Restaurant ohne NachfolgerDie schwierige Suche nach einem Pächter für die Kölner Bastei

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Die Bastei, gebaut nach Plänen von Wilhelm Riphan 1924, ist ein beeindruckendes Baudenkmal und unverwechselbarer Bestandteil von Kölns Rheinpanorama.

Die Bastei, gebaut nach Plänen von Wilhelm Riphan 1924, ist ein beeindruckendes Baudenkmal und unverwechselbarer Bestandteil von Kölns Rheinpanorama.

Köln – Jeden Tag ein gut besuchter Mittagstisch, nachmittags Kaffee und Kuchen, abends Sterneküche, sonntags Tanztee – und ab und zu ein Star. Das bot die Gastronomie in der Bastei der 50er und 60er Jahre.

Prominente wie Romy Schneider und Mutter Magda, liiert mit Gastronom Hans Herbert „Daddy“ Blatzheim, fuhren im offenen Rolls Royce vor. Dazu brandete Beifall von Passanten an der Promenade auf.

Kölsche Küche mit Michelin-Stern

Die Küche war die Küche Kölns, bekannt in ganz Deutschland, gelegen in einem der bedeutendsten Baudenkmäler Wilhelm Riphahns. Sie schmückte gar ein glanzvoller Michelin-Stern.

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„Bis ich Anfang der 90er Jahre Kindern Pommes Frites servieren ließ. Da nahm man mir den Stern wieder ab. Dabei waren die selbst gemacht“, sagt heute Jochen Blatzheim, „Daddys“ Sohn.

Wehmut, vor allem aber Wut, kommen immer wieder in Jochen Blatzheim hoch, wenn er über die Bastei spricht – und er gibt offen sein Unverständnis zu. „Ich kann vieles nicht verstehen, was nicht gemacht wurde und heute gemacht wird“, sagt er.

Und meint damit meistens die Stadt.

Der Stadt Köln gehörte die Bastei bis 2001, ehe sie sie an ihre Tochter Köln-Messe abstieß, bevor dann die nächste Tochtergesellschaft Köln-Kongress übernahm. Und die hat jetzt das Problem, ein entstehendes Vakuum zu füllen.

Am 30. April 2017 wird Blatzheim, dann 75-jährig, in Ruhestand gehen. Und weit und breit ist niemand in Sicht, der die Bastei übernehmen will.

Ihre Betriebserlaubnis beruht auf einem Bestandsschutz. Eine moderne Nutzung mit der Installation baulicher Annehmlichkeiten wie Klimaanlage oder Barrierefreiheit ist ähnlich schwierig wie im Fall des Fernsehturms oder des Park-Cafés. Und als besonders exponierte Wegmarke direkt über dem Rhein wäre ein weiteres Verwaisen in dem Fall besonders bedauerlich.

Seit seiner Eröffnung am 22. Oktober 1924 diente der spektakuläre Bau mit einer Nutzfläche von 300 Quadratmetern und einer Kapazität von 200 Personen als Aussichtsrestaurant. Seit dem 4. Dezember 1958 betreibt Familie Blatzheim die Gastronomie.

Hans Herbert „Daddy“ Blatzheim, der „Gastronomie-Zar“, besaß ein Imperium aus 80 Restaurant- und Unterhaltungsbetrieben in ganz Westeuropa und war nach Heirat mit Magda Schneider der Stiefvater und Manager von Tochter Romy. 1968 starb er 62-jährig überraschend. Sohn Jochen übernahm.

Denkmalschutz verhindert Umbaupläne

1985 investierte er 1,5 Millionen D-Mark in die Erneuerung von Fenstern, Dach und Belüftung. „Schon damals waren die Stromleitungen nicht für eine Klimatechnik ausgelegt.“

Blatzheim forderte von der Stadt Köln eine neue Zuleitung vom Ebertplatz über den Theodor-Heuss-Ring bis zur Bastei – und bekam einen Korb. „Zu teuer“, hieß es damals. Eine Million D-Mark hätte das Köln gekostet. Pächter Blatzheim kann es damals wie heute nicht verstehen. „Eigentum verpflichtet schließlich auch.“

Auflagen des Denkmalschutzes und der Baubehörden machen bauliche Veränderungen bis heute unbezahlbar bis unmöglich. Pläne des Kölner Architekten Hanspeter Kottmair, das zweigeschossige Restaurant auf eine Ebene zu verlagern, habe der Denkmalschutz abgelehnt.

