Veedelsspaziergang in Köln-NippesMara Bergmann im Einsatz für das Gute

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Mara Bergmann auf dem Schillplatz – es ist einer der Orte in Nippes, an denen sie sich besonders gut fühlt.

Mara Bergmann auf dem Schillplatz – es ist einer der Orte in Nippes, an denen sie sich besonders gut fühlt.

Nippes – Mara Bergmann weiß gar nicht so recht, wohin sie sich zuerst wenden soll. „Das ist hier eine absolute Wohlfühlecke für mich“, schwärmt die Fernseh-Moderatorin vom Schillplatz samt Umgebung. „Hier sind meine liebsten Cafés und Restaurants.

Und hier drüben“, sie läuft weiter zum Spielplatz am Erzberger Platz, „hier drüben haben meine Schwester und ich ungezählte Überschläge an den Turnstangen gemacht, ein Knie drüber gehängt und dann immer rund.

Oh, die Stangen sind weg, wie schade“, bemerkt die Moderatorin, Bänke stehen heute dort, wo früher die Reckstangen zum Turnen eingeladen hätten. „Aber dort, das Kletternetz sieht ja super aus“, sagt sie. Schwuppdiwupp, hängt sie kopfüber in den Kletterseilen.

Kunst-Fassade an der Merheimer Straße

Kunst-Fassade an der Merheimer Straße

Hier ist sie groß geworden – und hier will sie auch wieder leben. Die 33 Jahre alte Journalistin hat schon einige Stationen hinter sich. In Dortmund hatte sie Journalistik studiert, für den „Kölner Stadt-Anzeiger“ geschrieben. Sie wechselte zum ZDF, produzierte Beiträge zum Beispiel für das Wirtschaftsmagazin „WiSo“.

Mara Bergmann kehrte zurück nach Köln, als Moderatorin der „WDR-Lokalzeit“. Zuletzt ist sie von dort zu Sat.1 gewechselt, hat durch das tägliche Magazin „Unser Tag“ geführt. Zwei Wochen lang. Dann ist es abgesetzt worden, die Quoten erfüllten die Erwartungen nicht.Was Bergmann als Chance sieht: „Zum einen produzieren wir gerade etwas Neues für die Sendergruppe ProSiebenSat.1“, erzählt sie, zu sehen sei es wahrscheinlich im Februar oder März.

Ein Stück Heimat: Der Schriftzug vom „Oelwerk“

Ein Stück Heimat: Der Schriftzug vom „Oelwerk“

Dann habe sie endlich einmal ein wenig Zeit, sich genauer nach einer neuen Wohnung umzuschauen. Auf jeden Fall will sie in ihrem Veedel bleiben, in Nippes. „Ein Altbau wäre schön“, sagt Bergmann. „Am liebsten in der Nähe vom Schillplatz.“ Der so offiziell gar nicht heißt, aber den alle Einheimischen so nennen. Es ist der Platz vor der katholischen Pfarrkirche St. Heinrich und Kunigund, das neugotische Gebäude hatte der spätere Kölner Diözesanbaumeister Vincenz Statz 1856 entworfen. Es steht dort, wo die Mauenheimer auf die Schillstraße trifft. Wo Wein die Fassade der Weinstube Morio umrankt und wo auch das Restaurant Gernots zum Verweilen einlädt.

Ein Baum namens „Dinky“

Mara Bergmann erinnert sich gern und genau. An Menschen, Plätze und Begebenheiten. Sie erzählt von ihrer Taufe in St. Marien am Baudriplatz („da gibt es ein Foto von der ganzen Familie mit Baby-Mara vor der Kirche“), vom ersten Freund ihrer jüngeren Schwester, der schräg gegenüber gelebt habe („dem haben wir mal Baby-Kaninchen geschenkt“), vom Beitrag, den sie über die Tanzakademie der Rheinischen Musikschule Köln an der Turmstraße gedreht hat („dort wird klassisches Ballett gelehrt, das bewundere ich sehr“).

Das Elternhaus an der Merheimer Straße

Das Elternhaus an der Merheimer Straße

Dann steht sie im Garten des Hauses, in dem sie an der Merheimer Straße als Hausgeburt zur Welt gekommen und dann auch aufgewachsen ist. Der Garten liegt im Hinterhof zwischen den vier- bis fünfstöckigen Bauten, die das Viertel prägen. „Hier sind noch die Bäume von früher“, sagt Bergmann und wirkt plötzlich sehr gerührt. „Den Bäumen haben wir Namen gegeben, das hier war meiner“, erinnert sie sich und deutet auf eine Japanische Kirsche. „Ich hab sie Dinky genannt. Der Baum da drüben gehörte unserer Cousine, der hieß Sturm und hier der“, sie deutet auf den neben der Kirsche, „das ist Blätti, der gehörte meiner Schwester. Gott, hatten wir unbekümmerte Jahre hier.“

Lesen Sie mehr über Mara Bergmanns Kindheit auf der nächsten Seite.

