Kölner Verein „Busfieber“Der Klub der Bulli-Schrauber

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Ein alter Bulli ist eine ewige Baustelle, deshalb hat Tobias Lier in seinem Campingbus von 1984 immer etwas zu schrauben.

Ein alter Bulli ist eine ewige Baustelle, deshalb hat Tobias Lier in seinem Campingbus von 1984 immer etwas zu schrauben.

Köln-Vogelsang – Tobias Lier hat sich für seine Mission eine Stirnlampe aufgesetzt. Was aussieht, als wolle er in unerforschte Höhlenlandschaften vordringen, hilft ihm in Wirklichkeit bei der Suche nach den Macken eines VW-Bullis von 1984.

Hier gibt es immer etwas zu tun

Kürzlich waren Lier und seine Frau damit in Kroatien, jetzt muss der Camping-Bus wieder auf Vordermann gebracht werden. Der 33-Jährige setzt seinen Schraubenzieher mal hier an und mal da, zu tun gibt es bei einem Transporter mit so langer Geschichte schließlich immer etwas.

Der Ingenieur freut sich nicht nur über die alte, elektronikfreie Technik, die es ihm ermöglicht, selbst Hand anzulegen. Seit einiger Zeit hat er auch gute Bedingungen dazu. Möglich macht es der Verein „Busfieber e.V“, der am Girlitzweg in Vogelsang eine ehemalige Lagerhalle angemietet hat, in dem die Mitglieder ihre Bullis unterstellen und selbst reparieren können.

Die Mitglieder des „Busfieber e.V.“ bringen sich in ihrer Halle selbst bei, ihre Busse in Schuss zu halten.

Die Mitglieder des „Busfieber e.V.“ bringen sich in ihrer Halle selbst bei, ihre Busse in Schuss zu halten.

Elf Stellplätze gibt es hier, auf denen vor allem VW-Bullis der dritten Generation, auch T3 genannt, geparkt sind. Drei Flächen sind außerdem für Wartungs- und Restaurierungsarbeiten reserviert. Eine davon hat sogar eine Hebebühne.

Aus vier Leuten wurden schnell 43

Die Initialzündung für die Vereinsgründung gab Johannes Kuhr, der vor drei Jahren in einem Bulli-Forum im Internet nach Gleichgesinnten suchte, die ihm beim Restaurieren seines T-3-Busses helfen. „Wir haben uns damals mit vier Leuten in der Kneipe getroffen“, sagt er. Drei Jahre später ist daraus ein gut organisierter Verein mit 43 Mitgliedern und einem 280 Quadratmeter großen Domizil geworden.

„Bei allen ist es dasselbe: Sie haben Parkplatzprobleme und den Wunsch, sich über die Technik und das Lebensgefühl Bulli auszutauschen“, sagt Mitgründer Uwe Müller, ebenfalls Eigentümer eines T-3-Busses aus den 1980er Jahren.

Christoph Schmitz, der gerade mit seiner Freundin an den Bremsen seines Camping-Transporters von 1983 arbeitet, kann das bestätigen: „In Köln ist es fast unmöglich, einen Bus mit dieser Höhe unterzustellen, hier haben wir einen Stellplatz.“

Kollektives Wissen und kollektives Werkzeug

Und viel Know-How bei technischen Problemen. Christoph Schmitz schätzt die „gemeinschaftliche Wissensbasis“, „denn wir haben eigentlich beide keine Ahnung“. In der Halle gebe es immer irgendjemanden, der helfen könne. Und zum kollektiven Wissen gesellt sich das kollektive Werkzeug: Dem Verein gehört mittlerweile eine ganze Menge davon, entweder gespendet oder finanziert durch Spenden.

Außer der Hebebühne gibt es zum Beispiel einen Kompressor und ein Schweißgerät zum allgemeinen Gebrauch. Das alles bringt die Fähigkeiten der Mitglieder spürbar in Fahrt. „Damals konnte ich Reifen wechseln, die Batterie abklemmen und die Glühbirne tauschen“, sagt Johannes Kuhr: „Heute kann ich ein ganzes Auto zusammenschrauben.“

Stephan Knorscheidt gehört zu denjenigen, die mehr Wissen weitergeben als sie empfangen. Der Kfz-Techniker hat elf Monate lang seinen VW-Transporter von 1981 in der Halle restauriert. „Eine Mietwerkstatt ist einfach für so lange Projekte zu teuer“, sagt er: „Und eine eigene Garage ist unbezahlbar.“

Der Verein biete eine preiswerte Alternative. 30 Euro kostet die Mitgliedschaft im Monat und damit der Zugang zu wichtigen Informationen und den Wartungsflächen der Halle. Wer einen Stellplatz mietet, zahlt zusätzlich 70 Euro monatlich.

Der älteste Bulli stammt von 1968

Die Mitglieder von „Busfieber e.V.“ sind zwischen 20 und 70 Jahre alt, immerhin rund 25 Prozent sind Frauen. Eigentlich dürfen Besitzer von Campingbussen aller Marken mitmachen. Aber betagte und ausgebaute VW-Transporter sind deutlich in der Mehrheit. Der älteste Bulli stammt von 1968, der jüngste von 2001.

Vor allem aber ist es die Liebe zum 80er-Jahre-Modell T3, die das Kollektiv zusammenhält. Als Wohnmobil sei er unschlagbar, das meinen hier alle. „Er ist klein genug, um in der Stadt einen Parkplatz zu finden und groß genug, um in den Urlaub zu fahren“, sagt Stephan Knorscheidt: „Das ist authentisches Fahren ohne elektronische Helfer.“

Die VW-Bus-Szene hält zusammen

Und jeder könne ihn selbst in Schuss halten. Die VW-Bus-Szene ist groß und hält zusammen, auch das hat zum schnellen Erfolg des Vereins beigetragen. Der „Busfieber e.V.“ denkt jedenfalls schon über eine zweite Halle nach.

Ein Original feiert seinen 70. Geburtstag

Der VW-Bus oder auch Bulli feiert in diesem Jahr seinen 70. Geburtstag. Zwar begann die Serienfertigung der ersten Generation erst 1950, das Konzept entstand aber bereits 1947. Damals sollen die im Wolfsburger Volkswagen-Werk eingesetzten „Plattenwagen“ zum internen Transportverkehr den niederländischen VW-Importeur Ben Pon zur Idee für einen geräumigen Transporter inspiriert haben.

Der Bulli wurde später zum unverzichtbaren Lastesel in der Wirtschaftswunderzeit, aber auch Hippies schlossen ihn in ihr Herz. Der  Bulli vom Typ T3  war die dritte Generation des VW-Transporters. Er wurde zwischen  1979 und 1992 produziert und war die letzte Bulli-Baureihe mit Heckantrieb.

Der „Busfieber e.V.“ lädt jeden dritten Dienstag im Monat auch Nicht-Mitglieder zum Stammtisch in seine Halle in Vogelsang ein, außerdem gibt es gemeinsame Ausflüge, Weihnachtsfeiern und Sommerfeste. (cht)

Mehr Infos unter: www.busfieber.de

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