RekordversuchKölner will mit seinem Porsche ins Guinness-Buch

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  • Der Kölner Architekt und Künstler Klaus Jürgen Pfeffer hat seinen Porsche schon seit 22 Jahren.
  • Der Wagen ist schon 626.000 Kilometer gelaufen.
  • Es ist weltweit der Porsche mit der größten Kilometer-Laufleistung mit dem ersten Motor.
  • Nun soll das Automobil es ins Guinness Buch der Rekorde schaffen.

Köln – Als Architekt und Künstler weiß Klaus Jürgen Pfeffer natürlich die ästhetischen Vorzüge seines Porsches zu schätzen. Vergleichbar mit einer schönen Frau seien die rundlichen Formen, sagt der Mann mit der rundlichen Künstler-Brille und startet den Motor.

Das Design des 911er sei seit 50 Jahren nahezu unverändert geblieben: „Das ist doch faszinierend.“ Doch diese zeitlos schöne Frau verblüfft den 67-Jährigen seit längerem auch mit ganz anderen Qualitäten: Sie lässt sich scheinbar durch nichts erschüttern.

Klaus Jürgen Pfeffer besitzt einen blauen Porsche Carrera 911 GT vom Typ 993 aus dem Baujahr 1994. Im Heck arbeitet ein 330 PS starker Sechszylinder-Boxermotor mit Luftkühlung, es ist einer der letzten, bevor Porsche auf wassergekühlte Antriebe umstellte. Für Fans war dies ein Sakrileg, für sie sind nur rasselnde, luftgekühlte Porsche echte Porsche. So sieht es auch Pfeffer: Einen wassergekühlten Porsche würde er niemals kaufen. Und niemals würde ein solcher Wagen schaffen, was sein 911er geschafft hat.

Für 160.000 D-Mark gekauft

Mehr als 626.000 Kilometer hat Pfeffer mit dem Auto abgespult, das er vor 22 Jahren für 160.000 D-Mark neu kaufte und seitdem alles andere als geschont hat. Von Porsche hat sich Pfeffer bestätigen lassen, dass der Wagen seit seiner Herstellung technisch unverändert geblieben ist.

„Das ist weltweit der Porsche mit der größten Kilometer-Laufleistung mit dem ersten Motor“, sagt der Spezialist in Sachen Sporthallen-Bau. Deshalb hat er mit seinem Sportwagen nun ein großes Ziel: einen Eintrag im Guinness-Buch der Rekorde.

Noch ist seine Mission nicht erfüllt, die Prüfung durch die Guinness-Buch-Redaktion steht noch aus, aber der Antrag ist eingereicht. Pfeffer hat seine Hausaufgaben erledigt. Weltweit hat er 3600 Porsche-Zentren kontaktiert und gefragt, ob sie Kunden betreuen, deren Autos mehr Kilometer als er auf dem Tacho haben.

Weil er als Künstler für Porsche arbeitet, ist er in der Händler-Szene nicht unbekannt. Binnen zwei Jahren hat er fast alle Filialen abgefragt, die es gibt. Und bislang habe niemand seinen Rekord in Zweifel gezogen. „Aus den USA wurde ein 911er gemeldet, der 750.000 Kilometer gefahren ist“, sagt Pfeffer: „Aber es stellte sich heraus, dass er schon den dritten Motor hatte.“

Mit sattem Rasseln durch Rodenkirchen

Beim Stuttgarter Porsche-Werk ist man etwas vorsichtiger. Es gebe einen Porsche 928, der mit dem ersten Motor eine Million Kilometer geschafft habe, sagt Dieter Landenberger, Leiter des historischen Porsche-Archivs. Wenn Pfeffer den Weltrekord halte, dann nur für den Porsche 911.

Bemerkenswert sei das Kölner Auto aber allemal: „Viele Porschefahrer erreichen diese Kilometerzahl nicht, weil sie ihr Auto nicht so viel nutzen“, so Landenberger: „626.000 Kilometer sind schon extrem viel mit dem ersten Motor.“

Es ist ein sattes Rasseln, das Pfeffers Boxer bei der Fahrt durch Rodenkirchen absondert. Die Beschleunigung ist noch immer eindrucksvoll, das Sport-Fahrwerk noch immer bretthart.

Klaus Jürgen Pfeffer und seine schöne, sportliche Frau scheinen eine Symbiose eingegangen zu sein: Er gibt ihr, was sie verlangt, sie lässt ihn dafür selbst bei größter Anstrengung nicht im Stich. Pfeffer nutzt seinen 911er fast jeden Tag, beruflich wie privat.

„Ich bin teilweise 10.000 Kilometer im Monat zu meinen Baustellen gefahren“, sagt Pfeffer, dessen Vater ihn einst mit dem Porsche-Virus infizierte. Er und sein Auto sind an Tankstellen von Sylt bis Salzburg bekannt. Dazu kommen die Bergrennen, die Pfeffer seit den 1970er Jahren fährt. Den Porsche hat er mehrfach durch die Alpen oder die Dolomiten gejagt. „Und bei jedem Rennen fährt der Wagen besser.“

Für Pfeffer liegt das Geheimnis der Langlebigkeit gerade in der starken Beanspruchung. „Andere meinen, so ein Auto müsste man stehen lassen“, sagt der Vielfahrer: „Aber meins kommt nie zur Ruhe.“ Bis vor zwei Jahren habe der Porsche noch nicht mal in der Garage gestanden. Aber gewisse Regeln gilt es einzuhalten.

Die Million noch schaffen

Auf der Autobahn geht Pfeffer nie sofort ans Limit und nach längeren Strecken hält er den Motor ein paar Minuten im Leerlauf – „damit die warme Luft entweichen kann“. Dazu kommen wöchentliche Wachs-Behandlungen in der Waschanlage und eine beständige Betreuung durch einen Porsche-Spezialisten in Rheinbach. Nur so kann die Symbiose funktionieren. „Ein anderer Besitzer würde den Porsche anders behandeln“, sagt Pfeffer: „Aber dann wäre es schnell vorbei mit dem Porsche.“

Nach 530.000 Kilometern hat Pfeffer den Motor seines 911er einmal komplett zerlegen und Verschleißteile erneuern lassen. Seitdem scheint es kein Halten mehr zu geben. „Ich möchte das Auto eigentlich bis zum Schluss fahren“, sagt der Porsche-Enthusiast aus dem Kölner Süden und meint sein eigenes Lebensende. Zumindest die Million soll eines Tages auf der Uhr stehen. Es sieht so aus, als stünde dem nichts im Weg.

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