Ostern im alten KölnAcht vergessene Kölner Osterbräuche

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Ein Rammler regelt den Verkehr: Eine historische Postkarten zur Osterzeit

Ein Rammler regelt den Verkehr: Eine historische Postkarten zur Osterzeit

Köln – Ostereier färben, das kennt jeder. Viele Rituale rund um das Osterfest sind in den vergangenen Jahrhunderten aber in Vergessenheit geraten.

Wir zeigen acht Bräuche mit denen im alten Köln gefeiert wurde.

Den Judas ausfegen

Die Karwoche wurde im alten Köln für den Frühjahrsputz genutzt. „Der Judas wird ausgefegt“, hieß es damals. Alle Wohnstuben wurden „jewiss“, weiß getüncht, und Kupfer und Zinn blank gescheuert.

Karklappern

Während der Kartage kündige die Gemeinde ihre Gottesdienste mit einem Brett an, auf das man mit einem Hammer eingeschlagen hat. Denn von der Gründonnerstagmesse bis zur Auferstehungsfeier am Karsamstagabend wurden (und werden bis heute) die Glocken nicht geläutet. Für die Menschen des Mittelalters besonders auffällig, weil ihr Tages- und Arbeitsablauf vom Stundengeläut der Kirchen bestimmt wurde. Man behalf sich damit, dass Jugendliche mit Holzinstrumenten die Stunden signalisierten - ein Brauch, der als „Karklappern“ bekannt war.

Das Ausbleiben des Geläuts erklärte sich das einfache Volk übrigens damit, dass die Glocken eine „Romreise“ unternähmen, nach Rom flögen, um sich vom Papst segnen zu lassen.

Warum Schumacher an Ostern in Köln viel zu tun hatten und warum im Dom ein Bündel aus Leinen verbrannt wurde, lesen Sie im nächsten Abschnitt.

Etwas Neues für jung und alt

Vor allem Schuhmacher hatten alten Erzählungen zufolge in der Woche vor Ostern viel zu tun. Nach altem Brauch gab es für jung und alt etwas Neues - und war es nur ein Paar Schuhe. 

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Historische Karte mit Ostergrüßen.

Gesegnete Speisen

Am Ende der Fastenzeit wurde das, was man endlich wieder essen durfte, gesegnet. Die Kapläne, die in Köln von Haus zu Haus gingen, verdienten sich mit der Segnung ein Zubrot. Chronist Hermann von Weinsberg schreibt über diesen Brauch: „Beim Mittagessen wurden vom Hausvater alle Speisen mit einem Büschel geweihten Buchses, Palm benannt, mit Weihwasser besprengt, zum Schluss gab es die gefärbten Ostereier.“

Verbrennen des Judas

Der Brauch war harmloser, als sein Name vermuten lässt. Von der Decke des Domchors hing ein Bündel Werg (Faserstücke von Hanf oder Leinen), das am Ostersamstag mit der Osterkerze angezündet wurde. Im Dom brennt „däm Judas sing Pürk“ (Perücke), sagten die Kölner auch. Die Zeremonie zog viele Schaulustige an. Erst brannte der Werg, dann fing triumphierend die Orgel an zu spielen und die Glocken begannen zu läuten.

Was Poscheier sind und warum die Kölner an Ostern nach Emmaus gingen, lesen Sie im nächsten Abschnitt.

Poscheier färben

Ostern nannte man im alten Köln „Posche“, nach dem jüdischen Passah-Fest. Am Ostersamstag wurden die „Poscheier“ gefärbt, die man tags drauf dann verschenkte.

Eier-Kippen

Die Ostermesse am Sonntag bildete den Höhepunkt der Feierlichkeiten. Danach sah man überall Jugendliche beim Spiel Eier-Kippen. Die Spieler versuchten, einander die Spitzen der Eier einzuschlagen. Der, der sie einschlägt gewinnt das Ei des anderen.

Nach Emmaus gehen

Zum Abschluss des Osterfestes gingen die Kölner am Montag vor der Stadtmauer spazieren. Das nannte man „nach Emmaus gehen“ - in Anlehnung an das Evangelium, das von zwei Männern erzählt, denen auf dem Weg von Jerusalem nach Emmaus der auferstandene Jesus begegnet.

Der Osterspaziergang und einiges mehr hat sich erhalten, viele Bräuche sind aber mit der Zeit verschwunden. Auch weil Ostern als „populäres“ Fest längst von Weihnachten abgelöst worden ist.

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