Erinnerung an StadtarchiveinsturzInitiative möchte Kölner Waidmarkt in grünen Platz verwandeln

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Die Mitglieder der „Baumplatz-Gruppe“ Susanne Filfil, Ralf Pommerening, Christina Hecker, Walter und Barbara Thiess (v.l) stehen vor dem Loch am Friedrich-Wilhelm-Gymnasium/Waidmarkt. Dort, wo das Kölner Stadtarchiv einstürzte.

Die Mitglieder der „Baumplatz-Gruppe“ Susanne Filfil, Ralf Pommerening, Christina Hecker, Walter und Barbara Thiess (v.l) vor dem Loch am Friedrich-Wilhelm-Gymnasium/Waidmarkt.

Die Dauerbaustelle soll eine grüne Gedenkstätte werden. Eine Kölner Initiative präsentierte ihre Pläne zur Neugestaltung jetzt der Politik.

Das „Loch“ ist ein bekannter Unort in Köln – seitdem das Stadtarchiv vor 15 Jahren am Waidmarkt in eine Baugrube der Nord-Süd-Stadtbahn stürzte und dabei zwei Menschen starben. Über den Umgang mit dem Ort der Scham und Schande, haben sich schon einige Menschen Gedanken gemacht.

Eine Gruppe aus mehreren Fachleuten hat eine Idee und möchte sie „in die Stadtgesellschaft pflanzen“, wie sie sagt, im doppelten Sinne: Der Waidmarkt soll nach ihren Vorstellungen eine Metamorphose durchmachen. Aus der Dauerbaustelle soll eine grüne Oase werden, und zwar nicht nur auf dem Areal des „Lochs“, sondern zwischen Blaubach und Löwengasse.

Initiative zur Umgestaltung des Waidmarkts vorgestellt

Die Initiative hat das Vorhaben mittlerweile mehreren Politikern vorgestellt. Die Architektin Barbara Thiess hat mit Zeichnungen veranschaulicht, wie ein ergrünter Waidmarkt aussehen könnte: Rund 50 Bäume stehen dort zwischen den Häuserzeilen, wo heute Baustellenzäune, Absperrungen und Parkbuchten das Geschehen prägen.

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Blick auf den Baumplatz in Russan, nördlich von Nimes in Frankreich. Eine Visualisierung der Pläne für den Waidmarkt gibt es noch nicht.

Ein Beispiel eines Baumplatzes in Russan, nördlich von Nimes in Frankreich. Eine Visualisierung der Pläne für den Waidmarkt gibt es noch nicht.

Thiess nennt vier Gründe, die dafürsprechen, dass der Ort in einen Baumplatz umgestaltet werden sollte. Zum einen, sagt sie, liege der Waidmarkt zwischen vier großen Verkehrsachsen; der Blau- und Mühlenbach, die Auffahrt zur Südbrücke, die Rheinufer- und die Tel-Aviv-Straße.

Hinzu komme, dass er dicht bebaut sei und dort viele Menschen wohnen und arbeiten würden. Außerdem seien am Waidmarkt das Friedrich-Wilhelm-Gymnasium und die Kaiserin-Augusta-Schule mit rund 2000 Schülern beheimatet. Sie würden mittlerweile ganztags dort lernen und ein Drittel bis Viertel ihrer Jugendzeit dort verbringen.

Grüner Gedenkort: Keine Konkurrenz zum ursprünglichen Konzept der Initiative Archivkomplex

„Vor allem“, so Thiess, „wird man im Gedenken an das tragische Geschehen vor 15 Jahren durch Grün am besten getröstet. Zugleich würde der Ort kraftvoll gestaltet, denn Bäume haben eine raumbildende Kraft.“ Das Konzept sei dabei kein Gegenkonzept zu der Idee, die die Initiative Archivkomplex mit der Halle K3 hatte, betont die Architektin.

Visualisierung als Zeichnung, die den Platz aus der Fußgänger-Perspektive vom Süden her zeigt. Credit: Thiess

Visualisierung als Zeichnung, die den Platz aus der Fußgänger-Perspektive vom Süden her zeigt.

Dem Vorhaben, an der Einsturzstelle eine unterirdische Halle zum Gedenken und für kulturelle Nutzungen zu gestalten, hatte die Stadt Köln vor einiger Zeit eine Absage erteilt, weil der Bau Risiken berge und die kulturelle Nutzbarkeit eingeschränkt sei.

Nach Ansicht der neuen Initiative könnte auch der Baumplatz als Gedenkort gestaltet und mit einem passenden „Minimuseum“ oder anderen Bauten zu diesem Zweck versehen werden. Wie die Gedenkstätte genau aussehen soll, möchte sie aber den planenden Fachleuten überlassen, ebenso wo, wie viele und welche Bäume gepflanzt werden.

Baumplantagen auf Waidmarkt für Klimaschutz

„Auf dem Loch kann man aber aufgrund seiner Tiefe und weil dort keine Leitungen liegen, sicherlich 25 tief wurzelnde und hochwachsende Bäume pflanzen“, so Thiess. Weitere 25 könnten in den restlichen Bereich des Waidmarkts Platz finden. Er würde dann autofrei bleiben.

Für den Baumplatz auf dem Waidmarkt führen die Ärztinnen in der Gruppe wichtige Gründe ins Feld: „Die Begrünung der Stadt ist für den Klimaschutz und die Gesundheit dringend notwendig“, sagt Susanne Filfil, Kinderkardiologin und Mitglied der „Klimadocs“. Mittlerweile wisse man, dass die Luftverschmutzung und die steigenden Temperaturen in den Städten dramatische gesundheitliche Folge hätten. „Wir beobachten steigende Lungen-, Herz-Kreislauf- und Krebs-Erkrankungen, mehr Fälle von Diabetes, aber auch ungünstige Auswirkungen auf die Psyche.“

Die Bäume und andere Pflanzen würden durch Verdunstung die Temperaturen in der Stadt stark absenken und den Feinstaub aus der Luft filtern. „Wenn die Schüler der Gymnasien hier im Freien Sport treiben sollen, wird das ohne Begrünung in der Zukunft gar nicht mehr möglich sein“, so Filfil.

Die Initiative wird auch vom Leiter des Friedrich-Wilhelm-Gymnasiums, Ralf Pommerening unterstützt: „Der Stadt wird hier die Möglichkeit, einen grünen Veedels-Campus zu schaffen, auf dem Silberbrett präsentiert“, sagt er. „Wir hoffen, dass sie die historische Chance nutzt.“

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