RTL-Moderatorin Elena Bruhn im Interview„In Weiß ist die Welt noch in Ordnung“

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Elena Bruhn fühlt sich in Weiß sehr wohl.

Elena Bruhn fühlt sich in Weiß sehr wohl.

Köln – Eigentlich möchte sich RTL-Moderatorin Elena Bruhn im Hotel und Café Alte Schreinerei zum Gespräch treffen. An der Tür hängt nur leider ein Schild: „Ruhetag verschoben“. Der war wegen eines Feiertags ausgefallen.

Bruhn schüttelt den Kopf: „Das ist Weiß“, meint sie, „hier ist die Welt noch in Ordnung, hier fällt nicht mal ein Ruhetag aus.“ Lachend schiebt sie den Kinderwagen mit Tochter Blanca weiter zum Bäcker um die Ecke.

Frau Bruhn, Sie mögen also Filme, die sich mit dem Übersinnlichen befassen.

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Oh, Gott, nein! Sie spielen aufs „Geisterhaus“ an, oder?

Genau. Angeblich haben Sie Ihre Tochter wegen einer Szene aus diesem Film Blanca genannt.

Das stimmt. Ich war 15 oder 16, als ich den Film gesehen habe. Ich wollte ihn vor allem wegen Meryl Streep sehen, ich bin großer Fan von ihr. Und sie hat im Film diese Szene, da tritt Meryl Streep hinaus auf die Terrasse, streicht sich über den schwangeren Bauch und sagt: „Meine Tochter soll Blanca heißen.“ Seither wusste ich: Wenn ich mal eine Tochter haben würde, sollte sie genauso heißen. Das hatte aber nichts mit dem Übersinnlichen im Film zu tun. Ich mag nur einfach Geschichten, deren Handlung verwoben ist mit politischem Zeitgeschehen.

Es geht um das Chile der 1920er bis 1970er Jahre.

Und ich habe mich immer dafür interessiert, was in anderen Ländern passiert.

Fand Ihr Mann die Szene denn auch so gut, oder hatte er einfach kein Mitspracherecht bei der Namensfindung für Ihre Tochter?

Als ich wusste, ich bin schwanger, bin ich erst einmal los und habe ihm die DVD besorgt. Er sollte ja wissen, worum es geht, sobald wir das Namensgespräch führen würden. Na ja, und als es dann soweit war, hätte er gern einen besseren Namen vorschlagen können; hat er aber nicht. Also haben wir unsere Tochter Blanca genannt.

Wie hat sie ihr Leben verändert?

Total. Es ist so viel schöner geworden.

Inwiefern?

Hmm, das ist schwer zu beschreiben. Es ist ein ganz neues Glücksgefühl. Es ist wohl dieses abgedroschene Klischee von dem: Ich fühle mich mit Kind ganzer als vorher. In mancher Beziehung allerdings auch halber.

In welcher denn?

Anfangs habe ich mich oft gefragt: Wie sollst du das aushalten mit so wenig Schlaf? Blanca hat die ersten Monate sehr schlecht geschlafen. Ich stand dann oft im Studio und habe nur gedacht: Hoffentlich bringst du gleich diesen Satz geradeaus über die Lippen.

Als Blanca fünf Monate alt war, haben Sie wieder angefangen.

Ja, und das war schrecklich – einerseits. Ich bin jeden Tag heulend von zu Hause zum Sender gefahren. Ich habe gedacht: Wie kannst du dieses kleine Wesen jetzt allein lassen? Aber ich wusste andererseits: Blanca ist in den besten Händen, meine Mutter war extra zu uns gekommen und hat sich um die Kleine gekümmert. Und in meinem Job ist es nun einmal so: Da kann man nicht zu lange vom Bildschirm verschwinden, die Warteschlange für diesen Traumjob ist lang.

Klingt nach dem ständigen Ringen um Kompromisse wie bei den meisten Müttern kleiner Kinder.

Das stimmt. Du kommst ständig an deine Grenzen, du stellst dich ständig in Frage. Du versuchst allen gerecht zu werden, kannst das aber natürlich nicht. Du musst deinen Weg finden.

Dabei setzen sich viele Mütter gegenseitig unter Druck.

Darum bin ich aus den Krabbelgruppen geflohen. Ich hatte uns zu zwei Gruppen angemeldet, nach den ersten beiden Stunden bin ich jedes Mal geflüchtet. Dieses ständige Vergleichen habe ich nicht ausgehalten: Kann dein Kind schon laufen? Ach, es spricht noch nicht? Ich habe hier in der Bäckerei nie einen Erwachsenen beobachtet, der an die Theke gekrabbelt wäre und sich den Kaffee nicht hätte selbst bestellen können. Irgendwann lernen die das alle. Ich finde: Wir Mütter sollten weder uns, noch unsere Kinder zu sehr unter Druck setzen, die werden schon alle irgendwie.

Zur Person

Elena Bruhn (38) ist mit ihrem Mann vor zwei Jahren nach Weiß gezogen. Seit anderthalb Jahren ist sie Mutter von Tochter Blanca. Bruhn stammt aus Pliezhausen bei Stuttgart und ist der Arbeit wegen nach Köln gekommen: Seit 2013 moderiert sie das RTL-Magazin „Explosiv“. Von 2004 bis 2006 hatte sie zuvor schon als Redakteurin für die Sendung gearbeitet und lebte damals im Belgischen Viertel. Bevor sie sich für RTL entschieden hat, war die Journalistin für ZDF („Leute heute“) und Pro 7 („Galileo“) tätig.

Elena Bruhn: „Was mir in Weiß gut gefällt“

Ich liebe das Gefühl, das Weiß ausstrahlt. Ich weiß noch, als mein Mann und ich zum ersten Mal nach Weiß gekommen sind: Wir waren mit den Fahrrädern unterwegs, kamen hier an und ich dachte bei mir, das ist ja wie im Urlaub hier.

Mein liebster Platz

Mein liebster Platz ist ganz klar das Rheinufer. Der Rhein strahlt eine angenehme Ruhe aus. Mir tut es gut, einfach das Wasser zu beobachten. Und es passiert immer etwas: Leute kommen vorbei, Schiffe fahren vorüber, man ist in der Natur. Gleichzeitig vermitteln die Schiffe das Gefühl: Du bist nicht am Ende der Welt, du könntest sofort überallhin reisen. Das liebe ich.

Mein Lieblingslokal

Die Alte Schreinerei. Da gibt es einen wunderbaren Cappuccino, und die Kuchen sind unschlagbar: alle selbst gebacken. Lecker. Vor allem der Apfelkuchen.

Was im Veedel verbesserungswürdig ist

Wenn ein bisschen mehr los wäre in Weiß, das fände ich schön. Wenn es ein zweites Café gäbe zum Beispiel oder auch ein paar Restaurants.

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