„Alles, was ich vorgeschlagen habe, wurde durch Auflagen gestockt und geblockt.“ Die Kosten aber liefen weiter. Bei dem vorhandenen Platz müsse man, je nach Bestuhlung , „ja immer für 180 Menschen parat sein. Kommen nur 50, wird schon Verlust gemacht“, so Blatzheim.

1997 bat Blatzheim die Stadt schließlich schriftlich, seinen Vertrag aufzulösen. „Da hab ich den Laden dicht gemacht.“ Seitdem wird in der Bastei nicht mehr gekocht, sondern nur noch erwärmt und angerichtet. Das Essen für die seitdem nur noch geschlossenen Gesellschaften kommt mit dem Auto aus seiner modernen Gürzenich-Großküche.

Für die Köln-Messe sei der Pavillon „mehr ein Klotz am Bein“, sagt Blatzheim. Die Erteilung einer neuen Konzession nach Blatzheim gilt als unwahrscheinlich, glaubt auch Bernhard Conin, Geschäftsführer von Köln-Kongress. „Das würde so nicht mehr genehmigt.“

Kernsanierung notwendig

So fehle etwa ein zweiter Fluchtweg ebenso wie ein behindertengerechter Zugang. „Schon vor 20 Jahren ließ der Denkmalschutz den Einbau von Luft- und Klimatechnik nicht zu. Und kein Fenster lässt sich öffnen.“

Für eine Außengastronomie fehle der Platz davor. „Ganz zu schweigen von der Zeit mit Hochwasser.“ Zudem gibt es weder Raum für Parkplätze, eine eigene Bushaltestelle, noch Platz für eine Vorfahrt.

„Alle Leitungen sind zu, das Wasser kalkig, die Heizung kaputt.“ Sämtliche Elektro- und Wasserleitungen müssten erneuert werden. „Das nennt sich Kernsanierung.“ Blatzheim schätzt die nötigen Investitionen auf rund zehn Millionen Euro. „Die zu rekapitalisieren würde mindestens 30 Jahre dauern.“

Fakt ist, dass die Köln-Messe einen Käufer für das Baudenkmal sucht. Es gab auch schon mehrere Interessenten, mit denen Besichtigungen stattgefunden haben. Zu einem Vertragsabschluss indes kam es nie.

Unter den Interessenten war auch Johannes J. Adams, Geschäftsführer der The New Yorker Hotel GmbH mit diversen Mülheimer Objekten in Rheinnähe. Auch für ihn kamen weitere Verhandlungen nicht in Betracht. Er beklagt eine Überreglementierung, die es verhindere, dass dieses „sensationelle Gebäude mit neuem Leben gefüllt werden kann“. Es sei die deutsche Gesetzgebung, die Schuld daran sei, dass dieser „geschliffene Diamant zerfällt“.

Vorbei sind die Zeiten, in denen Kölner mit offenem Mund staunend am Konrad-Adenauer-Ufer ihren Spaziergang unterbrachen um einen Blick auf Besucher wie Peter Alexander, Peter Kraus, Nadja Tiller und Walter Giller, Harald Juhnke und Uschi Glas zu erhaschen. „Wenn die nach Köln kamen, haben sie in der Bastei verkehrt.“

Nach alter Schule wurde noch das Essen noch auf Platten dem Gast präsentiert und erst an seinem Platz auf den Tellern angerichtet. „Für dieses Niveau der 70er Jahre bekomme ich heute gar kein Personal mehr. Die Zeiten sind vorbei.“

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