Mal Weltklasse, mal ZeitgeistDer Kölner Architekturpreis feiert Jubiläum

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Ein ausgezeichnetes Gebäude: das Kolumba-Museum.

Ein ausgezeichnetes Gebäude: das Kolumba-Museum.

Köln – Die beiden Gebäude könnten unterschiedlicher nicht sein – und doch haben sie eine Gemeinsamkeit. Das Kolumba-Museum – unumstritten ein Stück Weltklasse-Architektur – und das inzwischen abgerissene Aral-Parkhaus an der Cäcilienstraße wurden beide mit dem Kölner Architekturpreis (KAP) ausgezeichnet.

Kolumba wurde 2010 prämiert, das Parkhaus 1967. Dieses Beispiel spiegelt wider, wie unterschiedlich Architektur bewertet wird. „Der Zeitgeist ist nicht vor Irrtümern gefeit“, sagt Peter Berner, Vorsitzender des Architekturforums Rheinland (AFR).

Neun Rückblicke auf 250 preisgekrönte Bauwerke

Anlässlich des 50-jährigen Bestehens des KAP blickt das Architekturforum in diesem Jahr mit neun Veranstaltungen auf die bisher preisgekrönten 250 Bauwerke zurück. Die erste findet am 13. Februar um 19.30 Uhr im Domforum statt. „Der Kölner Architekturpreis ist wie eine Blitzlichtaufnahme des jeweiligen Baugeschehens“, sagt AFR-Geschäftsführer Jörg Beste. Anhand der Preisträger ließen sich gesellschaftliche Veränderungen nachzeichnen.

Obwohl die Auszeichnung offiziell seit 50 Jahren existiert, reicht sie eigentlich 70 Jahre zurück, da bei der ersten Veranstaltung im Jahr 1967 Projekte geehrt wurden, die seit 1947 entstanden waren. „Man wollte damals auf einen Schlag die Nachkriegsbauten erfassen“, sagt Beste. Angesichts der Flut an Architekturpreisen, die es mittlerweile gebe, stelle sich die Frage, welche Bedeutung der KAP heute habe – immerhin bundesweit einer der ältesten Architekturpreise.

Das frühere Aral-Parkhaus an der Cäcilienstraße, an dessen Stelle ein Hotel gebaut wird.

Das frühere Aral-Parkhaus an der Cäcilienstraße, an dessen Stelle ein Hotel gebaut wird.

Eine Antwort auf diese Frage gibt Baudezernent Franz-Josef Höing. „Viele schauen neidisch auf Köln, weil es hier solch einen Preis gibt“, sagt er. Er finde es gut, wenn etwas den Glanz der Dauer entwickele. „Wir haben eine gute Zeit, weil viel gebaut wird, aber ich würde mir wünschen, dass mehr vorzeigbare Projekte gebaut würden“, so Höing. Das gelte auch für den Wohnungsbau.

Nächster Wettbewerb startet bald

Der KAP wird unregelmäßig etwa alle drei bis fünf Jahre vergeben, was vor allem damit zusammenhängt, dass die Sieger am NRW-Wettbewerb des Bundes Deutscher Architekten (BDA) teilnehmen. Dieser sei die Richtschnur, sagt Björn Severin, Vorstandsvorsitzender des KAP. Als Besonderheit verwies er darauf, dass der KAP von insgesamt vier Institutionen ausgelobt wird: Dem BDA, dem Architekturforum, dem Deutschen Werkbund NRW und dem Kölnischen Kunstverein.

Der nächste Wettbewerb steht unmittelbar bevor. Vom 1. März bis zum 14. Juli können sich Bauherren und Architekten in verschiedenen Kategorien bewerben. „Das Hauptkriterium besteht in einer besonderen baukünstlerischen Leistung“, sagt Severin. Die Jury besteht jeweils aus drei Architekten, deren Büros sich nicht in Köln befinden, einem Publizisten und einer Person aus dem öffentlichen Leben. In diesem Jahr sind das Volker Staab aus Berlin, der vor kurzem den Wettbewerb für ein neues Stadtmuseum auf dem Roncalliplatz gewonnen hat, Oliver Thill aus Rotterdam, Rainer Hofmann und Gerhard Matzig aus München sowie die Kölner Fotografin Candida Höfer. Es dürfen alle Projekte eingereicht werden, die seit dem 1. Januar 2013 fertiggestellt wurden. Neben Gebäuden können auch Freiflächen prämiert werden. So wurde 1971 die Bundesgartenschau ausgezeichnet, 1973 war es die Groov in Zündorf. Es wäre also gut möglich, dass sich bei der Verleihung am 22. September auch der Deutzer Rheinboulevard mit seiner großen Freitreppe in die lange Liste der KAP-Preisträger eintragen wird.

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