beats und Singer-Songwriter, das neue Album „Tales of the Tides“ erscheint an diesem Freitag, den 24. Februar.

Das Release-Konzert am folgenden Sonntag im Kölner Gloria-Theater ist ausverkauft, ihre Tour im März und April ist es fast. Und dennoch: „Es gibt diese Diskrepanz zwischen den tausenden von Tickets, die wir verkaufen und der wenig stattfindenden Präsenz in den Medien“, sagt Max von Einem. Der Kölner spielt in der Band Posaune, Sousaphon und Schlagzeug. Es ist nicht vorwurfsvoll gemeint, es spiegelt nur wider, wofür die Band steht. „Unser Vehikel zu den größeren Hallen wird nie ein großer Instagram-Account oder eine fette MTV-Kampagne sein, sondern die Arbeit mit und an den Fans.“

Für uns ist es so, wie wenn man sein Kind nicht wachsen sieht.
Max von Einem

Und die scheint sich auszuzahlen, denn in den vergangenen knapp 14 Jahren seit der Gründung im Jahr 2009 ist Bukahara stetig gewachsen. „Unser eigen gewähltes Rezept war immer die Verbindung zu den Menschen, die gerade beim Konzert sind und für die wir gerade Musik machen. Daher war der Fokus nie auf Erfolg und deshalb sind unsere Zuhörer auch organisch mit uns gewachsen“, sagt von Einem. Mund-zu-Mund-Propaganda sei für sie der Schlüssel zum Erfolg gewesen.

„Für uns ist es so, wie wenn man sein Kind nicht wachsen sieht. Wir sind über die Jahre immer größer geworden, haben immer ein bisschen mehr Tickets verkauft, bis wir dann irgendwann realisiert haben: Warte mal, wir haben das Palladium ausverkauft. Da sind 4000 Leute gewesen“, erinnert sich der 36-Jährige. „Wir haben nie einen Zehn-Jahres-Plan aufgestellt. Wir haben einfach Musik gemacht und sind jedes Jahr überrascht worden, wie es weitergeht. Dass es sich so entwickelt hat, war damals nicht abzusehen.“

Kölner Band Bukahara: Konzeptalbum zum Klimawandel

Jetzt ist das fünfte Studioalbum erschienen. „Tales Of The Tides“ erzählt in neun Tracks „Geschichten von den Gezeiten“, so von Einem. Es ist ein Konzeptalbum. „Jeder Song beschäftigt sich in gewisser Art mit Wasser, mit Ebbe und Flut und dem Klimawandel, als Metapher auch mit sozialer Ungerechtigkeit. Das hängt alles zusammen.“ Die Flutwelle sei auch ein Bild für Migration und Flucht, sagt von Einem. „Die Menschen, die am wenigsten zum Klimawandel beitragen, sind die ersten, die davon betroffen sind und aus ihrem Land flüchten müssen.“

„Ich sitz' an der Bar, was kann ich dafür /Dass die Welt nicht so ist, wie sie gern wär? / Oh, ich trink' wie ein Stein und die Nacht wird zum Meer“
Aus dem Song „Stein“ vom neuen Album „Tales Of The Tides“

Sein Lieblingssong auf der Platte, und gleichzeitig auch der einzige in deutscher Sprache, ist das Lied „Stein“. „Ich finde den Text unglaublich stark, der berührt mich. Das Arrangement ist so zart und gleichzeitig sehr ausdrucksstark. Einfach wunderschön komponiert von Soufian.“ Soufian Zoghlami ist Sänger und Songschreiber von Bukahara. „Ich sitz' an der Bar, was kann ich dafür /Dass die Welt nicht so ist, wie sie gern wär? / Oh, ich trink' wie ein Stein und die Nacht wird zum Meer“ heißt es in dem Song.

Von Einem, Zoghlami und die zwei anderen Bandmitglieder Daniel Avi Schneider und Ahmed Eid lernten sich während ihres Jazz-Studiums an der Kölner Musikhochschule kennen. Inzwischen leben die Mitglieder verstreut in Köln oder Berlin. „Wir treffen uns vor jeder Tour für eine Woche zum Proben, mieten auch mal eine Hütte im Wald.“

Max von Einem, Ahmed Eid, Soufian Zoghlami, Daniel Avi Schneider stehen nebeneinander in einem Schwimmbad.

Max von Einem, Ahmed Eid, Soufian Zoghlami, Daniel Avi Schneider (v.l.) sind Bukahara.

Vieles funktioniere auch remote, sagt von Einem. Geboren ist er in Münster, dann studierte er eine Weile in Essen. „Ich habe irgendwann gemerkt, dass ich nach Köln möchte“, sagt er und lacht. Nach Berlin zu ziehen, kommt für ihn nicht infrage: „Ich finde Berlin immer inspirierend, aufregend und schön, wenn ich dort bin. Aber Berlin hat etwas Anonymes. Das mag ich an Köln, ich fühle mich hier zuhause und es gibt eine etwas tiefergehende Verbindung zwischen den Menschen.“ 


„Tales Of The Tides“ erscheint am 24. Februar auf CD und Vinyl und auf den gängigen Streamingplattformen. 

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