Flößerei in KölnAls die Monster-Flöße auf dem Rhein trieben

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Das letzte Floß für die Firma Boisserée mit Gästen an Bord, aufgenommen am Rodenkirchener Ufer, im Jahr 1931

Das letzte Floß für die Firma Boisserée mit Gästen an Bord, aufgenommen am Rodenkirchener Ufer, im Jahr 1931

Rodenkirchen – Es waren Monster-Flöße, die von der Mitte des 17. Jahrhunderts bis zum Ende des 19. Jahrhunderts auf dem Rhein in Richtung Holland trieben – manche dieser „Holländer-Flöße“ waren bis zu 500 Meter lang und mehr als 50 Meter breit. Hunderte von Männern waren nötig, um die übereinander geschichteten und zusammengebundenen Baumstämme zu bugsieren. Die Floßknechte steuerten das Floß mit langen Rudern und warfen Anker aus für die nötigen Kurven- und Bremsmanöver. Es war ein gefährlicher und harter Job.

Mit dem Ausbau des Eisenbahnnetzes 1860 wurde der Holztransport mit dem Zug schneller und einfacher, und die Flößerei starb allmählich aus. Ein Grund für den Rückgang war auch das Aufkommen der Dampfschifffahrt. Dadurch wurde der Verkehr auf dem Rhein dichter, und die riesigen, behäbigen Holzplattformen behinderten den Betrieb. Dazu kam, dass Stahl und Stein das Holz als Baustoff immer mehr verdrängten.

Floßholz vor dem Bayenturm um 1830

Floßholz vor dem Bayenturm um 1830

Aber in einigen Regionen hielt sich die Flößerei noch bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts. Bei der jüngsten Geschichtswerkstatt erzählte die 72-jährige Maxi Paluch von ihren eigenen Floßfahrterlebnissen. Der Kulturhistoriker Cornelius Steckner und Literamus hatten zu der überaus gut besuchten Veranstaltung rund um das Thema „Flößerei und der Holzbau“ in die Stadtteilbibliothek eingeladen.

Keine Gedanken an mögliche Gefahren

„Es war ein Traum“, sagte Maxi Paluch. „Wir glitten fast lautlos über das Wasser“, schwärmte sie. Mit ihrem Vater, dem Floßherrn Peter Freiburg, sei sie öfter unterwegs gewesen. Freilich seien zu der Zeit die Flöße auf dem Rhein schon viel kleiner gewesen, zwischen 60 und 150 Meter lang und gut 20 Meter breit. Und ab 1954 wurden die Flöße von Schiffen geschleppt. Keinen Gedanken habe sie an mögliche Gefahren verschwendet. Schwimmwesten oder eine andere Sicherheitsausrüstung gab es damals nicht.

Ziel des Transports der Firma Freiburg war ihre Sägemühle in Leverkusen-Hitdorf. Maxi Paluch hatte einen kleinen Film mitgebracht, der zeigte, wie viel Aufwand es damals kostete, die gefällten Baumstämme aus dem Wald im nördlichen Bayern mit Pferden heraus zu schleppen. Wie mühsam es war, sie ins Wasser zu werfen und zum Floß zusammen zu binden. Von den Bächen ging es in den Main und in den Rhein. Fast 20 Schleusen mussten die Flößer samt Besatzung überwinden. 1968 wurde die Sägemühle in Hitdorf zum letzen Mal per Floß mit Bäumen aus dem Frankenwald beliefert.

Im heutigen Bayenthal/Marienburg wurde etwa auf Höhe der Bismarck-Säule reger Holzhandel betrieben. Die Vorfahren von Wiljo Schumacher gründeten das Geschäft mit den Brettern. Er leitet heute einen Holzhandel und ein kleines privates Holzmuseum in der Südstadt.

Im Fährhaus zur Welt gekommen

Ab 1831 wurden in dem Bereich zwei konkurrierende Sägemühlen gebaut: Die Firma Brandhorst entschied sich für eine windbetriebene Mühle, die Firma Boisserée arbeitete ganz innovativ mit Dampf. Nach dem Vornamen des Sägewerksbesitzers Bernhard Boisserée ist heute die nahe Bernhardstraße benannt.

Im Fährhaus in Rodenkirchen übernachteten die Flößer, manche wohnten dort sogar mit ihren Familien. Ihr Urgroßvater Johann Hafeneger sei dort zur Welt gekommen und dann Flößer geworden, erzählte Birgita Fleu. Das gegenüberliegende Restaurant „Zum Treppchen“ war bis in die 1930er Jahre Zahlstelle für die Flößer, die ihre Holzgefährte bis hinauf zum Oberländer Ufer am Bayenturm festmachten.

Die Besichtigung des Privat-Museums „Theodor Schumacher und Söhne“ an der Landsbergerstraße 16 ist möglich mit Voranmeldung unter der Telefonnummer 31 60 65.

www.holzcity.de

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