Prozess um Vergewaltigung am HansaringAngeklagte äußern sich vorerst nicht zur Tat

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Der Angeklagte E. im Vergewaltigungsprozess

Köln – Nachdem im September 2016 eine junge Frau mitten in der Stadt von zwei Männern vergewaltigt wurde und Wochen später einer der mutmaßlichen Täter am Mediapark erneut zuschlug, war die Frage nach der Sicherheit auf den Straßen Kölns beherrschendes Thema in der Stadt.

Zum Prozessauftaktam Dienstag hat der Fall einen neuen Aspekt bekommen. Wie jetzt bekanntwurde, hatten die beiden Männer in ihrer ersten polizeilichen Vernehmung von „einvernehmlichem Sex“ gesprochen, den das 25 Jahre alte Opfer vorgeschlagen habe. Gegen die Version der Angeklagten spricht allerdings, dass die junge Frau, eine Schülerin, bei der Tat erhebliche Verletzungen, darunter Einblutungen im Intimbereich sowie Prellungen und Schürfwunden, erlitt.

Angeklagte äußern sich bis zur Aussage des Opfers nicht zur Tat

Zu Prozessbeginn wollten sich die beiden jungen Männer auf Anraten ihrer Anwälte nur zur Person, nicht aber zur Tat äußern. Offensichtlich soll erst die Aussage des Opfers, das voraussichtlich unter Ausschluss der Öffentlichkeit am 24. April vernommen wird, abgewartet werden. Im Landgericht wurden die beiden Männer aus der Untersuchungshaft vorgeführt.

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Blütenweißes Hemd, schwarzes Sakko, die Haare streng zum Zopf gebunden, gepflegtes Äußeres: Gökhan E. (22, alle Namen geändert) setzte mit seinem Auftritt auf der Anklagebank ein deutliches Signal und gab mit klar formulierten Worten seinen bisherigen Lebenslauf zu Protokoll. Er ist das jüngste von fünf Geschwistern, die alle in Deutschland geboren sind. Die Geschwister sind alle entweder verlobt oder schon verheiratet, haben Kinder und einen Beruf. Die Eltern – der Vater arbeitete mehr als 30 Jahre lang bei Ford am Band, die Mutter ist Hausfrau – kamen vor 40 Jahren aus der Türkei.

Der Jüngste hatte keine Probleme mit der Schule, machte nach der zehnten Klasse seinen Abschluss, danach eine Lehre zum Gabelstaplerfahrer und begann anschließend eine Ausbildung zum Mechaniker, die er wegen der Untersuchungshaft unterbrechen musste. Ob es ansonsten Probleme bei ihm gebe, wollte die Richterin wissen. „Nein, nichts, ich habe immer bekommen, was ich wollte“, antwortete E., den seine Familie regelmäßig im Gefängnis besucht. Zuletzt habe er in seiner Freizeit Englisch- und Mathematik-Nachhilfestunden genommen, „für die Ausbildung“, erklärte er. Ab und zu mal einen Joint am Wochenende, Alkohol hin und wieder, aber „ich habe keine Suchtprobleme“.

Übergriff nach Disco-Besuch - DNA führte auf die Spur der Täter

Die Staatsanwaltschaft geht davon aus, dass Gökhan E. und sein mitangeklagter Freund Erol I. die Schülerin, die morgens gegen 4 Uhr aus einer Disco kam, am Hansaring bedrängten und sie dann in der Grünanlage am Hansaplatz sexuell missbrauchten. Trotz heftiger Gegenwehr kam es zum Geschlechtsverkehr.

Die DNA von Gökhan E. führte Wochen später auf seine Spur. Kumpel Erol I. (20) soll drei Wochen später am Mediapark erneut eine Vergewaltigung begangen haben. Täter und Opfer kannten sich laut Anklage seit drei Wochen und gingen morgens um vier Uhr an einem Sonntag in Richtung Parkbank, „um etwas zu besprechen“, wie es in der Anklageschrift heißt. Dort soll I. nach anfangs einvernehmlichen Zärtlichkeitendas Opfer plötzlich „völlig unvermittelt“ gepackt, zu einem geparkten Auto gezerrt und sie dort vergewaltigt haben. Das Geschehen habe er zudem mit dem Handy gefilmt, später auf Verlangen des Opfers jedoch wieder gelöscht, heißt es in der Anklage.

Auch der 20-jährige Erol I. durchlief Kindergarten, Schule und Berufsschule ohne Probleme. Er scheiterte zwar am Realschulabschluss, schrieb sich dann aber in einer Abendschule für den Abschluss ein. Zuvor hatte er bei einer Leiharbeitsfirma als Maschinenführer gearbeitet. Um den Realschulabschluss an der Abendschule zu finanzieren, hatte er sich zuletzt um einen Job bei einer Tankstelle bemüht, die Untersuchungshaft kam dazwischen. Genau wie sein Gökhan E. bekam er  im Gefängnis  regelmäßig Besuch von seiner Familie. Alkohol und Drogen seien für ihn  kein Thema, er konsumiere zwar hin und wieder, aber er wisse, wo seine Grenzen sind, so Erol I.

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