SchuhmodeKölnerin und Brasilianerin entwerfen gemeinsam gesunde Flipflops

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Die Geschäftsführerinnen Rosangela Da Silva (l.) und Kati Conrads.

Die Geschäftsführerinnen Rosangela Da Silva (l.) und Kati Conrads.

Köln – Mitunter ist es gar nicht schlecht, wenn erst mal alles schiefläuft – so wie bei Kati Conrads im Jahr 2014. Nach ihrem dritten Bandscheibenvorfall und vorübergehenden Lähmungserscheinungen ist der Kölner Physiotherapeutin klar, dass sie ihre Praxis nicht mehr weiterführen kann. „Die Totalkatastrophe.“

Jahrelang hat sie Menschen – auch so prominente wie SPD-Politiker Hans-Jürgen Wischnewski – behandelt und bei zahllosen Patienten die Wirbelsäule gestreckt, bevor ihr die eigene einen Strich durch die Rechnung macht. Es folgt ein Jahr mit Krankenhausaufenthalten, Rehamaßnahmen und beruflichen Fragezeichen.

Dann trifft die 41-Jährige bei einer Gartenparty in der Nachbarschaft auf die fast gleichaltrige Rosangela Da Silva. Auch sie steckt gerade in einer Umorientierungsphase. Conrads gefällt der Look der gebürtigen Brasilianerin, die zu ihrem schwarzen Sommerkleid einfache Flipflops trägt. Die beiden Frauen kommen ins Gespräch, finden sich sympathisch und beschließen noch am selben Abend: „Wir machen was zusammen, wir machen Schuhe und zwar solche, die es noch nicht gibt.“

Stylish, bequem und glamourös

Da Silva ist in Rio de Janeiro aufgewachsen. Für sie ist es eine Selbstverständlichkeit, Flipflops zu tragen: Am Strand, bei der Arbeit, aber auch zum Ausgehen abends. Conrads gefällt die Vorstellung. Tags drauf machen die Frauen erste Skizzen. Wichtig ist ihnen, ein Produkt zu entwickeln, das jegliche Assoziation an Badelatschen verbietet.

Einige Muster aus der neuen Kollektion von Lolli Queen, die teilweise mit Strass oder Nieten verziert sind.

Einige Muster aus der neuen Kollektion von Lolli Queen, die teilweise mit Strass oder Nieten verziert sind.

Ihr Schuh soll nicht nur chic sein, sondern irgendwie Klasse haben, stylish und gleichzeitig komfortabel sein, gesundheitlich unbedenklich daherkommen und trotzdem glamourös wirken. Was zunächst ein bisschen nach der Quadratur des Kreises klingt, liegt zwei Monate später als fertiges Exemplar in Naturkautschuk auf dem Tisch und wird zunächst einem Belastungstest und einer Laufanalyse unterzogen.

Auf Anraten eines Mediziners wird die Sohle im hinteren Bereich leicht erhöht. Ferner wählen sie einen speziellen, weichmacherfreien Kunststoff für die Riemchen, „der beim Tragen weicher wird und deshalb nicht zwischen den Zehen schmerzt.“

Von der Messe ins KaDeWe

Damit die Flipflops nicht am Fuß schlackern und beim Treppensteigen zur Gefahr werden, kürzen sie außerdem die Riemchen. Ihre Luxus-Latschen sollen „bunt wie Lollis und selbst für Königinnen passend“ sein, deshalb nennen sie ihr Unternehmen Lolli Queen.

Als sie ihr brandneues Label erstmals bei der „Großen Deutschen Schuhmusterschau“ (GDS) in Düsseldorf präsentieren, stehen die beiden Geschäftspartnerinnen anfangs noch mit weichen Knien am Stand. Das legt sich, als immer mehr Einkäufer kommen und ordern und schließlich jemand auftaucht, der ihre Kreationen cool genug findet, um sie ins KaDeWe nach Berlin und ins Alsterhaus nach Hamburg zu holen,

Das alles ist noch keine zwei Jahre her. Inzwischen beschäftigen die beiden Geschäftsführerinnen nebenher drei Frauen in Heimarbeit, die sie dabei unterstützen, die Verzierungen an den Riemchen und an den Sohlen anzubringen. Jedes einzelne Strass-Steinchen wird manuell eingeklebt, jede Niete per Hand befestigt.

Montage in reiner Handarbeit

Sobald neue Kautschuk-Rohlinge aus Brasilien eintreffen, wird im Kölner Atelier montiert. „Dabei läuft immer kölsche Musik“, sagt Kati Conrads mit einer Bestimmtheit, die fest daran glauben lässt, dass Bläck-Fööss-Lieder und brasilianische Fußmode untrennbar zusammengehören.

Rosangela Da Silva fliegt mehrmals im Jahr in ihre alte Heimat, um dort Produktion und Produktionsbedingungen zu überwachen und zu kontrollieren, dass die im Siebdruckverfahren aufgebrachten Farben wie gewünscht ausfallen. Es gibt die Flipflops mit Streifen, Animal-Prints, mit Mustern, die an Dschungel, Savanne, Aquarien, Rosengärten oder an alte Kachelmuster erinnern. Sie kosten zwischen 29,90 und 99,90 Euro. Am 12. und 13. März präsentiert Lolli Queen die gesamte Kollektion auf der erstmals in Köln stattfindenden European Shoeshow,

Initiator dieser Messe ist Frank Hartmann. Nachdem die traditionsreiche GDS in Düsseldorf im Februar nach 61 Jahren ausgelaufen ist, möchte der Schuhexperte aus Neuss, der bis 2009 in der Geschäftsleitung der Düsseldorfer Messe für den Bereich Schuh-Präsentationen zuständig war, Köln zu einem interessanten Terrain in Sachen Fußmode machen.

Eddi Mackowiak, viele Jahre Ideengeber der GDS, wird bei der ersten Kölner Show ebenfalls mitmischen. Der kreative Kopf von Design Attack, einem Showcase für junge Kreativ-Marken aus dem Fashion-Bereich, hat Lolli Queen im Februar auf der letzten Schuhmesse in Düsseldorf entdeckt.

www.lolliqueen.de

Neue Schuh-Fachmesse

250 Aussteller aus 14 Ländern kommen am 12./13. März zur ersten European Shoeshow nach Köln. In der X-Post, (früher Expo) am Gladbacher Wall 5, werden die neuesten Trends für Herbst/Winter 2017/18 sowie Modelle zur Sofort-Order für die angelaufene Frühjahr/Sommer-Saison präsentiert.

Die Branche blickt laut Peter Skop, Chefredakteur der in Wiesbaden erscheinenden Fachzeitschrift „Schuhmarkt“, deshalb neugierig nach Köln, weil die „Große Deutsche Schuhmusterschau“ (GDS) in Düsseldorf nach 61 Jahren zum letzten Mal stattfand.

Bevor die Traditionsmesse unter neuer Führung an neuem Standort in Düsseldorf wiederaufgenommen wird, hat Köln die Chance, sich einen Ruf als innovatives Schuh-Terrain zu erwerben. Nächster Termin ist der 24./25. 9. 2017. (she)

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