Wohnquartier in ZollstockNeubauten mit viel Grün im Innenhof

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Früher sollten sich Autohäuser am Raderthalgürtel ansiedeln. Nun werden Wohnungen gebaut.

Früher sollten sich Autohäuser am Raderthalgürtel ansiedeln. Nun werden Wohnungen gebaut.

Zollstock – Noch schlafen viele Anwohner in dem Wohnquartier zwischen Zollstockbad, Gürtel und Vorgebirgspark wohl lieber bei geschlossenen Fenstern. Der Verkehr auf dem Zollstockgürtel lärmt schon frühmorgens in das Neubaugebiet. Nun soll das letzte brachliegende Grundstück bebaut werden. Und die ausgewählten Architektenentwürfe versprechen den Anwohnern Linderung.

170 Wohnungen entstehen auf dem länglichen, 10 000 Quadratmeter großen Grundstück entlang des Raderthalgürtels. Die handtuchartige Form habe es den Architekten nicht leicht gemacht, sagt Rolf Vollmer. Der Architekt betreute für die Investoren den Wettbewerb. Das Ergebnis wird noch bis Mitte Dezember in der Kreissparkasse am Neumarkt ausgestellt. Die Sparkassentochter Pareto fungiert als Projektentwickler für die Investoren.

Der Siegerentwurf zitiert mit einer langen geschlossenen Fassade und großen, grünen Innenhöfen den Genossenschaftsbau aus der ersten Hälfte des 20. Jahrhundert, wie etwa den Pohligblock und die Häuser der GAG am Höninger Weg. Ein 200 Meter langes Gebäude mit vier Stockwerken und einem zurückgesetzten Dachgeschoss soll nicht nur zusätzlichen Wohnraum bieten. Der Entwurf der Kölner Architekten Annette Paul und Gert Lorber wurde auch ausgewählt, weil das längliche Gebäude den Lärm der Straße und der Gewerbebetriebe auf der anderen Straßenseite abschirmen würde. Bis es im neuen Wohnviertel leiser zugeht, dürfte aber noch ein wenig Zeit vergehen. In zweieinhalb Jahren ist frühestens mit dem Baubeginn zu rechnen.

Als Bauherr tritt wie schon in den angrenzenden Baugebieten ein Verbund von vier Wohnungsbaugenossenschaften auf. 30 Prozent der Wohnungen werden mit Geld der öffentlichen Hand finanziert und sollen als Sozialwohnungen für 7,15 Euro je Quadratmeter vermietet werden. Damit entspräche das Bauvorhaben den Vorgaben, die der Rat der Stadt Köln mit dem sogenannten kooperativen Baulandmodell für Neubauten mit mehr als 25 Wohnungen beschlossen hat.

Nachfrage nach Bauland groß

Die anderen Wohnungen am Zollstockgürtel werden deutlich teurer. Der Quadratmeterpreis dürfte am Ende „eher bei elf Euro“ liegen, schätzt Martin Frysch, Geschäftsführer der gemeinnützigen Genossenschaft Köln-Sülz. „Wir nehmen aber nicht die höchste erzielbare Miete“, sagt er. Da seien sich die zum Teil gemeinnützigen Genossenschaften einig gewesen, obwohl die Nachfrage nach Bauland in Köln groß ist. „Es gab genug private Investoren, die sich gerne eingeklinkt hätten“, sagt Bernhard Bücheler, Geschäftsführer der Genossenschaft Mieterschutz, die ebenfalls zum Verbund gehört.

Architektonisch spannende Projekte wie diese werden das Gesicht der Genossenschaften verändern, ist Bücheler sicher. In den schon bebauten, nördlich angrenzenden Grundstücken liegt der Quadratmeterpreis bei knapp zehn Euro. Maximal zehn Prozent der neuen Mieter sind vor dem Einzug bereits Mitglieder der Genossenschaft. Damit strömen zunehmend zahlungskräftige Menschen in die Zusammenschlüsse. Die durchschnittliche Miete liegt derzeit in Fryschs Genossenschaft zwischen sechs und 6,50 Euro. Neben aufwendigen Neubauprojekten wie diesem pflegten die Genossenschaften aber nach wie vor auch gewissenhaft ihre Bestände, versichert Frysch.

350 bereits fertiggestellte Wohnungen auf den nördlich anschließenden Grundstücken sind bewohnt. Ein Yogastudio, ein Bäcker, eine Kindertagesstätte für 120 Kinder und öffentliche Spielplätze lockern die Wohnbauten ein wenig auf. Doch zu Fuß können die Bewohner in ihrem neuen Quartier nicht einkaufen. „Wir hätten gerne Platz für einen Supermarkt geschaffen“, sagt Bücheler. Politisch sei das vom Rat nicht gewünscht. Der aktuelle Entwurf sieht keine Gewerbefläche vor, die groß genug wäre. Zumindest die Bezirksvertreter in Rodenkirchen hatten indes mehrfach gefordert, einen Supermarkt im Neubaugebiet anzusiedeln – zuletzt mit einem Antrag aller Fraktionen.

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