95 Jahre altHistorische Eisenbahnersiedlung Gremberghoven soll aufgewertet werden

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Die Gartensiedlung von oben, kurz nach der Fertigstellung in den 1920er Jahren.

Die Gartensiedlung von oben, kurz nach der Fertigstellung in den 1920er Jahren.

Gremberghoven – Eisenbahnersiedlung und Gartenstadt: Gremberghoven ist beides zugleich. Doch wie passt das zusammen?

Die Siedlung, die vor 95 Jahren entstand, ist eng mit dem benachbarten Rangierbahnhof Gremberg verbunden. Der wurde nach dem Ersten Weltkrieg in den Jahren von 1917 bis 1924 gebaut und zog jede Menge Eisenbahner an, die dort Arbeit fanden. Für ihre Angestellten errichtet die damalige Reichsbahndirektion in unmittelbarer Nähe der Arbeitsstätte eine Wohnsiedlung.

Vorbild für die anfangs rund 700 Wohnungen war die aus England stammende Gartenbewegung. Die sah unter anderem vor, neue Siedlungen mit großzügigen Gärten für die Selbstversorgung auszustatten.

So entstand ab 1921 Gremberghoven als fast kreisrunder Wohnort mit kleinen Ein- und Mehrfamilienhäusern, die jeweils eigene Tierställe hatten und 400 Quadratmeter große Gärten. Die alten Gebäude und Gartenanlagen prägen noch heute den Kern des Viertels rund um Rather Straße, Talweg und Heilig-Geist-Straße.

Die frisch renovierten Häuser am Talweg stehen unter Denkmalschutz.

Die frisch renovierten Häuser am Talweg stehen unter Denkmalschutz.

Leider müssen einige der Häuser dringend saniert werden. „Dabei ist Gremberghoven eine der schönsten Gartenstadt-Siedlungen in Köln“, findet Gunter Geisler, der Vorsitzende des Bürgervereins.

Das hat auch die Stadt erkannt und Teile der Siedlung vor mehr als zehn Jahren unter Denkmalschutz gestellt. Seit seinen Anfängen in den 1920er Jahren ist Gremberghoven stetig gewachsen und zählt heute rund 3000 Einwohner. Dabei wurde der Ort wegen seiner Nähe zum Rangierbahnhof im Zweiten Weltkrieg durch Bombenangriffe stark zerstört.

Doch dank des Wiederaufbaus nach historischem Vorbild ist der ursprüngliche Charakter der symmetrisch angelegten Siedlung noch heute gut zu erkennen. Etwa an dem Doppelhaus an der Ecke von Hohenstaufenstraße und Bahnhofsplatz.

„Das war damals das Musterhaus und wurde als eines der ersten bezogen“, weiß Geisler. Der ockerfarbene Anstrich wird vom Denkmalschutz vorgegeben und entspricht der ursprünglichen Farbe aus dem vergangen Jahrhundert.

Auch die etwas versteckt gelegene prächtige Sonnenuhr an dem zweistöckigen halbrunden Bau am Langorbardenplatz ist ein Relikt aus vergangen Tagen.

Leider wurden nicht alle Pläne von einst umgesetzt. So sollte am Bahnhofsplatz etwa ein richtiger Personenbahnhof, ähnlich dem in Deutz, entstehen. Zudem war eine Schule geplant, auch sollte ein Marktplatz eingerichtet werden.

An dieser fehlenden Infrastruktur krankt der Ortsteil heute ganz besonders. Die ehemaligen Kirchen sind ohnehin mittlerweile entwidmet und geschlossen. Der letzte Lebensmittelhändler ist vor Jahren fortgezogen, Post- und Polizeistelle sind verschwunden.

Aber es gibt Lichtblicke. Das Wohnungsunternehmen Vonovia, dem viele der ehemaligen Eisenbahnerhäuser gehören, hat damit begonnen, die alten Gebäude nach und nach zu sanieren. „Zudem haben wir mit dem Unternehmen Gespräche geführt, ob ein Gebäude an der Frankenstraße saniert werden kann und testweise dort Nahversorgung angesiedelt werden kann“, berichtet Geisler. Denn „was unser Ort dringend braucht, ist ein Tante-Emma-Laden, eine Bank und eine Post“. Dann könnte die Gartenstadt zu ihrer 100-Jahr-Feier in fünf Jahren auch wieder richtig aufblühen.

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