„Ich hatte immer den Ehrgeiz, Gold zu schaffen“Ein Porzer macht sein 60. Sportabzeichen – mit 80 Jahren

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Ein älterer Mann mit grauem Haar sitzt auf einem Fitnessgerät, das die Armmuskulatur stärkt.

Hans-Walter Eichelhardt beim Krafttraining zu Hause

Hans-Walter Eichelhardt war nicht immer eine Sportskanone – zum Sport hat ihn seine Frau gebracht. Heute ist Bewegung aus seinem Leben nicht mehr wegzudenken.

Schwimmen, Medizinball, Radfahren und Seilspringen im Galoppschritt – das waren die vier Übungen, die Hans-Walter Eichelhardt bei seinem diesjährigen Sportabzeichen gewählt hat. Am Ende standen 90 Punkte und damit das silberne Abzeichen auf der Prüfkarte zu Buche. Für den 80-jährigen Zündorfer ist es das 60. Abzeichen. 41 Mal hat er das Abzeichen in Gold gewonnen, zwölf Mal Silber und sieben Mal Bronze. „Ich hatte immer den Ehrgeiz, Gold zu schaffen“, sagt Eichelhardt.

Ein Stubenhocker sei er nie gewesen, doch habe es früher keine richtigen Möglichkeiten gegeben, Sport zu treiben. „Ich bin in Eitorf geboren. Schwimmen konnten wir damals zum Beispiel nicht gehen.“ Auch in der Schule gab es keinen Schwimmunterricht. „Sport war da auch mal ne Tour mit dem Fahrrad.“ „Als ich meinen Mann kennenlernte, konnte er noch nicht mal richtig schwimmen“, sagt Ursula Eichelhardt. Sie war es, die ihn richtig zum Sport gebracht hat. Sie war jahrelang Sportlehrerin. Aber auch im TV Rheingold Zündorf war sie schwer aktiv. Und so kam es, dass auch Hans-Walter Eichelhardt in dem Verein aktiv wurde

Lieblingsdisziplin ist das Laufen

„Früher hieß es immer samstags und sonntags Wettkampf, da bin ich dann immer mit“, erzählt er. „Als Maskottchen“, sagt seine Frau augenzwinkernd. Aus dem „Maskottchen“ ist der Ehemann geworden und eine richtige Sportskanone. Seine Lieblingsdisziplinen waren früher vor allem das Laufen, Sprinten, aber auch die langen Strecken. Später sei es dann Kugelstoßen gewesen. Das kam durch seine Ausbildung zum Übungsleiter. „Anderen diese Disziplin beizubringen hat mich fasziniert.“ Auch hat Hans-Walter Eichelhardt zusammen mit seiner Frau jahrelang anderen das Sportabzeichen abgenommen.

Ein älterer Mann im blauen T-Shirt steht in einem Garten.

Hans-Walter Eichelhardt hat 60 Mal das Sportabzeichen absolviert.

Der Sport diente dem heute 80-Jährigen auch immer als Ausgleich zur Arbeit. Der gelernte Schlosser hat unter anderem 25 Jahre lang in der Bauabteilung von Bayer als leitender Angestellter gearbeitet. Dafür musste er auch viel reisen. „Immer wenn ich nach Hause gekommen bin, habe ich Anzug und Schlips ausgezogen und bin in meine Sportklamotten gesprungen.“ Nachdem er dann ein paar Kilometer gelaufen war, sei er abends ein neuer Mensch gewesen. „Beim Laufen habe ich alles abgeschüttelt.“ Auch im Urlaub durfte der Sport nicht fehlen. Etwa bei den Kreuzfahrten, wo es auch immer viel zu essen gibt. „Da muss man sich zwischendurch auch mal bewegen.“

Rückschläge durch Schlaganfall und Krebs-Diagnose

Es gab aber auch eine Zeit, da hat er ans Aufhören gedacht, 2007 nach seinem Schlaganfall. „Danach wollte ich das Handtuch werfen.“ Treibende Kraft war da wieder seine Frau Ursula. Sie habe immer gesagt, dass Sport das Beste für ihn in so einer Situation sei. „Und recht hatte sie.“ Genauso ein paar Jahre später. Damals war die Diagnose Krebs. Es folgte eine Prostata-Op. Die verlief erfolgreich, und Hans-Walter Eichelhardt rappelte sich wieder auf. 

Auch wenn ihm seitdem manche Disziplinen schwerer fallen als vorher. „Schwimmen war eigentlich nie ein Problem“, sagt Eichelhardt. Doch habe er nach der Prostata-OP Polyneuropathie in den Füßen. „Dadurch fühlen sich die Füße an, als würden da noch ein paar Kilo mehr dranhängen.“ Wenn dann 200 Meter Schwimmen auf Zeit ansteht, „muss man sich schon anstrengen“. Mit den Jahren sind die Anforderungen für das Sportabzeichen zurückgeschraubt worden. Waren es früher fünf Kategorien, aus denen die Sportlerinnen und Sportler wählen konnten, sind es heute mit Kraft, Schnelligkeit, Ausdauer und Koordination nur noch vier.

Mit 80 Jahren sei das Ablegen des Sportabzeichens für Hans-Walter Eichelhardt mehr Spielerei gewesen. „Aber ich habe es geschafft.“ Mit seinem 60. Sportabzeichen ist für ihn jetzt Schluss. Auch die Lizenz zum Abnehmen des Sportabzeichens hat er nicht verlängert. „Ich bin jetzt 80 Jahre alt, das reicht vollkommen.“ Doch ganz auf  Sport verzichten will Hans-Walter Eichelhardt nicht. Nicht umsonst steht im Keller des Hauses ein Multifunktionsfitnessgerät.


Das Deutsche Sportabzeichen ist eine Auszeichnung des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB). Es ist die höchste Auszeichnung außerhalb des Wettkampfsports. Je nach Leistung können Sportlerinnen und Sportler das Abzeichen in Gold, Silber oder Bronze erwerben. Die zu erbringenden Leistungen orientieren sich an den motorischen Grundfähigkeiten Ausdauer, Kraft, Schnelligkeit und Koordination. Aus jeder dieser Gruppen muss eine Übung erfolgreich abgeschlossen werden.  Der Nachweis der Schwimmfertigkeit ist ebenfalls notwendige Voraussetzung für den Erwerb des Deutschen Sportabzeichens.

Das Abzeichen gibt es für Kinder und Jugendliche ab dem Kalenderjahr, in dem das sechste Lebensjahr vollendet wird. Für Erwachsene ab dem Kalenderjahr, in dem das 18. Lebensjahr vollendet wird. Auch Menschen mit Behinderung können das Deutsche Sportabzeichen erwerben. Die Mitgliedschaft in einem Sportverein ist keine notwendige Voraussetzung für den Erwerb des Deutschen Sportabzeichens. Jedes Jahr gibt es Prüfungstermine. Prüfungen können zum Beispiel bei einem Verein abgelegt werden.

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