MedizinUniklinik richtet Spezialambulanz für geflüchtete Kinder ein

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Das Team der Spezialambulanz für geflüchtete Kinder mit Stephan Bender (M.), dem Leiter der Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie

Köln-Lindenthal – Sie haben fürchterliche Dinge im Bürgerkrieg oder auf der Flucht erlebt. Sie haben gesehen, wie Verwandte gestorben sind, vergewaltigt wurden oder mussten selbst Gewalt erleben. Viele der minderjährigen Flüchtlinge erlitten aufgrund dieser Ereignisse in ihrem Heimatland oder auf der Flucht ein Trauma. Die Uniklinik Köln hat nun eine Spezialambulanz für geflüchtete Kinder eröffnet, um diese Patienten besser behandeln zu können.

Studien zufolge leiden zwischen 19 und 50 Prozent der Kinder und Jugendlichen mit Fluchterfahrung unter traumatischen Störungen, in vielen Fällen entwickeln sie eine posttraumatische Belastungsstörung. Dann genügen oft scheinbar harmlose Dinge (Trigger) – wie ein Grill im Park –, damit Gedanken an furchtbare Ereignisse wie Bombenabwürfe und Feuer wieder wach werden. Die Betroffenen durchleben die Trauma auslösende Situation erneut.

Alpträume und Kopfschmerzen

Die Kinder leiden unter Schlafstörungen, Alpträumen, Kopf- und Bauchschmerzen oder neigen zu regressivem Verhalten – fallen zum Beispiel in eine Babysprache zurück, nässen ein oder lutschen Daumen. Mitunter können Experten auch am Spielverhalten erkennen, dass Kinder und Jugendliche grausamen Situationen ausgesetzt waren. Manche bekommen die negativen Gedanken nicht mehr aus dem Kopf und greifen zu Drogen oder spielen fortwährend am Computer. Auch aggressives Verhalten ist nicht selten. Hilfe tut dringend Not. Die Kölner Uniklinik hat mit der Spezialambulanz für geflüchtete Kinder eine Einrichtung geschaffen, wie es sie nur wenige in Nordrhein-Westfalen gibt. Kern des Angebots sind Gruppentherapien von etwa acht Teilnehmern, erläuterte Heidrun-Lioba Wunram, Oberärztin an der Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie. Die erste Gruppe, acht Jungen aus Syrien, Afghanistan und nordafrikanischen Ländern, haben im Oktober eine Therapie begonnen.

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Ziel der Therapie ist es, die Kinder und Jugendlichen zunächst zu stabilisieren. Erst im Anschluss können die Experten versuchen, das Trauma aufzuarbeiten und den Betroffenen Werkzeuge an die Hand zu geben, um mit den Erfahrungen leben zu können. Dafür stehen den Ärzten sechs Sitzungen über jeweils 90 Minuten zur Verfügung. In der Regel gelte, dass ein Trauma möglichst schnell, aber mindestens binnen eines Jahres nach Auftreten von Symptomen behandelt werden soll. Außer der Uniklinik gibt es zwar auch andere Einrichtungen, auch niedergelassene Ärzte, die behandeln. Dennoch gäbe es eine wesentliche Versorgungslücke, so der Leiter der Kinder- und und Jugendpsychiatrie, Stephan Bender. In schweren Fällen werden die Patienten von der Gruppentherapie an die Trauma-Ambulanz der Klinik oder an das Ausbildungsinstitut für Kinder- und Jugendlichen-Psychotherapie verwiesen. Zudem werden sozialpsychiatrische und medikamentöse Therapien angeboten.

Terminanfragen für Erstgespräche unter Telefon 0221/478-53 37 oder 0221/478-61 14. Sprachkenntnisse und Dolmetscher sind nicht nötig.

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