Kölner VerwaltungStadt sucht vergeblich Migranten für die Verwaltung

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Tayfun Keltek

Tayfun Keltek

Köln – Ebenso wie die Förderung der Gleichstellung von Frauen ist die verstärkte Einstellung von Menschen mit so genanntem Migrationshintergrund ein erklärtes Ziel der Stadt. Aber auch hier ist die Bilanz mager. Bei den städtischen Auszubildenden liegt die Quote derzeit bei knapp unter 27 Prozent. 2014 war sie noch etwas höher, heißt es in einem Bericht der Verwaltung zur „Personalsituation 2016“. Angesichts eines Migrantenanteils von mehr als 50 Prozent bei den Unter-18-Jährigen ist man somit auch in diesem Teil weit vom Ziel entfernt, die Zusammensetzung der Bevölkerung einigermaßen zu spiegeln.

Es fehlen exakte Zahlen, weil niemand gezwungen ist, Angaben zu seinem Migrationshintergrund zu machen. Insofern gibt es auch keine verlässlichen Daten zu den familiären Wurzeln aller rund 17 000 Verwaltungsmitarbeiter. „Im höheren und gehobenen Dienst ist die Zahl fast zu vernachlässigen“, glaubt der Vorsitzende des Integrationsrats, Tayfun Keltek. Die Gesellschaft verändere sich, aber das spiegele sich nicht in den staatlichen Behörden. „Das Bewusstsein ist nicht da. Wenn man das Thema nicht immer wieder auf die Tagesordnung bringt, wird es vergessen“, so Keltek.

Unter Experten, aber auch unter Kölns Politikern gibt es eigentlich keinen Zweifel: Eine interkulturelle Stadtverwaltung ist nicht nur ein Beitrag gegen Alltagsdiskriminierung und ein zentraler Beitrag zur Integration, weil viele Menschen sonst staatliche Behörden nicht so leicht als ihre akzeptieren. Eine buntere Mischung würde auch die Kompetenzen einer Verwaltung steigern. Der kürzlich ausgeschiedene Stadtdirektor Guido Kahlen teilte dem Integrationsrat mit, dass das Kriterium „interkulturelle Kompetenz“ vor allem in den Dienststellen immer wichtiger wird, die direkten Kontakt zu Bürgern haben oder sich mit den Belangen von Ausländern und Flüchtlingen befassen. Dazu gehören zum Beispiel das Wohnungs- und Sozialamt, die Ausländerbehörde, die Volkshochschule oder die Beratungsstellen des Gesundheits- und Jugendamtes. Das Problem: Auch wenn „Interkulturelle Kompetenz“ ein Einstellungskriterium sein soll, ist sie in der Praxis eines Bewerbungsverfahrens schwer messbar, so der Ex-Stadtdirektor in seiner Mitteilung für die Integrationspolitiker.

Bei den Stellenausschreibungen gibt es jetzt schon einen sogenannten „Diversity-Passus“. Man „begrüßt Bewerbungen von Frauen und Männern, unabhängig von deren ethnischer, kultureller oder sozialer Herkunft, Alter, Religion, Weltanschauung oder sexueller Identität“. Eine Quotenregelung scheitert an rechtlichen Hürden. Ein Problem ist aber auch, dass sich nach wie vor zu wenig bewerben, die aus Sicht der Stadt eine nötige Qualifikation mitbringen.

Im Rahmen eines Programms „Initiative Chancengleichheit“ bietet die Stadt Jugendlichen mit Migrationshintergrund einen sechsmonatigen Vorbereitungskurs für eine Ausbildung an. Die Bilanz aus dem Jahr 2015 zeigt, dass auch dieses Projekt nicht viel mehr ist als ein Tropfen auf den heißen Stein: Es gab nahezu 100 Interessenten für 25 Projektplätze. Trotzdem blieben fünf Plätze unbesetzt, weil aus Sicht der Verwaltung für die Teilnahme an diesem Vorbereitungskurs die Qualifikationen fehlten. Von den zwanzig Bewerbern, die genommen wurden, wurden nach Abschluss des Kurses lediglich 12 in eine Ausbildung zum Verwaltungsfachangestellten übernommen. Auch hier waren die Zahlen in den Vorjahren schon mal besser.

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