KonzertDas intensive Aroma des Jazz

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Das Trio Natasha mit Natasha Scheel, Bernd Höver (m.) und Guido Vandervelt eröffnete den Abend. (Bild: CA)

Das Trio Natasha mit Natasha Scheel, Bernd Höver (m.) und Guido Vandervelt eröffnete den Abend. (Bild: CA)

Bergisch Gladbach – Jazzmusik hat viele Gesichter. Manch einer assoziiert damit die großen Swing-Big-Bands der 30er Jahre, ein anderer denkt eher an kleine Bebop-Combos oder Freejazz-Orchester. Eines vereint sie alle: die Kreativität, die spielerische Ausdrucksfreude der Musik gekoppelt mit einer seltenen emotionalen Tiefe. Diese Vielfalt sollte auch bei der 1. Bergischen Jazznacht im Vordergrund stehen.

Drei Jazzbands waren eingeladen, um das intensive Aroma des Jazz nach Bergisch Gladbach zu bringen. Den Abend eröffnete das Trio Natasha, bei dem auch Initiator Bernd Höver das Altsaxophon ansetzte. Den rhythmischen und harmonischen Kontrapunkt zu seinem Spiel boten Guido Vandervelt am E-Bass sowie die namensgebende Natasha Scheel am Piano und als Sängerin. Etwa eine Stunde lang präsentierten die drei Musiker charmant und mit Herzblut ihre Jazz-Standards. Dieses Herzblut machte es um so überraschender, dass es sich bei den Musikern nicht um Profis, sondern um begeisterte Amateure handelte. Als Finale ersetzte Thomas Rückert Natasha Scheel am Klavier, um mit der Band eine rasante Version von „Round Midnight“ zu spielen. Die zickige Komposition des legendär exzentrischen und genialen Bebop-Komponisten Thelonious Monk bot einen passenden Abschluss für das erste Set des Abends.

Nach einer kurzen Pause folgte das Dagmar Bunde Duo. Die Sängerin wurde von Rolf Marx an der Gitarre begleitet. Gemeinsam präsentierten sie ebenfalls eine geschmackvolle Auswahl von bekannten und nicht so bekannten Stücken. Dagmar Bundes aufregend emotionale Stimme ließ die Stücke lebendig werden und erzählte so musikalische Geschichten - ganz im Sinne der Jazz-Tradition. Dabei bot Rolf Marx ihr mit seinem präzise-zurückhaltendem Gitarrenspiel den perfekten Rahmen. Ohne Hilfe einer Rhythmusgruppe gelang es ihm, nur mit der Gitarre einen eindringlichen Groove entstehen zu lassen. So wurde das enge Zusammenspiel der Künstler zu einem intensiven Dialog zwischen Stimme und Gitarre, zwei Klangkörpern, die sich zu einem bunten Musikgeflecht vereinigten. Auch in in den Solos gaben die Musiker sich gegenseitig genug Raum für kreatives Ausloten der musikalischen Tiefen der Stücke, wobei besonders Marxs harmonisch anspruchsvolle Soli in Kombination mit Bundes Scat-Gesang überraschten.

Als finale Gruppe präsentierte das Thomas Rückert Trio weitere Facetten der Jazzmusik. Rückert, der schon im ersten Set als Gastpianist auftrat, wurde von Bassist Henning Gailing und Peter Kahlenborn am Schlagzeug begleitet. Das Publikum war so begeistert, dass sich die Band sogar zu einer Zugabe hinreißen ließ, die Rückert seiner im Saal anwesenden Mutter widmete. Als Finale gab es sogar noch eine kleine Jam-Session über den Klassiker „Lullaby of Birdland“, bei der auch die restlichen Musiker des Abends noch einmal ihre Improvisationsfähigkeit unter Beweis stellen konnten.

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