Nach Brückeneinsturz in BaltimoreSo sicher sind die Rheinbrücken in Köln

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Blick auf die Severinsbrücke mit den Kranhäusern im Hintergrund sowie den Rhein.

Wie sicher sind die Kölner Brücken?

In Baltimore hatte ein Schiff einen Pfeiler einer Autobahnbrücke gerammt und diese so zum Einsturz gebracht. Kann das auch hier passieren?

Die Bilder des Brückeneinsturzes in der US-amerikanischen Stadt Baltimore haben in der Nacht auf Dienstag (26. März) weltweit zu Entsetzen geführt. Ein Schiff hatte einen Pfeiler einer vierspurigen Autobrücke gerammt und sie weitgehend zum Einsturz gebracht. Gesicherte Zahlen über Tote oder Verletzte gibt es noch nicht, sechs Menschen werden derzeit allerdings vermisst. Viele Kölner und Kölnerinnen fragen sich jetzt: Wie sicher sind die Brücken in ihrer Stadt?

Mehrere Sicherungsmaßnahmen beim Bau von Brücken über Wasserwege machen einen folgenschweren Einsturz wie den in Baltimore einem Experten zufolge in Deutschland sehr unwahrscheinlich. „Bei einer Brücke sind die Anforderungen an die statische Sicherheit noch um einiges höher als bei einem Wohngebäude“, sagt Josef Hegger vom Lehrstuhl und Institut für Massivbau der RWTH Aachen der Deutschen Presse-Agentur (dpa). Als Hochschullehrer, Tragwerksplaner und Prüfingenieur ist er Experte für Brückenbau. Wenngleich ein solcher Havariefall nie auszuschließen sei, erreiche man doch durch die Kombination verschiedener konstruktiver Maßnahmen ein Höchstmaß an Sicherheit.

Experte erklärt: Deswegen sind Brückeneinstürze in Köln unwahrscheinlich

„So muss der Pfeiler eine gewisse Resilienz haben, dass er nicht beim leichten Anprall schon einstürzt“, erläuterte der Fachmann. Die Bundesanstalt für Wasserbau lege etwa feste Regeln zugrunde, welcher Anpralllast Pfeiler je nach Schifffahrtsweg und Größe der dort fahrenden Schiffe Stand halten müssen. Zusätzlich gebe es auch auf Wasserwegen Einrichtungen ähnlich einer Leitplanke, die einen Aufprall verhindern sollen.

Die Hohenzollernbrücke

Die Hohenzollernbrücke

In vielen Fällen seien Brücken so konstruiert, dass Schiffe mit den Pfeilern nicht oder nur schwer kollidieren könnten: „Bei den Rheinbrücken sind die großen Pfeiler und Pylone häufig am Rand des Flusses angeordnet, sodass die Flussöffnung komplett frei ist. Gibt es in der Mitte einen Pylon, dann ist er relativ massiv und keilförmig und würde ein Schiff, das dagegen fährt, sozusagen ablenken“, sagt Hegger. Dies ist auch in Köln der Fall. Während die Pfeiler der Kölner Hängebrücken, wie der Rodenkirchener Autobahnbrücke und der Mülheimer Zoobrücke, am Rand stehen, sind zum Beispiel die mittleren Pfeiler der Hohenzollernbrücke massiv und würden bei einem sogenannten Schiffstoß vermutlich nur wenig Schaden nehmen.

Die Rodenkirchener Brücke mit Baugerüst.

Die Rodenkirchener Brücke mit Baugerüst.

„Zu solchen Unfällen kommt es glücklicherweise äußerst selten. Ausschließen, dass ein Schiff gegen einen Brückenpfeiler fährt, kann man aber natürlich nicht“, sagt Florian Krekel, Pressesprecher des Wasserstraßen- und Schifffahrtsamtes Rhein. „Auf dem Rhein dürfen in der Regel nur Schiffe bis zu einer Länge von 135 Metern verkehren. Diese haben eine Tonnage von ca. 4.000 Tonnen. Ausnahmen bestehen nur für Koppelverbände. Das in Baltimore verunglückte Containerschiff hatte eine vielfache Größe (circa 300 Meter) und vielfache Tonnage (Beladung mit bis zu ca. 10.000 Containern)“, erklärt ein Sprecher des Dezernats für Mobilität der Stadt Köln zudem auf Nachfrage. Auch ein Unfall bei der Schiff-Durchfahrt, wie im vergangenen Jahr in Köln-Niehl, sei sehr unwahrscheinlich.

Für die Rheinbrücken in Köln gelte laut Krekel eine Mindestdurchfahrtshöhe von 9,10 Meter über dem jeweils geltenden HSW (höchster Schifffahrtswasserstand). Anders als in Baltimore verkehren auf dem Rhein bei Köln keine riesigen Überseeschiffe. Containerschiffe mit vier, manchmal auch mit fünf Lagen (je nach Tiefgang), sind in Köln zeitweise zu sehen. Weitaus größer seien laut Krekel zudem Tanker und Massengutfrachter. Aber auch diese Schiffe seien in ihren Dimensionen weit von dem Unfallschiff von Baltimore entfernt. (ft mit dpa)

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