Viel EigeninitiativeNeues Jugendzentrum in Weiden eröffnet

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Bei der feierlichen Eröffnung des Jugendzentrums sahen sich viele Besucher das neue Haus an.

Bei der feierlichen Eröffnung des Jugendzentrums sahen sich viele Besucher das neue Haus an.

Weiden – Ein zackiges Dach mit mehreren flachen Giebeln, eine Holzfassade und Fenster in unterschiedlichen Formen verleihen dem Gebäude einen lässigen Look. Das neue Jugendzentrum Weiden an der Ostlandstraße 41 wirkt ein bisschen wie eine Riesenhütte auf einem Abenteuerspielplatz – ein perfektes Freizeitparadies für Kinder und Jugendliche.

Architekt Erich Pössl, der das Zentrum entworfen hat, erläuterte bei der feierlichen Eröffnung sein Werk: „Es musste einfach Spannung in das Gebäude, so dass es lebendig wirkt. Schließlich ist es ein Ort, an dem die Jugendlichen ihre Kreativität ausleben.“ An der Eingangseite ist es passend zum grünen Außenbereich mit Holz verkleidet und durch bodentiefe Fester einladend offen gestaltet. Die anderen Seiten des Gebäudes sind schützend mit Faserzementplatten verkleidet.

450 Quadratmeter auf zwei Stockwerken

Den Jugendlichen und den Mitarbeitern des Zentrums stehen nun auf zwei Stockwerken 540 Quadratmeter im Inneren zur Verfügung. Lichte Räume mit schlichten Betonwänden bieten jede Menge Platz für das umfangreiche Programm. Es reicht von Sprach-, Koch-, Zirkus- Trommel-, Tanz- und Selbstverteidigungskursen über Rap-Workshops bis hin zu Hausaufgaben- und Bewerbungshilfe.

Das Zentrum ist in Weiden eine feste Anlaufstelle für viele Kinder und Jugendliche und für die jungen Besucher aus den zahlreichen Wohnheimen für geflüchtete Menschen eine wertvolle Integrationshilfe. Zwischen 40 und 80 junge Menschen werden hier alltäglich von den Mitarbeitern betreut. „Wir bekommen Lebensmittel von der Kölner Tafel, so dass wir unsere Besucher kostenlos bekochen können“, sagt Tanja Gharbi, Leiterin der Einrichtung, deren Träger die Jugendzentren Köln GmbH (Jugz) ist, eine städtische Tochter. „Die Jugendlichen kommen mit vielen Problemen. Sie kreisen um die eigenen Wurzeln, die eigene Identität, die berufliche Zukunft, die erste Liebe, die Eltern, Freunde, das schwierige Erwachsenwerden. Das ist aber auch lebendig und sehr schön.“

Die Zeiten, in denen sich die schwierig-schöne Jugend der jungen Weidener im Keller des Georg-Büchner-Gymnasiums abspielte sind vorbei. Lange war das Jugendzentrum im Schulgebäude untergeschlüpft. Vor zehn Jahren beschloss die Verwaltung aber das Schulgebäude abzureißen und neu zu bauen.

Das ist bislang noch nicht geschehen, aber in den Köpfen des Trägers der Einrichtung reifte aufgrund des geplanten Abbruchs der Gedanke, sich räumlich selbstständig zu machen und eine nicht ganz glückliche Partnerschaft zu beenden. „So richtig haben die Schule und das Jugendzentrum nie zusammengepasst“, sagte Almut Gross, Geschäftsführerin der Jugendzenten Köln GmbH. „Das Schulgelände ist eingezäunt. Wir sind aber eine Einrichtung, die jedem Kind und Jugendlichen offensteht. Wir haben dann überlegt, dass die Stadt uns doch ein Eckchen des Schulgeländes zur Verfügung stellen könnte und wir dann selbst bauen“, schildert Gross.

Ein engagiertes Projekt

In Gesprächen mit dem Liegenschaftsamt einigten sie sich auf ein Fleckchen am grünen Rand des ehemaligen Schulgrundstücks direkt am Bunzlauer Weg. Dann überlegten Gross und ihre Mitarbieter, wer das Gebäude für die Jugz bauen könnte. Erst habe man die GAG gebeten, als Bauherr zu fungieren und dann an den Jugendhilfeträger zu vermieten. Aber ein Gespräch mit der Genossenschaft habe ergeben, dass das viel zu teuer gewesen wäre. „Wir haben dann den von der GAG veranschlagten Mietpreis hochgerechnet auf 30 Jahre. Das hätte uns 2,5 Millionen gekostet“, berichtet Gross.

Christoph Geißler, damaliger Fachberater der Jugendzenten Köln GmbH, hatte einen Gegenvorschlag: „Das bauen wir selbst für die Hälfte.“ Die Stadt akzeptierte. Ende 2013 bewilligte der Rat die benötigten Mittel in Höhe von 1,1 Million Euro, die Jugz wagte den mutigen Schritt – und sind nun in ihrer Heimatstadt in vielerlei Hinsicht ein Vorbild. Helge Schlieben (CDU), Mitglied des Kölner Stadtrats, lobte die Geschäftleitung der Jugendzentren bei der Einweihung für den engagierten Bau: „Ich kann mich an kein Projekt der Stadt erinnern, das sowohl zeitlich als auch finanziell im vorgegebenen Rahmen geblieben ist“, sagte er mit einem Augenzwinkern. Der Sparwille und die Kreativität den die Mitarbeiter des städtischen Trägers als Bauherr gezeigt hätten, seien vorbildlich.

Denn wie bei Bauprojekten oft üblich, waren auch die Jugendzentren Köln mit einer unvorhergesehenen Schwierigkeit konfrontiert worden. Es stellte sich heraus, dass es sich bei dem Grundstück in Weiden um ein Gebiet der Erdbebenstufe zwei handelt. Was beim Bau eines Privathauses keine Rolle spielt, hatte bei der Errichtung eines öffentlichen Gebäudes Konsequenzen. Der Bau wurde besonders im Boden verankert. Das machte ihn teurer als vorgesehen.

Aber Christoph Geißler hatte eine einfache Lösung: Wir haben einfach ein bisschen kleiner gebaut“, schilderte er. Ratsherr Schlieben tröstete ihn: „Dafür hat Weiden jetzt wahrscheinlich das einzige erdbebensichere Jugendzentrum in ganz Köln“, sagte er lächelnd. Ganz sicher ist es eines der schönsten.

Darüber freuen sich auch die Mitarbeiter. „Wir sind aus einem Kellerloch ans Licht gerückt“, frohlockte Tanja Gharbie. „Wir sind jetzt sichtbar und die Jugendlichen sind es auch.“

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