Köln-MülheimIllegales Camp soll aufgelöst werden

Lesezeit 2 Minuten
Klaus, Julia und Andreas (v.l.) und die Hunde wissen noch nicht, wo sie in vier Wochen leben sollen.

Klaus, Julia und Andreas (v.l.) und die Hunde wissen noch nicht, wo sie in vier Wochen leben sollen.

Mülheim – Sie lebten gerade mal zwei Monate hier und nun droht ihnen Obdachlosigkeit: Julia und ihre Freunde, die mit ihren Bauwagen und Wohnmobilen auf einem Gelände am neuen Mülheimer Friedhof am Haslachweg ihr Lager aufgeschlagen hatten, bekamen Besuch vom Ordnungsamt. Die Mitarbeiter hatten eine Verfügung mitgebracht: Da ihr Lager illegal sei, müssen sie es bis Mitte Januar freiwillig verlassen. Falls nicht, droht die Zwangsräumung.

„Es handelt sich um eine Erweiterungsfläche die Friedhofs“ sagt Josef Breuer, zuständiger Abteilungsleiter im Ordnungsamt. Wie seine Mitarbeiter festgestellt hätten, seien seitens der Bauwagen- Bewohner illegal Sträucher und Bäume gerodet worden, um Platz zu schaffen. Laut Kölner Stadtordnung sei es zudem untersagt, im öffentlichen Stadtgebiet zu zelten oder einen Schlafplatz einzurichten. Breuer: „Hier in der Bruder-Klaus-Siedlung haben wir auch festgestellt, dass immer mehr Fahrzeuge und Bewohner hinzukamen. Das Camp schien sich verfestigen zu wollen.“ Dem habe die Behörde etwas entgegensetzen müssen. Nun hoffe er, die Bewohner verlassen den Platz freiwillig.

Eine Überraschung für die Bewohner

Julia und ihre etwa zehn Mitbewohner hatten zwar irgendwann mit einer solchen Entwicklung gerechnet, wurden aber dennoch überrascht. „Wir wissen gar nicht, wie wir so schnell ein Ausweichgelände finden sollen“, sagt die Kleinunternehmerin. Es sei schwer, einen geeigneten Platz zu finden: „Ich hatte mich zuvor anderthalb Jahre auf einem Privatgelände eingemietet, musste aber wegen Eigenbedarfs da wieder runter“, erzählt sie. Ihr Nachbar Andreas (Name geändert) erklärt die Lebensweise der Bauwagenbewohner: „Wir haben uns freiwillig für diese Lebensweise entschieden.

Wenn man bedenkt, wie es um den Wohnungsnot in Köln bestellt ist, entlasten wir den Markt doch eher“. Mit vielen Bewohnern der benachbarten Siedlung, in Anlehnung daran nennt man sich selber „Schwester Klaus Siedlung“, komme man auch gut aus. Die seien auch glücklich darüber gewesen, dass der Friedhofsparkplatz und die Grünanlagen von den Bauwagen-Bewohnern von Unrat befreit wurden. „Hier lag tonnenweise Abfall. Zwischenzeitlich kam sogar ein Kleinlaster und entlud säckeweise Müll“, sagt Andreas.

Alternativer Standort wird gesucht

Jetzt suche man einen alternativen Standort. „Am besten wäre ein Privatgrundstück oder ein nicht genutzter Garten, wofür wir Miete oder Pacht zahlen würden“, wünscht sich Julia. Um den Räumungstermin hinauszuzögern, versuche man mit der Sozialistischen Selbsthilfe Mülheim (SSM) eine Klage und einen Antrag auf aufschiebende Wirkung beim Verwaltungsgericht einzureichen. „Wir sind gerade auf der Suche nach einem Anwalt.“, so SSM-Vorsitzender Rainer Kippe.

schwester.klaus@riseup.net

KStA abonnieren