Neubau in KölnDas Hochhaus der Deutschen Welle wird gesprengt

Lesezeit 2 Minuten
Das Welle-Hochhaus (M.) wird gesprengt, der Deutschlandradio-Turm (l.) bleibt.

Das Welle-Hochhaus (M.) wird gesprengt, der Deutschlandradio-Turm (l.) bleibt.

Köln – Das ehemalige Hochhaus der Deutschen Welle am Raderberggürtel soll in zwölf bis 18 Monaten gesprengt werden. Die Investoren Bauwens und Wohnkompanie wollen auf dem Areal 750 neue Wohnungen bauen. Das Gebäudeensemble, das seit 2002 leer steht, ist stark mit Spritzasbest und künstlichen Mineralfasern belastet. Bislang war davon auszugehen, dass der Bau Stück für Stück abgetragen wird. Da ein jahrelanger Abbruch für die unmittelbaren Nachbarn eine zu hohe Lärmbelastung bedeutet hätte, fiel der überraschende Entschluss einer Sprengung.

Es ist die riskantere der beiden Optionen: Bei einer Sprengung herabfallendes Gestein kann, so Markus Nöldgen, Baustatiker an der Fachhochschule Köln, die Nachbargebäude beeinträchtigen. Der Abstand zwischen dem 138 Meter hohen Welle-Hochhaus und dem benachbarten Hochhaus des Deutschlandradios beträgt lediglich 35 Meter. Die Sprengexperten prognostizieren jedoch, dass das Gebäude trotz der Nähe nicht beschädigt werde.

Zur Absicherung muss ein Radius von 200 Metern rund um das ehemalige Funkhaus abgesperrt und geräumt werden. Betroffen sind neben dem benachbarten Deutschlandradio der Vakuumpumpenhersteller Oerlikon, eine Schule sowie mehrere private Wohnhäuser und ein Abschnitt des Raderberggürtels.

Die Sprengladungen sollen zwischen Mitte und Ende 2016 an einem Sonntag um 10 Uhr gezündet werden, weil zu dieser Zeit erfahrungsgemäß am wenigsten los sei, sagte ein Projektsprecher. Die Sprengung sei aufgrund der Höhe der drei Hochhaustürme und der Größe des Komplexes eine Herausforderung. Es komme eine Kernfaltsprengung zum Einsatz, bei der das Gebäude wie ein Zollstock zusammenklappe. Dazu werden die Stahlstützen in den ersten drei Geschossen gesprengt, zeitversetzt folgen drei weitere Ebenen. Die Behörden müssen noch ihre finale Zustimmung erteilen. Mit Teilen des Schutts soll die entstehende Grube verfüllt werden, um eine ebene Fläche für den Neubau zu erhalten.

Vor der Sprengung sollen der auf einer Fläche von 20000 Quadratmetern als Brandschutz verbaute Spritzasbest sowie die als Dämmung dienende Asbestplatten entfernt werden. Das soll Etage für Etage von oben nach unten geschehen. Die Außenhülle wird hermetisch verschlossen. Die jeweiligen Sanierungsbereiche werden mittels eines Unterdrucks gesichert. „Auf diese Weise kann im Fall eines Lecks zwar etwas von Außen nach Innen gelangen, aber nicht umgekehrt“, sagt Geologe Axel Fahrenwaldt, der den Abbruch überwacht. Die Mitarbeiter müssen eine Personenschleuse mit Dusche und Umkleidekabine benutzen, während die mehrfach luftdicht verpackten Schadstoffe über eine Materialschleuse abtransportiert werden, um sie zu einer Spezialdeponie zu bringen. Bevor ein Schutzbereich freigegeben wird, muss er mit Messgeräten genau überprüft werden. Die gesamte Baustelle soll permanent überwacht werden.

Sehen Sie auf der nächsten Seite, wie eine Sprengung abläuft.

Die Sprengung

KStA abonnieren