Kölner SüdstadtDas Wasser im Volksgarten-Weiher ist stark belastet

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Fast 130 Jahre alt ist der Weiher im Volksgarten bereits.

Fast 130 Jahre alt ist der Weiher im Volksgarten bereits.

  • Je nach Jahreszeit existieren stark schwankende pH-Werte und Sauerstoffgehalte.
  • Die giftige Algenart Planktothrix agardhii wird seit 2012 regelmäßig nachgewiesen.

Innenstadt – Tatjana Hellweg ist begeistert vom Volksgarten-Flair. „Ich komme schon mehrere Jahre regelmäßig hierher. Zu jeder Jahreszeit kann man es sich hier gut gehen lassen“, erklärt sie. Im Frühjahr und Sommer fahre sie Tretboot fahren oder sitze im Biergarten. „Im Herbst und Winter kann man wunderbar durch den Park spazieren gehen.“ Ihr Sohn Robert sieht es ähnlich: „Hier gibt es einen tollen Spielplatz direkt am Wasser. Von ganz oben kann ich sogar die Enten auf dem Weiher schwimmen sehen. Ich komme gerne mit meiner Mutter her; hier treffe ich immer viele meiner Freunde.“

Lukas Weggen zog in dem Glauben nach Köln, sich von den Ruheoasen  in Lüdenscheid verabschieden zu müssen. Aber im Volksgarten änderte er seine Meinung. „Meine Freunde und ich sind bei schönem Wetter immer hier. Meistens bringen wir Slacklines, Federballschläger und einen Fußball mit. Nach der Uni kann man hier wunderbar entspannen und die Seele baumeln lassen. Man kennt hier immer jemanden. Obwohl der Park in direkter Stadtnähe liegt, ist es ruhig und gemütlich.“

Michael Baums Hündin Merle, ein großer schwarzer Labrador, liegt in der Sonne und schläft. Die Hündin ist in „ihrem Park“ zufrieden. Für Baum ist der Weiher wie ein eigener Garten. „Wir wohnen hier ganz in der Nähe, daher ist es für mich naheliegend, oft hierher zu kommen. Da wir Zuhause keinen Balkon haben, ist das hier quasi meine Terrasse. Ich bringe meine Hündin so oft es geht mit. Dann  liegen wir zusammen auf der Wiese oder laufen um den Weiher. Die Möglichkeit, in der Stadt so grün zu wohnen, hat nicht jeder.“

Olga Philippova kommt aus Moskau und besucht Freunde in Köln. „Obwohl es nicht der sauberste Weiher zu sein scheint, ist die Lage toll. Man muss nicht weit aus der Stadt rausfahren und hat das Gefühl, ländlich im Grünen zu sein“, so Philippova.

Gastronomie

Rund 650 Sitzplätze fasst der Hellers-Biergarten am Weiher, seit  40 Jahren ist er  im Besitz von Anna Hellers Familie.  Der Biergarten öffnet zwischen März und Oktober nur bei gutem Wetter,  in der Regel  ab 11.30 Uhr.   Weil der Biergarten keine  Nachbarn hat, darf  bis nach Mitternacht ausgeschenkt werden.  In den 80er Jahren sei der Weiher leer gepumpt worden, lag einen Sommer lang brach. „Heute ist der Springbrunnen kaputt und wird voraussichtlich auch erst einmal nicht repariert. Die Stadt haben wir zwar informiert, aber es wird leider nichts getan. Der Weiher sieht deshalb auch nicht mehr so schön aus“, sagt Heller. Leider mache sich auch bemerkbar, dass die Parkbesucher  immer öfter ihren Müll liegen ließen.

Wasserqualität

Die Wasserqualität des Weihers im Volksgarten gilt als schlecht. Je nach Jahreszeit existieren stark schwankende pH-Werte und Sauerstoffgehalte. In heißen Sommern droht regelmäßig ein Fischsterben.

Der Weiher ist mit einer hohen Nährstoffbelastung klassifiziert, in der Fachsprache nennt man das hypertroph. Die letzte Probenentnahme durch Mitarbeiter der Stadt im August 2015 wies nach, dass der Wert des im Wasser vorhandene Phosphors den Grenzwert um 0,3 Milligramm je Liter überschreiten. Die Konzentration des Stoffes Chlorophyll-a beträgt ungefähr 130 Gramm je Liter und begünstigt somit die im Weiher vorhandene massive Blaualgenblüte. Die giftige Algenart Planktothrix agardhii wird seit 2012 regelmäßig nachgewiesen. Die Stadt stuft den Volksgartenweiher aufgrund dieses Zustandes als dringend sanierungsbedürftig ein.

Fauna

Neben den Kölnern erholen sich rund um den Weiher Stockenten und Graugänse. Und auch für Fische ist das Gewässer ein Paradies: Insbesondere Karpfen, die als Laich von Vögeln eingeschleppt wurden, fühlen sich hier wohl. Das warme Wasser begünstigt ihre Vermehrung. Das größte Exemplar, das 2014 bei einer Abfischaktion an Land gezogen wurde, war 70 Zentimeter lang und geschätzte sechs Kilo schwer. Auch Rotaugen, Schleien und Giebel zählen zum derzeitigen Friedfischbestand. Um eine Überpopulation und das Umkippen des Weihers zu verhindern, setzte die Stadt vor zwei Jahren Hechte und Zander aus. Die Räuber sorgen für ein natürliches Gleichgewicht.

Steckbrief

Der 1,3 Hektar große Kahnweiher  wurde in den Jahren 1887 bis 1889 auf dem Gelände des Preußischen Fort Paul  mit einer Tiefe von 1,20 Meter angelegt. Sein Volumen beträgt 15.000 Kubikmeter, das entspricht 15 Millionen Liter. Die Versorgung erfolgt über Leitungswasser über einen erhöht liegenden Wasserfall und ein Gerinne in den Weiher. Ein alter Pumpenschacht sowie ein Pumpenhäuschen sind vorhanden aber stillgelegt. Rund um den Weiher finden sich große Grünflächen, die zum Entspannen, Spielen und Sonnenbaden einladen. Der Biergarten, den man heute unter Hellers-Volksgarten kennt, bietet schon seit 1891 die Möglichkeit, sich direkt am Weiher niederzulassen und  sich zu erfrischen.

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