Fußpflege„Fish-Spa“ in Köln-Holweide eröffnet

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In Aktion: 80 Rötliche Saugbarben knabbern Hautschuppen von den Füßen.

In Aktion: 80 Rötliche Saugbarben knabbern Hautschuppen von den Füßen.

  • In Köln hat das erste Fisch-Spa eröffnet – in der Bergisch Gladbacher Straße in Holweide.
  • Bei der Fischhaltung müssen strenge Vorgaben der Stadt eingehalten werden.
  • Erst ein Gerichtsstreit machte die Eröffnung möglich.

Holweide – Die Füße in ein warmes Wasserbecken tauchen, zurücklehnen und entspannen – insgesamt 80 kleine Mitarbeiter kümmern sich um die Pediküre der Füße. Das ist das Prinzip eines „Fisch Spa“, bekannt vor allem aus Urlaubsgebieten wie Thailand, der Türkei oder Spanien.

Alexander Clever (39) und seine Lebensgefährtin Lena Höhler (32) haben diese Art der Fußpflege jetzt auch nach Köln-Holweide gebracht und ihren „Nemo Fish Spa“ in der Bergisch Gladbacher Straße 427 eröffnet.

Noch sind die Wasserbecken, in die man die Beine hängt, abgedeckt. Doch Besitzer Alexander Clever, seine Lebensgefährtin Lena Höhler und die insgesamt 850 Fische sind bereit für die Eröffnung ihres Fish Spas.

Noch sind die Wasserbecken, in die man die Beine hängt, abgedeckt. Doch Besitzer Alexander Clever, seine Lebensgefährtin Lena Höhler und die insgesamt 850 Fische sind bereit für die Eröffnung ihres Fish Spas.

Zwölf separate Behandlungsbecken stehen bereit, gefüllt mit rund 280 Litern Wasser, mindestens 26 Grad warm. Bewohnt werden die Becken von jeweils 80 Rötlichen Saugbarben, auch Garra Ruffa, Kangalfische oder Knabberfische genannt. Sie gehören zur Familie der Karpfenfische und stammen aus der Kangal-Region der Ost-Türkei. Dort leben sie in Gewässern, in denen sie nicht genügend Proteine aufnehmen können: Diesen Nährstoffmangel gleichen sie mit den Hautschuppen der dort Badenden aus.

„Die Hornhaut unserer Kunden ist da wie ein natürliches Nahrungsergänzungsmittel“, sagt Clever.

An sechs Tagen in der Woche füttert er seine kleinen Mitarbeiter zusätzlich mit Algen. Sonntags ist Fastentag. „Die Fische könnten permanent essen, darum müssen wir das ein bisschen zügeln“, so Clever.

Zahnlose Fische

Mit ihrem Hunger sollen die Fische, die bis zu 14 Zentimeter lang werden können, für schöne und geschmeidige Füße sorgen. Auch die Hände können behandelt werden. „Die Fische haben keine Zähne. Sie saugen die oberste, abgestorbene Hautschicht ab. Die Behandlung ist also nicht schmerzhaft“, so der 39-Jährige.

„Stimmt“, sagt Testerin Lotta Duden, die schon vorab ihre Füße ins Fischbecken stecken durfte. Sie beschreibt das Gefühl des Knabberns, „als würde ein eingeschlafener Fuß wieder aufwachen“. Geeignet ist die Fischpediküre für Menschen mit überschüssiger Hornhaut, Schuppenflechte oder Neurodermitis.

Den Traum eines eigenen Fisch Spas hat Clever seit einem Spanienurlaub im Jahr 2011: „Ich habe die Idee nicht mehr aus dem Kopf bekommen – und das Gerichtsurteil  war für mich dann der Startschuss“.

Strenge Vorgaben der Stadt

Doch zunächst mussten Clever und Höhler einen aufwendigen Sachkundenachweis erbringen, bestehend aus mündlicher, schriftlicher und praktischer Prüfung.

Die Wassermenge pro Fisch, Beckengröße, Wasserfilterung – bei der Fischhaltung müssen strenge Vorgaben der Stadt eingehalten werden. Aus dem Grund ist die Zahl der Fische pro Becken deutlich kleiner als die, die man aus Urlaubsgebieten kennt. Zudem müssen Füße und Hände der Kunden vor jeder Behandlung gesäubert und desinfiziert werden.

Gerichtsstreit wegen Sorge um Fische und Kunden

Die Idee, Fischpediküre auch in Deutschland zu etablieren, sorgte für Diskussionen. Kritiker brachten die nicht artgerechte Haltung in Becken an, befürchten Stress für die Fische und eine Infektionsgefahr für den Kunden.

In Nordrhein-Westfalen war Fish Spas daher zunächst verboten. Nach einem monatelangem Rechtsstreit gewann jedoch im Juli 2015 ein 27-jähriger Kläger vor dem Kölner Verwaltungsgericht gegen die Stadt.

Die Kölner Verwaltung berief sich auf einen Erlass des Landesumweltamts NRW, der besagt, Fußbewegungen und schwankende Wassertemperaturen bereiteten den Fischen zu viel Stress.

Das Gericht sah das anders. Es befand, dass die Belange des Tierschutzes mit der Berufsfreiheit des Klägers, der Besitzer eines Kosmetikstudios ist, in Einklang gebracht werden müssten – und erlaubte das Knabbern in Köln.

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