Angespannter WohnungsmarktPolizei Köln warnt vor Betrug mit gefälschten Immobilienanzeigen

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Ein Mann schließt die Tür zu einer Wohnung auf.

Betrüger laden Mietinteressenten zu Wohnungsbesichtigungen ein, obwohl sie gar nicht die Eigentümer sind.

Hinter vermeintlich attraktiven Mietangeboten für Wohnungen in Köln stecken oftmals Betrüger. Nicht alle Inserate sind seriös.

„Zweizimmerwohnung in der Lothringerstrasse 6, 50667 Köln. Für weitere Informationen kontaktieren Sie bitte den Eigentümer per Whatsapp +4915212590141

Diesen Post hat Michael K., der wegen Eigenbedarf gekündigt wurde und nun dringend eine Wohnung in der Südstadt sucht, vor kurzem auf Facebook entdeckt und den vermeintlichen Eigentümer sofort kontaktiert. Seine Fragen nach Größe und Miete wurden sofort beantwortet. 67 Quadratmeter für 900 Euro warm, das Angebot klang verlockend.

Außerdem kamen per Whatsapp unaufgefordert zahlreiche Videos von der Wohnung, in denen auch die einzelnen Zimmer zu sehen waren. Etwas irritierend war, dass die Wohnung auf den Fotos und Videos komplett möbliert war. Auf Nachfrage erfuhr Michael K., dass die Vermietung möbliert erfolge, er die Möbel aber bei Nichtbedarf selbst entsorgen könne.

Reservierungsgebühr für die Warteliste

„Das fand ich komisch, aber wenn man dringend eine Wohnung sucht, nimmt man vieles in Kauf. Als dann aber die Aufforderung kam, bereits vor der Wohnungsbesichtigung eine Reservierungsgebühr von 900 Euro zu zahlen, um überhaupt auf die Warteliste zu kommen, da machte es bei mir Klick“, so der 60-Jährige.

Michael K. wurde neugierig und wollte mehr über das Vorgehen der offensichtlich unseriösen Anbieter erfahren. Er setzte den Kontakt per Whatsapp fort, stellte zusätzliche Fragen. Der vermeintliche Vermieter schickte ihm Nachrichten, die voller Rechtschreibfehler steckten und die sprachlich teils ungelenk wirkten. Am Ende erstattete Michael K. bei der Polizei Anzeige gegen Unbekannt. 

Auf Nachfrage bestätigte ein Sprecher der Kölner Polizei, dass diese Wohnungsangebote keine Einzelfälle seien. Seit Herbst 2023 zählt die Polizei Köln rund 75 Strafanzeigen zu diesem oder ähnlichen Phänomenen. Die Schadenssumme dieser bundesweit zu beobachtenden Masche liegt inzwischen allein in Köln bei rund 300.000 Euro. Zur Bekämpfung dieser neuen Kriminalitätsform hat die Polizei Köln eine eigene Ermittlungsgruppe eingerichtet.

Täter ermöglichen sogar Wohnungsbesichtigungen

Inzwischen gebe auch vermehrt Fälle, in denen sogar Wohnungsbesichtigungen ermöglicht würden. „Hier mieten der/die Täter Wohnungen an, installieren einen Schlüsselkasten (wie es zum Beispiel bei Airbnb üblich ist), übermitteln den Geschädigten den entsprechenden Code, um den Schlüssel zu entnehmen und die Wohnung zu besichtigen. Zu einem persönlichen Kontakt mit den Tätern kommt es jedoch auch hier nie. Ziel der Täter ist es auch hier immer nur, Vorauszahlungen der Wohnungsinteressenten zu erreichen“, warnt der Polizeisprecher

Eine Whatsapp-Nachricht eines Immobilienbetrügers

Mit solchen Whatsapp-Nachrichten ködern Betrüger Mieter, die auf der Suche nach einer Wohnung sind.

Die Kölner Polizei empfiehlt Privatpersonen dringend, sich auf den Seiten von Verbraucherschutzverbänden, privaten Vereinen oder speziellen Diskussionsforen und Computerzeitschriften über mögliche Risiken eines Geschäftsabschlusses zu informieren. Dort findet man eine Zusammenfassung der häufigsten Merkmale, die ein Inserat als Fälschung entlarven.

Im Fall von Michael K. haben die Recherchen und Nachfragen bei der Hausverwaltung ergeben, dass es aktuell in der Lothringer Straße 6 überhaupt keine freie Wohnung gibt. Wie viele Menschen sich auf diesen speziellen Post bei den Betrügern gemeldet haben und unter Umständen bereits die geforderte Reservierungsgebühr von 900 Euro gezahlt haben, dazu konnte die Polizei keine Auskunft geben.

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