Der Markt auf dem Wilhelmplatz

Der Markt auf dem Wilhelmplatz

Detektiv hätten sie viel gespielt. „Wir hatten eine Bande“, erzählt Bergmann und lacht. „Die dunkelblaue Drei“ haben wir uns genannt, meine Schwester, eine Freundin und ich. Manchmal sind wir zum Beispiel mit Walkie Talkies losgezogen, haben dadurch gesprochen, als wären es Funkgeräte der Polizei und haben ermittelt.“ Auf dem Wilhelmplatz etwa, wenn Markt war und sie beobachteten, ob jemand Früchte klaute. Wo sie selbst beinahe einmal aufgeflogen wäre: „Ich hatte einen Kindergartenfreund, mit dem war ich mal auf einem Flohmarkt auf dem Wilhelmplatz. Der Freund wusste genau, wie gerne ich Haribos hatte, wir hatten aber beide kein Geld dabei.“ Also habe er für jeden ein Weingummi geklaut. „Das passte natürlich gar nicht zu meinem Selbstbild damals, ich als Detektivin, immer auf der Jagd nach den Bösen – und auf einmal gehörte ich irgendwie dazu.“ Sie lacht.

Sie strahlt auch weiter, als sie über ihre Gastrolle in der beliebten Hörspielreihe „Die drei ???“ spricht. In der Folge „Haus der Angst“ im Jahr 2011 spricht sie eine Reporterin. „Mit unserer Bande haben wir selbst viele Hörspiele aufgenommen“, gibt sie preis. „Meist Krimis, manchmal Pferdegeschichten, am liebsten Krimis auf dem Reiterhof.“

Die Nippeser Kulturkirche

Die Nippeser Kulturkirche

Die Jugend-Krimi-Klassiker wie „Die drei ???“, die „Fünf Freunde“ oder „TKKG“ hätten sie natürlich gehört. Weshalb es eine besondere Freude für Bergmann gewesen sei, als sie angefragt wurde, bei „Die drei ???“ mitzusprechen. „Das war beeindruckend, wir haben in einem alten Herrenhaus in Hamburg gearbeitet. Ich saß da zwischen den Helden meiner Kindheit am Tisch in einer wunderschönen Villa.“ Jahre zuvor hatte Bergmann Hörspiele für den WDR gesprochen. „Da hätte ich wieder große Lust drauf, da fehlte mir lange die Zeit zu!“

Noch lieber sähe Monika Glöckner die Moderatorin wieder im Fernsehen. Glöckner ist die Schwester von Herbert Engeln, er führt das Eiscafé Engeln an der Cranachstraße in dritter Generation. 1953 hatte der Großvater der beiden den Familienbetrieb eröffnet. „Sag mal“, fordert Glöckner nun Bergmann auf, „Dich hab ich lange nicht gesehen. Bist Du nicht mehr beim WDR?“ Die 33-Jährige erzählt von ihrem Senderwechsel, aber auch von ihrer Schwester und der Mutter.

Zwei Nippeserinnen: Besuch bei Monika Glöckner

Zwei Nippeserinnen: Besuch bei Monika Glöckner

Denn Eis Engeln gehört ebenfalls zum Nippes der Moderatorin. Auch Glöckners Kinder hatten ein Kaninchen der Bergmanns bekommen. „Weiß mit schwarzen Tupfen“, beschreibt die Journalistin. „Genau“, pflichtet Glöckner bei, „die habt ihr doch bei euch im Garten gehalten, oder nicht?“ Zwischen Dinky und Blätti, den Bäumen der Bergmann-Schwestern, standen die Käfige. Ach ja, dazwischen standen übrigens auch die Käfige der Meerschweinchen sowie der einer Ratte. Die Schildkröten liefen frei durch den Garten. Katze, Fische, Vögel, Hamster und Hund wohnten mit in der Wohnung. „Aber“, stellt die tierliebe Reporterin klar, „nicht alles gleichzeitig!“ Sie lacht.

Glöckner lacht mit, sie umarmt Bergmann. „Isst Du denn auch ein Eis?“, will sie wissen. „Kirsch-Joghurt, wie immer?“ Klar, die Leute von Eis Engeln wissen, wer aus dem Viertel welche Sorte am liebsten mag. Und Mara Bergmann, das ist beim Spaziergang deutlich geworden, nennt sich zu Recht ein „echtes Neppeser Mädche“.

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