Neu-Subbelrather HofSo sieht moderne Landwirtschaft in Köln aus

Lesezeit 5 Minuten
Landwirtin Diana Erhardt

Landwirtin Diana Erhardt

Widdersdorf – Anfangs hatte es Diana Erhardt nicht leicht, als Neuling in der Landwirtschaft anerkannt zu werden. Ob sie denn nicht lieber in einer Boutique arbeiten wolle, hätten damals viele Kunden gefragt. Doch daran hat die Landwirtin so gar kein Interesse. Ein paar Gummistiefel stehen immer bereit, um schell auch mal aufs Feld zu laufen, wenn sie da was tun kann, oder wenn beim Schlachten Hilfe benötigt wird.

Auch, wenn sie eigentlich gar nicht danach angezogen ist – Diana Erhardt legt Wert auf ein gepflegtes Äußeres und mag schicke Kleidung. „Meine Kleidung ist genauso ein Teil von mir, wie die Arbeit auf dem Hof“, erklärt die Landwirtin, ihre glitzernden Schuhe sieht man schon von weitem.

Hasen abziehen und Fasane rupfen

Die Widdersdorferin liebt Details, nicht nur bei der Kleidung und Accessoires. Auch bei ihrem Hofladen legt sie viel Wert auf schöne Dekoration, um für ihre Kunden eine gemütliche Atmosphäre zu erschaffen. Gerade aber die Bereitschaft, im Schlachthaus zu stehen und Hasen abzuziehen oder Fasane zu rupfen, habe auch bei ihren männlichen Kollegen alle Zweifel zerstreut.

Gänse auf dem Widdersdorfer Hof 

Gänse auf dem Widdersdorfer Hof 

Diana Erhardt gehört zur neuen Generation von Landwirten, und die sind in Köln zahlreich zu finden. Viele davon haben Hofläden. Das Bild vom Bauern werde sich in den nächsten Jahren noch weiter verändern, vermutet Erhard.

Während so manch einer aus der älteren Generation bei einem Kunden mit kleinem Einkauf von wenigen Eiern schon einmal patzig werden könne, gehe sie den Verkauf locker an. Auch über kleine Einkäufe freut sie sich. Und die Bewegung hin zum biologischen Anbau ist ebenfalls eine jüngere Entwicklung.

Quitten und Mangold

Seit 2009 hat Erhardt einen Teil des Neu-Subbelrather-Hofs am Freimersdorfer Weg in Widdersdorf mit ihrem Mann gepachtet. Dort bauen die beiden Gemüse und Obst an und pflegen eine Geflügelzucht. Unter anderem gedeihen dort Kürbisse, Äpfel, Nüsse und auch die selten gewordenen Mispeln, Quitten und Mangold gibt es auf dem Hof. Dabei achtet Diana Erhardt darauf, ihre Pflanzen nicht zu spritzen. Deswegen sei es eigentlich Bioware, nur wegen der aufwendigen Formalien verzichtet das Ehepaar, ein Siegel zu beantragen.

Die im Rheinland einst verbreitete, heute jedoch kaum noch bekannte Mispel, ein Kernobst, ist nicht der einzige Exot auf dem Hof: Auch Kapaune, kastrierte gemästete Hähne, finden sich. Das in der feinen Küche geschätzte Fleisch lässt sich als Nischenprodukt im Laden erstehen. Auch gerupfte Fasane aus der Eifel sind im Angebot. „Heutzutage macht sich kaum noch einer die Mühe, die Fasane zu rupfen“, weiß Erhardt. Sie ist sich als Chefin auch nicht zu fein für diese Arbeiten. Außerdem hält sie freilaufende Hühner, die für frische Eier sorgen und Gänse, die zu St. Martin und zu Weihnachten geschlachtet werden. „Nach Weihnachten fehlt mir das Schnattern der Gänse, wenn ich an ihrer Wiese vorbei komme“, sagt die Landwirtin. Bis März müsse sie sich dann noch gedulden, dann bevölkern wieder neue kleine Gänse den Hof.

Zur Anlage gehört auch die Frischfleischtheke.

Zur Anlage gehört auch die Frischfleischtheke.

Neben den selbst produzierten Waren bietet der Hofladen auch Bioprodukte und konventionelle Ware vom Markt. Bei einer transparenten Kennzeichnung, unterteilt in „Frisch vom Hof“, „Bioware“ und „Marktfrisch“, haben die Kunden die Wahl, für welche Produkte sie sich entscheiden. „Vor ungefähr sechs Jahren habe ich es einfach einmal ausprobiert, Bioware mit anzubieten“, sagt Erhardt. Dies sei so gut angenommen worden, dass es nun zum festen Bestandteil des Ladens gehört. Bei den Milchprodukten legt sie Wert darauf, dass sie frei von Gentechnik sind.

Mit den verschiedenen Linien versucht die Landwirtin, für alle Geldbeutel etwas anzubieten. „Auch wenn Leute nur für ein paar Eier kommen und sonst nichts kaufen, freut mich das“, sagt Erhardt. Oft kämen auch Menschen aus der Nachbarschaft am Nachmittag wieder, wenn morgens der gewünschte Salat noch nicht geerntet war oder die Eier noch nicht eingesammelt wurden. Viele Kunden freuen sich auf den Freitag, dann gibt es selbst gebackene Kuchen und Plätzchen.

Zukäufe für den Hofladen

Solch einen Hofladen zu führen, verlangt von der zweifachen Mutter einiges an Organisation. Einkäufe und Ernten müssen geplant werden, Obst und Gemüse marktfrisch dazugekauft werden. „Ich lasse mich gerne vom Angebot der Händler inspirieren“, schildert Diana Erhardt, „wenn etwas nicht gut aussieht, wird es nicht eingekauft.“ Je nach Saison steht dann noch das Aussäen und Ernten des Gemüses an. Und auch die Tiere müssen versorgt werden. Wenn es ans Schlachten geht, holt sie sich Hilfe vom Verpächter des Hofes.

An ihrer Arbeit schätzt die gelernte Versicherungskauffrau vor allem die Abwechslung. Durch die Heirat mit ihrem Mann, dessen Familie schon in der dritten Generation einen Zerlegebetrieb führt, sei sie in den Beruf hineingerutscht. Jetzt hat sie auch Freude am Füttern der Tiere, am Ernten und Pflegen der Felder. „Ohne einen gewissen Idealismus kann man solch einen Hof nicht betreiben“, meint Diana Erhardt. Sie wolle auch ein Vorbild für ihre beiden Kinder sein. Die sollen damit aufwachsen, dass Nachhaltigkeit zum Alltag gehört. Außerdem schätzt Erhardt sehr den persönlichen Kontakt zu Kunden und Mitarbeitern. Für die Zukunft wünscht sie sich jedoch, dass der Alltag etwas stressfreier wird.

Öffnungszeiten: Die - Frei, 9- 18 Uhr; Sa: 9 - 13 Uhr; Freimersdorfer Weg.

www.hofladen-widdersdorf.de

KStA abonnieren