Kölner GitarrenbauschuleIn dieser Werkstatt bauen Kunden ihre eigenen Gitarren

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Felix Reuter in seiner Gitarrenbau-Schule in Sülz

Felix Reuter in seiner Gitarrenbau-Schule in Sülz

Köln – Sie waren ein Traumpaar, Elvis und seine legendäre Martin D-28, „D“ für „Dreadnought“, zu deutsch „Fürchtenichts“. Die riesige Westerngitarre mit den Stahlsaiten, dem lauten Sound und dem Namen eines britischen Schlachtschiffs trug die Songs des „Kings“ in die Welt hinaus. Bis heute verleihen Dreadnoughts Blues, Folk, Rock und Pop einen voluminösen Klang. Eric Clapton, Neil Young, Mark Knopfler, Tracy Chapman, Bob Dylan und Kurt Cobain spielten die Stahlsaitengitarre – und auch bei Felix Reuter in Sülz ist sie besonders gefragt.

Ein Exemplar steht im Eingangsbereich seines Werkstatt-Ateliers Modell. Viele seiner Kunden würden sehr gerne eine Dreadnought haben, sagt Reuter. In seinen Räumen wird der Wunsch Realität. Der Konzertpianist betreibt eine Gitarrenbauschule, in der seine Kunden sich ihr Instrument selber anfertigen können. Er selbst hat sich mit seinem Atelier einen Kindheitstraum erfüllt – zumindest fast. „Eigentlich wollte ich Geigenbauer werden“, erzählt Reuter. Doch dann bekam er an der Hochschule in Mittelwald keinen Studienplatz. Statt dessen studierte er Musik – und geriet an einen Professor, der auch selbst Gitarren baute. Das Schicksal nahm seinen Lauf, und heute zeugen etliche Zupfinstrumente, die in seinem Atelier hängen, von seiner Leidenschaft: Western- und Konzertgitarren sowie Ukulelen sind einladend im Eingangsbereich ausgestellt. Dahinter, in der Werkstatt, warten Gitarren-Rohlinge, die wie Würste unter der Decke baumeln, auf ihre Vollendung, in unterschiedlichen Größen und Farben.

Verschiedene Holzsorten stehen zur Verfügung

Reuters Kunden haben die freie Wahl, wie sie ihr Instrument gestalten. Sie können eine Westerngitarre bauen, eine tailliertere Konzertgitarre, die eher für klassische Musik verwendet wird – oder auch eine Ukulele. Die seien gerade im Trend, verrät der Experte. Auch Instrumente berühmter Hersteller oder bekannter Musiker kopieren seine Schüler gerne.

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Als Holz für den Korpus und die Zargen, also die Seitenteile, stehen Palisander-, Nußbaum-, Kirsche-, Ahorn-, Elsbeer- oder Speierling-Scheiben zur Verfügung. Die Gitarrendecke mit dem Schallloch müsse aber stets aus Fichten- oder allenfalls Zedernholz sein, sagt Reuter. „Gut abgelagertes Fichtenholz aus den Alpen“, empfiehlt er. „Es hat feine Jahresringe, weil es dort besonders kalt ist und die Bäume sehr langsam wachsen.“ Dieses Holz sei anderen klanglich weit überlegen. Für den Korpus sei das Fichtenholz allerdings zu weich. Reuter: „Die Kunst ist es, den Klangkörper so stabil zu bauen, dass er nicht zerbirst, wenn die Saiten gespannt sind.“ Wer eine Gitarre herstellt, müsse behutsam arbeiten. Mit Hilfe von Schablonen werden dünne Holzplatten zurechtgesägt. Die Zargen werden nass in Stanniol eingewickelt und mit einer Heizmatte über eine Form geklemmt, damit sie die nötigen Rundungen bekommen. Dann wird der Korpus verleimt und der Hals wird gefertigt und angebracht.

Atelier ist mehr als eine Werkstatt

100 bis 120 Stunden benötigen die Kursteilnehmer, bis das Instrument fertig ist. „Profis sind schneller, aber Laien können es ebenso gut. Nicht beibringen kann er ihnen, wie man die Gitarre mit perfektem Klang baue. „Das bleibt ein Mysterium.“ Einige ambitionierte Menschen seien in seiner Werkstatt der Lösung auf der Spur. Ein Kursteilnehmer schreibe seine Doktorarbeit über die Frage, wie man die perfekt klingende Gitarre baue. „Er nimmt eine Gitarre nach der anderen in die Hand, probiert sie aus und versucht Erkenntnisse daraus zu gewinnen.“ Auch ein Mathematiker im Kurs arbeite daran.

Reuters Atelier ist mehr als eine Werkstatt. Es ist Klanglabor, Forschungsraum – und Treffpunkt eines besonderen Völkchens von Gitarrenliebhabern, Musikwissenschaftlern und Bastelfreaks. Bei der Suche nach dem ultimativen Klang, ist Reuter eines klargeworden: „Man kann ihn nicht erzwingen.“ Das Gehör sei individuell eben sehr verschieden. Und in den unterschiedlichen Ohren klängen eben auch immer die alten Mythen mit von berühmten Gitarrenmodellen wie der Dreadnought.

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