Sky du Mont zum 75.Der Mann, der Nicole Kidman (fast) verführte

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Schauspieler Sky du Mont 

Köln – Ziemlich genau 20 Jahre lang hat Sky du Mont in der ZDF-Krimireihe „Derrick“ immer wieder den blasierten Tunichtgut gegeben. Versammelte sich die Familie Freitagabends vor der Röhre, gab es stets ein großes Hallo auf der Couchgarnitur, tauchte du Mont mal wieder in feinster Halbseide auf dem Bildschirm auf, das Profil so scharf geschnitten wie die Hemden, und Arroganz-Stanzen wie diese von sich gab: „Ich habe Frauen sehr gerne. Ich liebe sie, dann wohnen sie eine Weile hier – und dann schick’ ich sie zum Teufel.“

Toll. Noch toller, wenn ihn dann das Münchner Kriminalbeamtentum zum Abschluss des jeweiligen Falles für sein anmaßendes Verhalten gnadenlos abstrafte. So er nicht bereits, wie in der Folge „Hausmusik“ aus dem Jahr 1982, gleich in der ersten Szene willentlich überfahren wird. Sogar als Opfer war Sky du Mont selbst schuld: Am Steuer saß sein Vater; der missratene Sohn hatte die Geschwister angefixt und als Drogenhändler abkassiert.

Jedenfalls musste Sky du Mont im deutschen TV über lange Jahre hinweg hauptsächlich als sein eigenes Klischee auftreten. Das hatte er als Schauspieler nicht verdient – auch wenn er für seine Charakterschweinarbeit mit Sicherheit anständig entlohnt wurde.

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Woher sein stilsicheres Auftreten stammt

Anders wäre jemand wie er wohl schwerlich in die hiesige Abendunterhaltung zu integrieren gewesen: Das weltmännische Auftreten erklärt sich aus seiner Biografie: Geboren in Buenos Aires – eigentlich heißt Sky Cayetano – , aufgewachsen in London, München und der Schweiz. 

Und die besten Rollen –   die, in denen er nicht den Fiesling geben musste –  verdankt er seinem makellosen Englisch: Im US-Zwölfteiler „War and Remembrance“ (1989) verkörperte er an der Seite von Robert Mitchum und Hardy Krüger den Hitler-Attentäter von Stauffenberg, mit Augenklappe sah der schöne Mann noch blendender aus. 

Ein Eintänzer für Stanley Kubrick

In Stanley Kubricks letztem Film „Eyes Wide Shut“ (1999) bemühte er sich als ungarischer Eintänzer nach Kräften Tom Cruise Nicole Kidman auszuspannen: ein Mann für feuchte Träume. Da konnte du Mont endlich zeigen, was er einst an der Schauspielschule in München gelernt hatte.

Um ein Haar, wie er es heute als gelassener und so gar nicht aufgeblasener Grandseigneur gerne erzählt, wäre er viel früher als gefährlicher Frauentröster weltberühmt geworden, hätte Christopher Lee als Dracula abgelöst und sprach als möglicher Nachfolger von Sean Connery für die Bond-Rolle vor. Ersteres sagte er in der Hoffnung auf letzteres ab, für den Agenten ihrer Majestät war er mit 22 Jahren jedoch entschieden zu jung.

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Auf deutschen Leinwänden  dagegen durfte du Mont sein Fernsehimage immerhin genüsslich auseinandernehmen: In „Otto – Der Film“ (1985) entpuppt sich sein Jetset-Lackaffe als ein abgebrannter Hochstapler namens Harald, in Bully Herbigs „Der Schuh des Manitu“ spielt er mit seinem Bösewicht Santa Maria nicht nur seine Mitdarsteller, sondern auch sämtliche Schurken aus den alten Karl-May-Verfilmungen unter die Saloon-Theke.

Am 20. Mai feiert Sky du Mont seinen 75. Geburtstag. Vielleicht gucken wir ihm zu Ehren noch einmal eine alte „Derrick“-Folge. Vielleicht fällt uns dann auf, wie gut er ist, wenn seinen Schnöseln im Verhör schließlich der Schweiß ausbricht.

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