Rettungseinsatz beim TüvSo arbeiten die Kölner Höhenretter

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Die Höhenretter Guido Krewinkel und Achim Kirstein (r.).

Die Höhenretter Guido Krewinkel und Achim Kirstein (r.).

Köln – „Person springt“ lautet der Einsatzbefehl, der für Guido Krewinkel und Achim Kirstein am Mittwoch um 9.50 Uhr den Arbeitstag einleitet. Zum TÜV-Gelände in Poll rücken die beiden Höhenretter der Feuerwache Ehrenfeld mit ihren Kollegen aus. Eine Arbeitsbühne war in rund 80 Metern Höhe in Schieflage geraten, zwei Arbeiter, die von dort aus eine neue Licht-Werbetafel mit dem Firmenlogo an dem Turm anbringen wollten, drohten abzustürzen.

Die Höhenretter seilen sich vom angrenzenden Gebäude ab, um die Arbeiter in Sicherheit bringen. Krewinkel ist seit 17 Jahren Feuerwehrmann, seit sechs auch Höhenretter. Der 39-Jährige beschreibt die Ausgangslage in Poll: „Die Arbeitsbühne hing auf einer Seite schief, wir mussten uns von oben zu ihnen herunterlassen.“

Sein Kollege Kirstein ergänzt: „Das Dach des dafür geeigneten Nebengebäudes befand sich in etwa 100 Meter Höhe, eine Strecke von knapp 20 Metern bis zur Gondel.“ Auch der 30-Jährige ist bereits seit zwei Jahren Höhenretter, das sei für ihn seit der Ausbildung zum Feuerwehrmann vor sechseinhalb Jahren klar gewesen.

Seltene Einsätze

In der Feuerwache Ehrenfeld werden die Kölner Höhenretter ausgebildet. Ein Einsatz-Team besteht aus mindestens fünf Personen – ein Einsatzleiter, zwei, die von oben sichern sowie zwei weitere Kollegen, die am Seil hängen.

Die Einsätze für Höhenretter sind selten, werden aber fast ausschließlich in Extremsituationen erforderlich. Einer der spektakulären Einsätze der letzten Jahre war die Bergung einer Familie aus einer Gondel der Rheinseilbahn nach einen technischen Defekt.

Der Einsatz am Tüv-Turm in Poll

Ein Großaufgebot von Polizei und Rettungsdienst sichert den Einsatz ab. „Wir haben die Arbeiter erst vom Dach aus gesehen“, führt Guido Krewinkel das Einsatzgeschehen weiter aus, „und Ihnen per Handzeichen signalisiert, dass wir zu ihnen kommen.“

Die beiden Männer hatten den Einsatz der Feuerwehr selbst initiiert, nachdem ein erster Versuch, sich ohne Hilfe der Höhenretter in Sicherheit zu bringen, gescheitert war. „Die Arbeiter auf der Bühne waren vorschriftsmäßig gesichert, zu keinem Zeitpunkt bestand die Gefahr des Absturzes“, versichert TÜV-Sprecher Hartmut Müller-Gerbes.

Das bestätigen die Höhenretter, trotzdem konnte nicht ausgeschlossen werden, dass eines der beiden Seile, an denen die etwa zehn Meter breite Gondel hing, reißen würde. „Hätten sich die Männer dann zu lange im Sicherungsgeschirr befunden, wäre ein Hängetrauma möglich gewesen“, erläutert Krewinkel. Das Blut kann dann nicht mehr in den Beinen zirkulieren, dauerhafte Schäden des Körpers seien die mögliche Folge.

Regen erschwert den Höhenrettern die Arbeit. Als sie die Gondel erreichen, geben sich die beiden in Not geratenen zunächst locker. „Einer fragte, ob wir Bier dabei haben“, berichtet Krewinkel. Als er und sein Kollege ihnen dann erklären, dass sie sich jeweils zu zweit zusammen sichern und dann in die Tiefe abseilen würden, sei den Arbeitern allerdings die Farbe aus den Gesichtern gewichen.

„Egal, ob es um zehn oder um 100 Meter geht“

Knapp 30 Meter Strecke galt es von der Gondel aus zum nächsten erreichbaren Gebäudeteil zu überbrücken. Der Einsatz dauert bis zum Mittag – er verläuft ohne Zwischenfälle.

Für Krewinkel und Kirstein ist die Arbeit „längst Routine, egal, ob es um zehn oder um 100 Meter geht“. Für die technischen Ursachen der Gondelstörung interessieren sich die Höhenretter im Einsatz nur am Rand. Für sie stehen die Menschen im Fokus.

„Beide Arbeiter sind wohlauf. Die Arbeiten an der Montage des Logos ruhen, bis die Ursache des Zwischenfalls geklärt ist“, teilt TÜV-Sprecher Müller-Gerbes mit. Die Arbeitsbühne wird jetzt eingehend untersucht.

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