SpurensucheWas vom alten Kino im Kölner Uni-Center übrig blieb

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Das Hochhaus kurz vor seiner Eröffnung im Jahr 1973.

Das Hochhaus kurz vor seiner Eröffnung im Jahr 1973.

  • Im Erdgeschoss des Uni-Centers eröffnete in den 70er Jahren eines der ersten Programmkinos in Köln.
  • Von 1979 bis zur Schließung des Filmtheaters 1985 stand die Horror Show auf dem Programm.
  • In den Räumen hat sich heute eine Spielhalle ausgebreitet. Die abgeschrägte Saaldecke und der Vorführraum hinter einer Stahltür, mehr ist nicht geblieben.

Köln – Helga Gramen sitzt mit ihrer Freundin Edith Raschke beim nachmittäglichen Kaffeekränzchen, es gibt Erdbeertorte und eine grandiose Aussicht auf die Dächer der Stadt.

Wir befinden uns im 37. Stockwerk des Uni-Centers, bis heute einem der größten Wohngebäude Europas. Die beiden Damen zählen zu den Urbewohnern des 1973 eröffneten Kolosses – und natürlich erinnern sie sich an das legendäre Kino im Erdgeschoss, das durch die Rocky Horror Picture Show bundesweit bekanntwurde.

„Ich selber hatte kein Interesse an dem Film“, sagt Helga Gramen. Sie sei zu der Zeit viel in London gewesen, im Comedy Theatre habe sie das Musical im Original erlebt.

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Helga Gramen wohnt seit 1973 im Uni-Center.

Helga Gramen wohnt seit 1973 im Uni-Center.

Schade für sie. Denn so verpasste Helga Gramen ein einzigartiges Kino-Spektakel. Zuschauer, die bei einer Hochzeitsszene Reis in den Saal warfen; die sich verkleideten wie die Filmhelden, allen voran der Transvestit Frank’n’ Furter; die textsicher waren bis zur letzten Zeile, wieder- und wieder- und wiederkamen – und für eine Mäuseplage sorgten.

1979 stand die Horror Show erstmals auf dem Programm, sie hielt sich bis zur Schließung des Kinos im Jahr 1985 auf dem Spielplan.

Das Filmtheater galt als eines der ersten Programmkinos in Köln. Theaterleiter Gert Berghoff und der Galerist Rudolf Zwirner als Geschäftsführer setzten nach der Eröffnung 1974 auf ein studentisches Publikum, was angesichts der nahe liegenden Universität nur folgerichtig schien.

In den beiden Sälen mit 150 und 100 Sesseln liefen regelmäßig Produktionen des Filmverlags der Autoren, ebenso französische und italienische Autorenfilme sowie amerikanische Independent-Werke. „Harold und Maude“ brachte es auf sechs Monate Spieldauer.

„Nordsee ist Mordsee“ von Hark Bohm, „Szenen einer Ehe“ von Ingmar Bergmann, Faßbinders „Eine Reise ins Licht“ – solche Filme zogen das Publikum an. Mit der Eröffnung der Kinos Broadway und Off Broadway wuchs Anfang der 1980er Jahre dann starke Konkurrenz heran. Die M.P.P. Kino GmbH musste die Spielstätte schließlich nach nur zwölf Jahren aufgeben.

In den Räumen hat sich eine Spielhalle ausgebreitet. Die abgeschrägte Saaldecke und der Vorführraum hinter einer Stahltür, mehr ist nicht geblieben von dem Zauber um Rocky, Riff Raff und die ganze Truppe.

Der frühere Eingang des Kinos. In den Vitrinen hingen einst Filmplakate.

Der frühere Eingang des Kinos. In den Vitrinen hingen einst Filmplakate.

Das wissen die Damen im 37. Stock auch noch zu erzählen: Kurze Zeit nach dem Kino musste auch das angrenzende Restaurant, eine Edelcrêperie, wegen ausbleibender Kunden schließen. „Dort war es nach der Vorstellung immer gerappelt voll“. Obwohl es doch vorher schon Reis gab.

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