Kölner Traditionslokal„Zum Treppchen“ fehlt nach Feuer neue Baugenehmigung

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Die Außengastronomie soll frühestens im April wiedereröffnen.

Die Außengastronomie soll frühestens im April wiedereröffnen.

  • Im Dezember zestörte ein Feuer den Biergarten des Traditionslokals „Zum Treppchen“ in Rodenkirchen.
  • Die Arbeiten für den Wiederaufbau stocken seit Wochen. Es fehlt eine neue Baugenehmigung.
  • Die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft zur Brandursache sind abgeschlossen.

Rodenkirchen – Es war ein Schock für ganz Rodenkirchen: Im Dezember des vergangenen Jahres brannte der Biergarten beim Traditionslokal „Zum Treppchen“ lichterloh.

Die Feuerwehr konnte die Flammen zwar schnell löschen, aber der Schaden an den beiden kleinen „Sommerhäuschen“ im Biergarten war enorm. Am historischen und denkmalgeschützten Haupthaus auf der gegenüber liegenden Seite entstand kein Schaden.

Fehlende Unterlagen

Die Arbeiten für den Wiederaufbau der beiden kleinen Backsteinhäuschen auf der Terrasse begannen unverzüglich. Allerdings ruht die Baustelle inzwischen seit mehreren Wochen. Es liege keine Baugenehmigung für eine Neueinrichtung für Gastronomie und Außengastronomie vor, teilte das Presseamt auf Nachfrage mit. Lediglich ein unvollständiger Bauantrag für einen Teil der Anlage sei vorhanden.

Die Bauordnung Nordrhein-Westfalen schreibe auch bei einer Wiedererrichtung eines Gebäudes oder selbst eines Gebäudeteils eine Genehmigung vor. „Dies gilt nach diesem ausgedehnten Brand sowohl für das Bestandsgebäude als auch für das Außengelände“, so die Bauaufsicht.

Inzwischen seien die nötigen Unterlagen eingereicht worden, erklärt „Treppchen“-Geschäftsführer Günther Schneider. Er sei ursprünglich davon ausgegangen, dass es sich um Reparaturen handele und dass dafür keine extra Genehmigung eingeholt und kein Bauantrag gestellt werden müsse, sagt Schneider, der die Gaststätte seit 14 Jahren führt. Deshalb starteten die Arbeiten im Januar ohne offizielle Genehmigung der Stadt.

Durch den Baustopp verzögert sich die Wiedereröffnung der Außengastronomie – das Haupthaus war dagegen nie geschlossen und hat täglich ab zehn Uhr geöffnet. Inhaber Schneider rechnet damit, dass ab Mitte April die Terrasse provisorisch wieder genutzt werden kann. Im Juni werde dann alles fertig sein, sagt er.

Stammgäste wie Rudolf Scheer (77) und Albert Kemp (81) müssen sich also noch gedulden. Sie warteten schon im Januar „mit Sehnsucht“ auf die Wiedereröffnung des beliebten Biergartens. Wegen der Heizstrahler und der Überdachung konnte die Terrasse ganzjährig genutzt werden. Die Ermittlungen zur Brandursache habe die Staatsanwaltschaft in der vergangenen Woche abgeschlossen, sagt Schneider. Die Staatsanwaltschaft habe sich nicht auf eine konkrete Brandursache festgelegt. „Sehr wahrscheinlich ist die Brandursache einem technischen Defekt zuzuschreiben“, heißt es bei der Polizei.

Versicherung übernimmt Schaden

„Die Heizstrahler waren es aber nicht“, sagt der 56-jährige Geschäftsführer Schneider. Auch Brandbeschleuniger seien nicht gefunden worden. Die Versicherung habe die Schadensdeckung übernommen.

Das Gebäude am Rheinufer an der Kirchgasse stammt aus dem Jahr 1656. Um 1900 war die „Restauration zum Treppchen“ eine beliebte Schankwirtschaft. Gastwirt und Eigentümer war damals Jakob Rodenkirchen, der 1953 verstarb. Ihm folgte Hans Brümmer, der 1970 das Lokal um den Biergarten erweiterte. Eigentümerin ist heute die Familie Dohmen.

Das große Gasthaus mit den verwinkelten Innenräumen und der gehobenen bürgerlichen Küche gilt als Institution mit Familientradition. „Das Treppchen ist für Rodenkirchen so bedeutend wie der Dom für Köln“, behauptet Geschäftsführer Schneider. Bekannte Persönlichkeiten wie etwa der ehemalige Bundespräsident Walter Scheel zählten zu den Gästen, und auch heutzutage fühlen sich Prominente wohl im „Treppchen“. Dass es ein „Schickimicki-Lokal“ sei, wie oft gemunkelt wird, mögen die langjährigen Stammgäste Rudolf Scheer und Albert Kemp nicht bestätigen. Sie schwärmen lieber von der Gastfreundlichkeit und dem guten Service in ihrem Stammlokal – und hoffen, im Sommer auch wieder in der Außengastronomie einkehren zu können.

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