Scala-TheaterKölsche Schwestern im Flirt mit Gaunern

Lesezeit 3 Minuten
110816Scala-Theater04

Anja Wessel (links) und Elke Schlimbach

Köln – Wenn sich die langjährige Hauptdarstellerin Gigi Herr in der kommenden Spielzeit im Scala-Theater aus gesundheitlichen Gründen eine Auszeit nimmt, steht der Ersatz schon doppelt in den Startlöchern und auf der Probenbühne. Elke Schlimbach (58) kehrt nach 13 Jahren („Damals habe ich die Billa Schmitz in der Ostermann-Revue gespielt“) ins Ensemble zurück, und für Anja Wessel (40) ist es nach mehreren bundesweiten Stationen in Operetten und Musicals nun eine Premiere auf einer großen Bühne in ihrer Heimatstadt. Ab 22. September wirken beide in dem Gaunerspektakel „Dreimol null es null“ mit, für das Autor und Regisseur Ralf Bongartz in der Vorwoche im Scala mit den Proben begonnen hat.

Mit Bongartz hat Schlimbach schon 1998 in der „Traviata“-Inszenierung von Wally Bockmayer im damaligen Kaiserhof zusammengespielt. Nach den Anfängen als Kinderstar in Brück stand sie später vor allem als Background-Sängerin („Ich war Chornachtijall“) auf vielen Bühnen – deutschlandweit mit Johnny Logan,Peter Hofmann und Andy Borg und in Köln mit Trude Herr, Gerd Köster und Tommy Engel. Ihre weitere Vorliebe galt den Musicals – so als Texterin für „Die Schöne und das Biest“ und „Robin Hood“ sowie als Darstellerin. Als Zweitbesetzung von Samy Orfgen löste sie diese - damals im Sartory - im „Kleinen Horrorladen“ ab, und als Zweitbesetzung von Gigi Herr übernahm sie in einigen Produktionen von Bockmayer deren Rollen. „Ich war immer zuerst die klassische Zweitbesetzung, habe mich dann aber schnell hochgearbeitet.“

Nur mit einer Solo-Karriere hat es bei der Cousine von Pianist Jürgen Fritz nie recht geklappt. „Ich habe es versucht, aber ich komme alleine nicht klar“, sagt Schlimbach. „Ich bin Teamarbeiter.“ Als solcher zählt sie seit Jahren auch zum Ensemble „Kölsch Milljö“ und „Kölsche Weihnacht“ im Porzer Eltzhof und seit drei Jahren zum Rhingdöchter-Projekt mit Kabarettistin und Sangeskollegin Ruth Schiffer und einem Begleittrio. „Alles kann ich trotz des neuen Engagements weiterhin machen.“

Gesangsausbildung an der Stage School in Hamburg

Denn für ihre Doppelrolle als Elisabeth Jäänjedötz und Rita Schmitz („Da darf ich mich wieder in meinen Kollegen Markus Dietz verlieben – wie in früheren Stücken“) gibt es im Scala mit Tanja Roll eine Zweitbesetzung. Derzeit ist Schlimbach also richtig gut beschäftigt: „Ich bin quasi vun d'r Stroß.“ Auch Wessel („Gesang ist mein Leben“) ist in zwei Rollen im Einsatz, spielt abwechselnd die Zwillingsschwestern Maria und Anna Kron - mal an der Seite von Travestie-Künstler Sophie Russel, mal an der Seite von Hilde Schmitz. Sie hatte sich nach ihrem Sieg bei der Talentprobe am Tanzbrunnen im Jahr 2012 schon einmal im Scala beworben, damals ohne Erfolg. Die Wirtstochter aus Rath-Heumar – die Eltern betreiben das „Gasthaus Wessel“ an der Eiler Straße – hatte einst im Kinderchor Rather Nachtigallen und im Quartett-Verein Rath-Heumar angefangen und später auch einige Jahre lang im Jugendchor St. Stephanmitgemischt, ehe sie nach einer Gesangsausbildung an der Stage School in Hamburg Tanz, Schauspiel und Musicalgesang studierte. Dann folgten verschiedene Solo-Programme - Bläck-Fööss-Gitarrist Bömmel Lückerath bescheinigte ihr „en Wahnsinns-Stemm“ – sowie Rollen in der Düsseldorfer Operette („Hänsel und Gretel“ und „Der Vogelhändler“), einige TV-Auftritte und immer wieder Rollen in Musicals. So spielte sie zuletzt in „Tanz der Vampire“ in Berlin und im „Geist der Weihnacht“ in Oberhausen mit.

Den erneuten Kontakt zum Scala hatte Lucas Theisen geknüpft, der dort seit einem Jahr mitspielt, und mit dem Wessel im „Tanz der Vampire“ auf der Bühne gestanden hat. Mit Regisseur Bongartz war sie sich schnell einig. „Anja, du hast alles, was wir hier brauchen“, hatte der gesagt. „Du bist ein dickes Mädchen und kannst kölsch sprechen.“

KStA abonnieren