Prozess in Köln35-Jähriger soll Bruder getötet haben

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(Symbolbild)

Köln – Die Kölner Staatsanwaltschaft hat gegen einen 35-Jährigen Anklage wegen Totschlags erhoben. Der Mann hatte im November 2016 in der elterlichen Wohnung im Streit seinen drei Jahre jüngeren Bruder erwürgt, anschließend die Polizei alarmiert und die Tat gestanden. Hintergrund der Auseinandersetzung waren jahrelange Animositäten zwischen den Geschwistern, deren Eltern in Niehl ein China-Restaurant betrieben und inzwischen wieder in ihrer Heimat in Hongkong leben. Die Brüder und zwei Schwestern wuchsen in Deutschland auf. Das Chinalokal lief gut, auch dank der Eltern, die auch die Kinder dazu anhielten, im Betrieb mitzuarbeiten.

Außenseiter der Familie

Der Angeklagte galt nach Aussagen der Geschwister als „Außenseiter“ innerhalb der Familie, als der Problematische, Sensible, der es allen recht machen wollte und sich im Laufe der Jahre immer mehr von der Familie separiert hatte. Im Alter von 14 Jahren hatte er versucht, sich das Leben zu nehmen. Auch in der Beziehung zu seiner ersten Freundin, mit er er einen Sohn hat, soll es einen Suizidversuch gegeben haben.

Angespannte Beziehung

Nach dem Abitur begann er ein Maschinenbaustudium, wechselte dann das Fach, studierte erst Informatik, dann Wirtschaftsrecht, ohne jedoch einen Abschluss zu machen. Zuletzt arbeitete er im Callcenter einer Zeitarbeitsfirma.

Angespannt soll auch die Beziehung zum jüngeren Bruder, dem späteren Tatopfer gewesen sein. Man sah sich selten, denn der Jüngere lebte inzwischen mit seinem Partner in der Schweiz und kam nur ab und an nach Köln, um für die in Hongkong lebenden Eltern die behördliche Korrespondenz zu erledigen. So war es in der Familie abgemacht. Die Post der Eltern ging immer noch an die Adresse in der Nesselrodestraße – dort, wo nur noch der Angeklagte in der elterlichen Eigentumswohnung lebte.

Briefe im Mülleimer

Wenige Wochen vor der Tat hatte der Jüngere entdeckt, dass sein Bruder die an die Eltern adressierten amtlichen Briefe in den Müll geworfen hatte. „Am besten, Du entsorgst dich gleich mit“, hatte er ihm wütend auf einem Zettel Vorwürfe deswegen gemacht. Offenbar entzündete sich der Streit in der Tatnacht am 13. November darüber erneut zwischen den Brüdern. Als Polizei und Notarzt eintrafen, konnte nur noch der Tod des Bruders festgestellt werden. „Ich habe meinen Bruder erwürgt“, hatte der Angeklagte gegenüber der Polizei ein Geständnis abgelegt, dann aber keine weiteren Angaben gemacht. Ein Termin für den Prozess vor dem Schwurgericht steht noch nicht fest.

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